Bielefeld gibt es doch – das teilte die Stadt nach einem kuriosen Wettbewerb mit. Foto: dpa/Oliver Krato

Bielefeld gibt es gar nicht: Der ultimative Beweis für diese hartnäckige Verschwörungstheorie war der Stadt in Ostwestfalen eine Million Euro wert. 2000 Einsender aus aller Welt haben es versucht – nun ist das Ergebnis bekannt.

Bielefeld - Die Eine-Million-Euro-Belohnung für den Beweis der Nichtexistenz Bielefelds bleibt unangetastet: Nach der werbewirksamen Stadtmarketingkampagne „Bielefeldmillion“ mit rund 2000 Teilnehmern aus aller Welt hält die ostwestfälische Stadt ihre Existenz für abschließend erwiesen und erklärte die sogenannte Bielefeld-Verschwörung für beendet. „Das Ergebnis des Wettbewerbs ist: Bielefeld gibt es - und wie“, erklärte Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) am Dienstag augenzwinkernd in Bielefeld.

PR-Aktion bringt Sympathien ein

Die 340.000-Einwohner-Stadt in der Region Ostwestfalen-Lippe hatte im August eine Million Euro für den Beweis ausgesetzt, dass es Bielefeld in Wahrheit nicht gibt. Anlass für die selbstironische Millionenofferte war der 25. Jahrestag der Bielefeld-Verschwörung: 1994 hatte der damalige Kieler Student Achim Held in einem satirischen Text behauptet, die Stadt existiere gar nicht. Held hatte sich damit über Verschwörungstheorien lustig machen wollen.

Die Satire entwickelte sich allerdings zum Dauergag: „Bielefeld? Das gibt es doch gar nicht“ wurde zum geflügelten Wort. Die Stadt reagierte darauf humorvoll mit der nun beendeten PR-Aktion. „Unsere Antwort auf die Bielefeld-Verschwörung hat nicht nur in ganz Deutschland, sondern rund um die Welt für positive Schlagzeilen gesorgt und viele Sympathien für unsere Stadt geweckt“, zeigte sich Clausen überzeugt.

„Wir verabschieden uns von der Mär“

„Nach 25 Jahren Bielefeld-Verschwörung haben wir Bielefelderinnen und Bielefelder dieser kuriosen Geschichte ein eigenes und spektakuläres Schlusskapitel gegeben“, fügte der Oberbürgermeister hinzu. „Darum nehmen wir uns jetzt das Recht zu sagen: Wir verabschieden uns von der Mär, dass es uns gar nicht gibt.“

Auch der Erfinder der Bielefeld-Verschwörung zeigte sich angetan von Stadtmarketingkampagne. „Als ich die Satire zur Bielefeld-Verschwörung 1994 im Internet veröffentlichte, wollte ich mich über Verschwörungstheorien im Allgemeinen lustig machen“, erklärte Achim Held. „Es ging gar nicht primär um Bielefeld.“

300 Einsendungen aus dem Ausland

Als der Scherz über die Jahre dann zunehmend bekannt geworden sei, hätten sich die Bielefelder bestimmt nicht immer gefreut. „Aber die Stadt hat mit dieser witzigen Aktion die perfekte Antwort auf den Spruch gegeben, dass es Bielefeld nicht gebe“, lobte Held. „Wer könnte das denn jetzt noch behaupten?“

Nach dem Start des kuriosen Millionengewinnspiels am 21. August waren mehr als 2000 E-Mails beim Bielefelder Stadtmarketing eingegangen, davon 300 aus dem Ausland. Neben einer Vielzahl Gedichte, Kinderbilder, Comics und Videos legten Teilnehmer nach Angaben des Bielefelder Stadtmarketings auch vermeintlich wissenschaftliche Beweise vor - mit Argumenten aus Mathematik, Physik, Logik und Geschichte.

Gedenkstein erinnert an Verschwörung

„Einige Einsendungen mussten wir sogar mit Mathematik- und Physikexperten von der Uni Bielefeld zusammen durchgehen, so komplex waren die“, erinnerte sich Jens Franzke vom Bielefeld Marketing. Die Entscheidung war dann aber dennoch schnell getroffen: „Etwa zwanzig kamen in die engere Wahl und dann gab’s ja nur noch ja oder nein“, erzählte Franzke.

In der Bielefelder Altstadt erinnert nun sogar ein Gedenkstein an die Kampagne zur Bielefeld-Verschwörung. Der 600 Kilogramm schwere Findling steht in der Nähe des Leineweber-Denkmals, ein Wahrzeichen Bielefelds. Darauf: Die Jahreszahl 1994, als die Verschwörung entstand und 2019, das Jahr in dem sie begraben wurde. Mit dem Gedenkstein sollen die Historie der 800 Jahre alten Stadt und die Geschichte eines der ersten deutschen Internetphänomene zusammengeführt werden. „So haben die Stadtführer endlich auch einen Ort, an dem sie unseren Gästen von der Verschwörung erzählen können“, fügte Franzke hinzu.