Arsen im Erdaushub verursacht Zusatzkosten. Foto: Hans-Dieter Wolz

Im Erdaushub im Schlossgarten Stetten ist Arsen entdeckt worden. Die Erdhügel müssen teuer in eine spezielle Deponie transportiert werden.

Kernen - Einige Hunderte von Jahren flanierten die Schlossbesitzer und Ortsherren Stettens in ihrem barocken Garten. Ein prächtiger Baumbestand ist in der Zeit herangewachsen. Das Refugium der Herzogswitwen und Prinzen war tabu für die einfache Bevölkerung. Nach langen Jahren erst hat die heutige Schlossbesitzerin, die Diakonie Stetten, einen Durchgang in die Schlossmauer geschlagen und den Park für die Bevölkerung geöffnet, die ihn trotzdem nur zurückhaltend betreten hat. Immer wieder war er lange Jahre seiner natürlichen Entwicklung überlassen.

Und doch verblüfft der naturnah erscheinende Garten jetzt mit einem auf den ersten Blick erschreckenden Befund. Dort ist der Boden belastet – mit Arsenverbindungen. Viele Verbindungen des Metalls sind stark giftig. Auch das als Mordgift bekannte Arsenik wird meist einfach „Arsen“ genannt.

Das Arsen kommt aus dem Gestein

Von einem bisher nicht bekannten Mord im Schloss rührt der Fund allerdings nicht her, und auch auf unerlaubte Ablagerungen geht er vermutlich nicht zurück. „Es handelt sich dabei um eine natürliche, ,geogene’ Arsenbelastung. Das gibt es in vielen Böden, das heißt das Arsen kommt aus dem Gestein“, lautet die Auskunft aus dem Bauamt in Kernens Rathaus zum unerwarteten Fund.

Es handelt sich auch um eine kleine Menge. „Beim ersten Test konnten wir gar nichts nachweisen“, erzählt der Landschaftsarchitekt Peter Näher, der die Pläne für die Modernisierung des Schlossgartens erstellte und die Arbeiten leitet. „Aber man muss direkt vor der Abfuhr auf die Erddeponie nochmals messen, und dann hatten wir das Ergebnis.“

Laut Rathaus geht von dem Erdmaterial keine Gefahr aus

Der beanstandete Boden – etwa 500 Kubikmeter Erde – sei in einer der niedrigsten Schadstoffklassen einzuordnen, sagt der Beigeordnete und Bauamtsleiter Peter Mauch. Rathaussprecherin Susanne Herrmann betont deswegen auch, dass von dem Erdmaterial keine Gefahr ausginge. „Das heißt, es könnte diesbezüglich problemlos auch im Schlossgarten verbleiben.“

Da das Gelände des Schlossparks bei seiner Renovierung aber neu modelliert worden ist, entstand ein Überschuss an Erdmaterial, der sich in diesen Tagen noch in großen Haufen auftürmt. Das Aushubmaterial muss nun zur Entsorgerfirma EKG (Epple, Klöpfer, Gläser) abgefahren werden, die es dann entsprechend den Vorschriften und sicher deponiert. Höhere Deponiegebühren sind die Folge, und das bei einem Vorhaben, das der Gemeinderat schon mit einem Kostendeckel versehen hat. Haushaltsmittel stünden zur Verfügung, so lautet die Auskunft des Rathauses.

Dennoch ist der Spielraum eng: Mehr als 600 000 Euro darf diese Gartenschau-Attraktion in Kernen nicht kosten, so beschloss es der Gemeinderat. Als Zuschüsse werden von der Landesregierung 595 000 Euro erwartet. Auch die Schlossherrin Diakonie Stetten, die den Park auf 20 Jahre an die Gemeinde Kernen zur öffentlichen Nutzung verpachtet hat und dies vertraglich festlegte, hat sich an der Renovierung finanziell und tatkräftig beteiligt.

Die Investition soll sich lohnen. Der neu modellierte Schlossgarten mit wiederhergestelltem Wegesystem aus der Barockzeit, mit einladendem Spielgerät für junge Besucher, behinderte Bewohner und auch für bewegungsarme Senioren, mit einer multifunktionalen Spiel- und Veranstaltungsfläche, mit wiederhergestellter Blickachse ins Dorfzentrum und zur Yburg und mit vielen Blumen und Stauden soll die zentrale Fläche für die Remstal-Gartenschau in Stetten werden. Einen Weinbrunnen als weitere Attraktion schlug eine gut gelaunte Besucherschar bei einer Baustellenführung kürzlich vor, aber das war wohl nicht ganz ernst gemeint. Gut informierte Gäste würden sich jetzt, in der Nachbarschaft selbst von fest im Erdreich gebundenem Arsen, kaum mehr trauen, dort aus einem offenen Trog, vielleicht nicht einmal mehr aus einem Hahnen zu trinken.