Besitzer von E-Mobilen können zum Beispiel an der Theodor-Heuss-Straße ihr Auto aufladen. Jede Säule verfügt in Stuttgart über zwei Stecker. Foto: Cedric Rehman

Ein Anwohner schildert dem Bezirksbeirat Mitte eine Idee für mehr Ladestationen für E-Mobile in der Innenstadt.

S-Mitte - Elektroautos kurven leise durch die Stuttgarter Straßen. Ihre Besitzer müssen sich wohl ab und an ein lautes Wort verkneifen. Reinhold Barth wohnt an der Alexanderstraße. Er schilderte den Bezirksbeiräten bei ihrer jüngsten Sitzung im Rathaus in den ersten fünf, für die Anliegen der Anwohner reservierten Minuten, wie schwierig es im Alltag für ihn sei, sein E-Auto aufzuladen.

Barth hat eigenen Angaben zufolge keinen privaten Stellplatz und damit auch keine eigene Ladestation. Die Suche nach einer freien Ladesäule gestalte sich oft langwierig, erzählt er den Bezirksbeiräten. „Regelmäßig kaufe ich bei Kaufland in Möhringen ein und lade während dem Einkaufen an der Schnellladesäule mein E-Auto. Wenn dort die Säule besetzt ist, muss ich eben im Auto warten, bis sie frei wird“, erzählt er in einem Gespräch nach der Sitzung. Die wachsende Beliebtheit von E-Autos sieht er als gute Nachricht für die Menschen im Stuttgarter Kessel. „Mehr E-Autos bedeutet für Anwohner in der Innenstadt weniger Lärm und Abgase“sagt Barth.

E-Autos sind leise

Barth ist der Meinung, dass die Ladeinfrastruktur mit ihren laut Stadt 423 Ladepunkten und das Tempo ihres Ausbaus dem Bedarf in Stuttgart nicht gerecht wird. Nur vier der Säulen ermöglichten Barth zufolge derzeit ein besonders schnelles Aufladen der E-Autos. Er ist überzeugt, dass sich die Lage in den kommenden Jahren verschärfen wird. „Die Situation wird sich dramatisch verschlechtern. Seit 2019 bringen die Autofirmen immer mehr E-Modelle in steigenden Stückzahlen auf den Markt“.

Die wachsende Beliebtheit der elektrisch betriebenen Autos sei zunächst eine gute Nachricht für die Anwohner im Stuttgarter Kessel, meint er. „Mehr E-Autos bedeutet für Anwohner in der Innenstadt weniger Lärm und Abgase“, sagt Barth. Doch gerade für jene, die wie er in den Innenstadt wohnten, bedeute die Suche nach einer freien Ladestation oft Frustration. Die Stadtverwaltung gehe selbst davon aus, dass 85 Prozent der Ladevorgänge privat erfolge, argumentiert Barth. In der Innenstadt verfügten aber nur wenige über eigene Stellplätze und damit Raum für eigene Ladeinfrastruktur.

Anwohner hat eine Idee

Der CDU-Bezirksbeirat Klaus Wenk macht den Anwohner in der Sitzung auf neue Schnellladestationen an der Kepplerstraße aufmerksam. „Das könnte eine schnelle Lösung sein“, meint er. Barth schwebt eine grundsätzlichere Lösung vor. Er nutzt seinen Auftritt vor dem Bezirksbeirat, um für seine Idee zu werben. Der Anwohner schlägt vor, dass die Stadt Hausgemeinschaften die Nutzung eines Bewohnerparkplatzes vor dem Wohngebäude für eine Stunde am Abend etwa von 18 bis 19 Uhr exklusiv zum Aufladen ihrer E-Autos gestattet. Die Hausgemeinschaften könnten auf eigene Initiative eine eigene Ladebox an den Stellplätzen installieren. „Das kostet 600 Euro“, sagt Barth.

Er betont, dass die Parkplätze weiterhin von allen allen Bewohnern mit Bewohnerparkausweis des Bezirks genutzt werden könnten bis auf die eine Stunde zum Aufladen der E-Mobile am Abend. Die Hausgemeinschaften müssten sich ihrerseits auf Zeitfenster einigen, sodass jeder Anwohner im Wechsel sein Auto aufladen könne, erläutert Barth.

Branche warnt vor Mangel

Reinhold Barth ist mit seinen Sorgen vor einer überlasteten Ladeinfrastruktur nicht alleine. Die Automobilbranche schlug im November Alarm. Das Unternehmen Volkswagen äußerte öffentlich Sorge, dass es 2025 zu wenig Ladestationen geben wird. Im Jahr 2025 könnten drei bis vier Millionen E-Autos und Plug-in-Hybride auf deutschen Straßen unterwegs sein, schätzt das Unternehmen. Dafür seien rund 300.000 öffentliche Ladepunkte notwendig. Bliebe es beim derzeitigen Tempo des Ausbaus, könnte 2025 nur maximal die Hälfe der nötigen Säulen vorhanden sein, warnte Volkswagen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sprach sich Mitte des vergangenen Monats für einen Gipfel von Vertretern der Branche sowie Bund, Land und Kommunen aus, um die Entwicklung der Ladeinfrastruktur zu diskutieren. In einem Ranking des Verbands rangiert bei den Anzahl der Ladestationen weit hinten. Die Stadt wies die Angaben des VDA Anfang zurück und kritisierte die Datenlage des Verbands als „veraltet“.

Auch der CDU-Bezirksbeirat Klaus Wenk äußerte Zweifel, ob die Infrastruktur die E-Mobilität für Anwohner der Innenstadt ausreiche. Er bezeichnete den Vorschlag des Anwohners Barth auf Nachfrage als „interessant“.