Die äußere Neuhauser Straße ist eine hochfrequentierte Pendlerstrecke. Foto: Archiv Sägesser

Im Zuge von Stuttgart  21 ist eine Südumfahrung für Stuttgart-Plieningen geplant. Nachdem die Vorbereitungen ins Stocken geraten waren, ist nun klar, wie sie sich die neue Straße auf die Menschen auswirken wird.

Plieningen - Wer die Anwohner der äußeren Neuhauser Straße fragt, bekommt eine klare Antwort. Die neue Straße muss her, sie leiden unter den Blechlawinen vor ihrer Haustür. Viele der Fahrzeuge, die sich hier tagtäglich zwischen Ostfildern und Autobahn beziehungsweise Flughafen entlangquälen, sind Lastwagen. Es ist bewiesen, dass die Anwohner zu viel erdulden müssen. Und damit soll Schluss sein. Im Zuge des Bahnprojekts Stuttgart 21 soll eine Südumfahrung für Plieningen gebaut werden. Das Projekt war zuletzt ins Stocken geraten, weil offenbar ein Formfehler unterlaufen ist. Die beiden Projekte – Umfahrung und S 21 – wurden zu stark miteinander verquickt, die jeweiligen Folgen nicht separat von einander abgewogen. Das wurde nun nachgereicht. Mit für Plieninger interessanten Erkenntnissen.

Was soll gebaut werden?

Die Südumfahrung soll von Ostfildern aus an der Autobahn und der dann neuen ICE-Trasse entlangführen und an die Mittlere Filderstraße andocken. Gebaut werden muss dafür nur noch ein anderthalb Kilometer langes Straßenstück. Im Zuge dessen soll die äußere Neuhauser Straße – die derzeit vom Durchgangsverkehr genutzt wird – gesperrt werden. Gleichzeitig ist in Planung, die Scharnhauser Straße umzuwidmen. Das könnte bedeuten, dass dort nur Radler und Busse fahren dürfen und den Autos nur der Weg über die neue Südumfahrung bleibt.

Was wurde nun genau geprüft?

Aufgabe war es, die Gesamtsituation abzuwägen. Braucht es die Straße, was bringt sie wirklich? Anhand von Verkehrsdaten ist der Jetzt-Zustand dargelegt worden. Im zweiten Schritt wurde prognostiziert, welche Veränderungen die neue Straße mit sich brächte – und ob die Vorteile die Nachteile überwiegen. Dafür sind verschiedene Knotenpunkte näher beleuchtet worden, aber auch der Zustand an den viel befahrenen Straßen in Plieningen.

Wie ist der Jetzt-Zustand?

Zwei von drei derzeit bestehenden Knotenpunkten sind der Analyse nach überlastet. Es handelt sich dabei zum einen um die Stelle, an der man bei Plieningen auf die Autobahn fahren kann, und zum anderen die Kreuzung von Neuhauser Straße und Mittlerer Filderstraße. Das führe zu großen Belastungen für Anwohner. Die Stadt Stuttgart habe 2017 insgesamt 57 Häuser ermittelt, bei denen der nächtliche Lärmpegel bei über 60 Dezibel liegt – das ist der gesundheitsgefährdende Bereich.

Laut den Experten gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich diese unbefriedigende Situation in Zukunft ändern wird. Sogar im Gegenteil. Der Gutachter sagt fürs Jahr 2030 voraus, dass der Verkehr um 37 Prozent zunehme in Plieningen. Wobei besonders mit einem höheren Lastwagen-Aufkommen zu rechnen sei. Nachmittags sei auf der Filderhauptstraße dann mit Rückstaulängen von zwei Kilometern in beide Fahrtrichtungen zu rechnen, derzeit seien es 500 bis 600 Meter.

Was würde die Straße verändern?

Laut Zahlen würde die Südumfahrung Entlastung für Plieningen bringen – wenn auch nicht für den kompletten Ort. Die beiden Knotenpunkte würden durch die neue Straße spürbar entlastet. Im östlichen Plieningen würde der Durchgangsverkehr zwar um zehn Prozent steigen, es gäbe dann allerdings 43 Prozent weniger Schwerlastverkehr. Im westlichen Ortsteil würde der Durchgangsverkehr um acht Prozent runtergehen und der Schwerlastverkehr um 24 Prozent. Deshalb ist die Behörde zum Entschluss gekommen, dass die Straße gerechtfertigt ist.

Gibt es auch Verlierer?

Der Verkehr wird wegen der neuen Straße zwar insgesamt betrachtet weniger. Es gibt allerdings auch Stellen in Plieningen, die dann mehr abbekommen dürften. Man geht davon aus, dass aufgrund der Sperrung der äußeren Neuhauser Straße und der Scharnhauser Straße mehr Autos auf der Bernhauser Straße unterwegs sein werden. Von 85 Prozent ist die Rede, das entspricht werktäglich 5100 Fahrzeugen mehr (zwischen Neuhauser Straße und L 1192). Um den Lärmpegel möglichst gering zu halten, ist Tempo 40 auf einem Abschnitt im Gespräch. Bei der Neuhauser Straße gehen die Experten von einem Plus von 39 Prozent aus, das wären (zwischen der Bernhauser Straße und der Mittleren Filderstraße) 1300 Fahrzeuge mehr als heute. Allerdings werden hier keine Kapazitätsengpässe gesehen. „Insbesondere die als Landesstraße gewidmete Bernhauser Straße dient weiterhin vorwiegend dem durchgehenden Verkehr innerhalb des Landes“, heißt es seitens der Behörde.