Thijs Lucas setzt sich für für mehr Sicherheit im Radverkehr ein. Foto: Alexandra Kratz

Die Waldburgstraße in Stuttgart-Vaihingen könnte Fahrradstraße werden. Prompt hat es Protest aus der Bürgerschaft gegeben. Nun melden sich die Fürsprecher zu Wort und warnen vor „Panikmache“.

Vaihingen - Die Tübinger Straße ist Fahrradstraße und damit für viele ein Vorzeigeprojekt. Autos gibt es dort dennoch jede Menge, sowohl am Rand geparkt als auch auf der Fahrbahn. Ob alle, die dort fahren, das auch tatsächlich dürfen, sei dahingestellt, denn es gilt eine Anliegerregelung. Doch so oder so, für Thijs Lucas eignet sich die Tübinger Straße in Stuttgart-Süd perfekt dafür, Vorbehalte bei Anwohnern der Waldburgstraße in Vaihingen abzubauen. Lucas ist Sprecher der Initiative Radentscheid Stuttgart und wohnt selbst in Rohr, in unmittelbarer Nähe zur Waldburgstraße, wo jüngst ein Protestbrief kursierte.

Thilo Fink, Anwohner und CDU-Bezirksbeirat, hatte Flyer verteilt. „Waldburgstraße soll Fahrradstraße werden – Ihre Parkplätze sind in Gefahr und niemand hat Sie gefragt“, lautete die Überschrift. Darunter sind verschiedene Fragen formuliert, zum Beispiel ob die Rohrer Höhe für Autofahrer künftig deutlich schlechter zu erreichen sein wird.

Aktuell sei die Waldburgstraße gefährlich für Radler

Hintergrund ist eine Machbarkeitsstudie zu Radschnellverbindungen in Stuttgart, mit der sich die Stadträte unmittelbar vor der Sommerpause befassten. Die Beschlussfassung war auf September vertagt worden. Die Vorlage besagt, dass die Einrichtung von 13 Radschnellverbindungen auf Stuttgarter Gemarkung „technisch machbar ist“ und gleichzeitig „eine wirtschaftliche Maßnahme zur Förderung des Radverkehrs in der Region darstellt“. Einer dieser Radschnellwege verläuft von Böblingen kommend über die Brücke über die A8 durch die Waldburgstraße und weiter zum Vaihinger Bahnhof. „Die Führung über die Waldburgstraße sollte in Form einer Fahrradstraße erfolgen. Trotz Busverkehr gilt es hier, den Verkehr auf die Radfahrenden abzustimmen. Alternativ sollte zumindest die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 30 Kilometer in der Stunde reduziert werden“, heißt es in der Machbarkeitsstudie.

Lucas steht hinter diesen Ideen. Aktuell sei die Waldburgstraße für Radfahrer nicht sicher – vor allem nicht für ungeübte wie zum Beispiel Kinder. Und gerade die seien dort oft mit ihren Drahteseln unterwegs, weil sich in unmittelbarer Nähe viele Schulen befinden. Aktuell gilt auf der Waldburgstraße Tempo 50, und es gibt teils beidseitig sogenannte Fahrradschutzstreifen, die mit gestrichelten Linien von der Fahrspur der Autos abgetrennt sind. Das führe oft dazu, dass Autofahrer Radler überholen, ohne auf den vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,50 Metern zu achten. Und Radler würden häufig zu dicht an den geparkten Autos vorbeifahren. Wenn dann jemand ohne zu schauen die Tür öffnet, kommt es zu Unfällen.

Wann werden die Anwohner gefragt?

Für Lucas gilt: „Damit Radler sicher unterwegs sein können, muss der Autoverkehr beruhigt werden.“ Das bedeute zum einen eine Geschwindigkeitsreduzierung auf maximal 30, besser 20 Kilometer in der Stunde. Zum anderen sollen Autofahrer herausgenommen werden, welche auch andere Straßen nutzen könnten. Das funktioniere am besten über eine Anliegerregelung. „Für die Anwohner selbst sind damit aber keine Nachteile verbunden. Sie brauchen höchstens ein paar Sekunden länger, um nach Hause zu kommen“, sagt Lucas. Und Parkplätze müssten bei einer Umwandlung in eine Fahrradstraße nicht oder nur in geringem Umfang gestrichen werden. Manchmal seien es hinterher sogar mehr. Die Alternative zur Fahrradstraße sei ein baulich getrennter Radweg. Doch dafür braucht es Platz, weshalb dann oft Parkplätze gestrichen werden.

Thilo Fink hatte vor allem kritisiert, dass die Anwohner nicht informiert geschweige denn gefragt worden seien. Lucas betont hingegen, dass mit einer Machbarkeitsstudie noch nichts entschieden sei, es sei lediglich eine Diskussionsgrundlage. Die mangelnde Beteiligung der Bezirksbeiräte und der Bürger war auch bei der Diskussion der Stadträte im Ausschuss angeklungen. Die Verwaltung stellte daraufhin ausdrücklich klar, dass die vorgeschlagenen Radrouten noch einmal auf Bezirksebene diskutiert werden würden und dass man dabei Fragen zum Busverkehr und zu Parkplätzen noch einmal gesondert aufgreife.

Lucas wünscht sich eine Versachlichung der Diskussion statt „Panikmache“. Letzteres schade dem Gebiet Waldburgstraße und ganz Vaihingen. Denn schließlich gehe es um Sicherheit und um die Frage, für wen man Verkehr plane. „Meiner Meinung nach dürfen da nicht nur die Autofahrer berücksichtigt werden“, sagt der Sprecher des Radentscheids.