DFL-Chef Christian Seifert im Fokus der Öffentlichkeit – wie wird ab 2021 das TV-Geld an die Clubs verteilt? Foto: dpa/Arne Dedert

Wer sportlich erfolgreich ist, bekommt den größten Batzen an TV-Geldern – ist dieses Modell des deutschen Profi-Fußballs noch zeitgemäß? Darüber wird bereits heftig debattiert.

Stuttgart - Denkt der Fußballfan an die Verteilung der TV-Gelder, ist das mittlerweile eine recht persönliche Rechnung. Ein bisschen was an die öffentlich-rechtlichen Sender per Rundfunkgebühr. Ein weiterer zweistelliger Betrag an einen Streamingdienst. Und etwas mehr für das Abo beim Pay-TV-Sender. Zu zahlen pro Monat. Nur so kommt der Anhänger in den Genuss der Vollversorgung.

Die moderne Fußballwelt hat also ihren Preis. Für den Endkunden, aber auch für diejenigen Unternehmen, die mitmischen wollen im Business mit dem bislang so lukrativen Werbemarkt. Die Vereine unter dem Dach der Deutschen Fußball-Liga (DFL) verdienten und verdienen prächtig mit den abgeschlossenen Verträgen – über eine Milliarde Euro fließen je Saison an die Clubs. Und dennoch ist die Begeisterung zuletzt gesunken.

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Das lag weniger an der absoluten Summe, die ausgeschüttet wird, obwohl im neuen Vertrag (ab der Saison 2021/22) auch aufgrund der Corona-Krise keine weitere Steigerung erzielt werden konnte. Es geht vielmehr darum, wie das, was reinkommt, rausgeht an die 36 Proficlubs der ersten und zweiten Liga. „Man müsste die Medienerlöse der Bundesliga, national wie international, komplett gleich verteilen“, sagte nun Jan Lehmann, der kaufmännische Vorstand des 1. FSV Mainz 05, dem „Kicker“. Bislang ist das anders.

Bisher gibt es ein Vier-Säulen-Modell

Die aktuelle Regelung basiert auf einer Entscheidung aus dem Jahr 2016. Reinhard Rauball, der DFL-Präsident, nannte sie damals ein „starkes Zeichen für funktionierendes Miteinander im Profifußball“. Zentrales Element ist die Fünf-Jahres-Wertung, aus dem sportlichen Abschneiden eines Clubs in jenem Zeitraum ergibt sich die Platzierung im Ranking. Darüber hinaus werden drei weitere Parameter bewertet: sportliche Nachhaltigkeit – dabei geht es um den langfristigen Beitrag eines Vereins zur Entwicklung der Bundesligen –, Nachwuchsförderung – es geht um den Einsatz von U-23-Spielern –, und Wettbewerb – hier geht es um die Attraktivität in den unterschiedlichen Tabellenregionen. Da über die erste Säule 70 Prozent der nationalen Erlöse verteilt werden, bringt der sportliche Erfolg am ehesten ein Plus an TV-Geldern.

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Was zunächst einmal nach einer fairen Lösung klingt, hat für viele Experten und Beteiligte einen Haken. Das zur Verfügung stehende Budget bedingt für sie den möglichen sportlichen Erfolg. Wer viel bekommt, bleibe oben und bekomme wieder viel oder noch mehr. Die Mehr-Klassen-Gesellschaft in der Liga werde so auf Jahre zementiert – und die Topvereine teilen dann auch noch die Erlöse aus den lukrativen internationalen Wettbewerben unter sich auf. Dass der FC Bayern nun achtmal in Serie Meister wurde, gilt als Folge dessen. „Die TV-Gelder aus den internationalen Wettbewerben sind Gift für die Wettbewerbsfähigkeit in den nationalen Ligen“, sagt Thomas Röttgermann, der Vorstandschef von Absteiger Fortuna Düsseldorf.

Diskussion auf Regionalkonferenzen

Über eine gleichberechtigte Verteilung an alle 18 Erstligaclubs würde die Kluft zumindest über den nationalen Topf nicht weiter vergrößert, man appelliert an den Solidaritätsgedanken. Gesucht wird nun eine Regelung, die dann im Zeitraum des neuen Vertrags (2021/22 bis 2024/25) gilt. Die DFL plant dafür bis Jahresende drei Regionalkonferenzen, auf denen sich die 36 Clubs austauschen sollen. Erst dort will der VfB Stuttgart seine Meinung zum Thema diskutiert wissen, am Ende entscheidet das DFL-Präsidium.

Die Topvereine haben derweil wenig Interesse an einer gravierenden Veränderung. „Wenn man versucht, die Zugpferde zu schwächen, dann schwächt man die ganze Liga“, sagte schon vor Wochen Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Oliver Mintzlaff, Vorstandschef bei RB Leipzig, meint: „Performance muss belohnt werden. Ohne den FC Bayern und ohne Borussia Dortmund würden wir diese Ergebnisse bei den TV-Geldern gar nicht erzielen.“

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Eine „Diskussion mit Anstand, Weitblick und Solidarität“ wünscht sich für die kommenden Monate der DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. Viele Emotionen werden des Weiteren im Spiel sein – nicht nur beim zahlenden Zuschauer.