Der Öffentliche Nahverkehr (hier an der Lindenkreuzung in Bernhausen) hat bei der künftigen Planung Vorrang. Foto: z/Jürgen Lenz

Die Planung für den künftigen Verkehr wird in Filderstadt neu aufgelegt. Alle Verkehrsarten sollen miteinander verknüpft werden. Es stellt sich allerdings die Frage, weshalb dies erst nach fünf Jahren Planungszeit geschieht.

Filderstadt - Nach fünf Jahren wird die Bremse reingehauen Der Mobilitätsentwicklungsplan (MEP), der 2015 startete, soll eine ganz neue Ausrichtung bekommen. Die einzelnen Verkehrsarten werden stärker miteinander verknüpft. Nach der Analysephase, bei der vor allem der Ist-Zustand festgehalten wurde, soll es nun darum gehen, die Planung für den ÖPNV sowie den Auto-, Fahrrad- und Fußgängerverkehr gebündelt zu betrachten. Das Ziel ist es, Meilensteine für den Verkehr zu setzen, an denen sich künftige Projekte orientieren sollen.

Neuer Planungsauftrag

Um neuen Schwung in die Sache zu bringen, wird das MEP-Projekt ganz neu ausgeschrieben. Mit dem bisherigen Planungsbüro BS Ingenieure habe man sich einvernehmlich auf eine Beendigung der Zusammenarbeit geeinigt, teilte die Stadtverwaltung in einer Vorlage zur Sitzung des Gemeinderats kurz und knapp mit.

„Der erstellte Analysebericht ist gut und sehr umfangreich“, sagt dazu der städtische Verkehrsplaner Steffen Brugger auf Nachfrage. Die relativ lange Zeit, die seit der Beauftragung der Studie im Jahr 2015 bis heute vergangen ist, sei hauptsächlich auf die intensive Beteiligung der Bürger zurückzuführen. So habe es unter anderem zwei Haushaltsbefragungen und eine Untersuchung der Pendlerströme bei Unternehmen gegeben. „Wir wollten wissen, mit welchen Verkehrsmitteln die Leute ihre Wege zurücklegen“, sagt der Verkehrsplaner. Dabei seien detailgetreue Beschreibungen auszuwerten gewesen.

Woher kam Anstoß zur Kursänderung?

Schließlich habe der Gemeinderat nach einer Klausur im Herbst 2018 eine andere Ausrichtung des Mobilitätsentwicklungsplans gefordert; erklärt Oberbürgermeister Christoph Traub auf Anfrage unserer Zeitung. Aus Stadtratskreisen ist dagegen zu hören, dass mit dem Amtsantritt von Bürgermeisterin Susanne Schreiber Anfang 2019 neuer Wind in die Sache gekommen sei. Wie auch immer: die künftige Ausrichtung des MEP soll geändert werden. Statt die Verkehrsarten getrennt voneinander zu betrachten, sollen sie nun im Verbund mit allen ihren Schnittstellen gesehen werden. Dabei will man großen Wert auf den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) legen. Schließlich kam bei der Bürgerbefragung heraus, dass 35 Prozent der Befragten ihn bei der Planung priorisieren, Auf Platz zwei landete der Individualverkehr (24 Prozent), dicht gefolgt vom Fahrrad- (22) und Fußgängerverkehr (19 Prozent).

„Bei der Gestaltung einer Straße wurde bisher von der Mitte aus gedacht, nun soll das umgedreht werden“, sagt Verkehrsplaner Brugger. Soll heißen: bisher hatte der Autoverkehr Vorrang. Fußgänger und Radfahrer mussten mit dem Raum zurecht kommen, der übrig blieb. Nun soll verstärkt nach den Bedürfnissen von Radfahrern und Fußgängern geschaut werden. Das Ziel sei es, dass der MEP ein Leitbild gibt für die Verkehrswegeplanungen, die im Einzelfall anstehen.

Gemeinderat will zum Schluss kommen

Im Gemeinderat herrschte Einvernehmen darüber, dass der Mobilitätsentwicklungsplan für die Stadt wichtig ist. Die CDU-Fraktion wollte ihn allerdings wegen der Corona bedingten Finanzschwäche der Stadt verschieben und so Geld sparen Bis zu 200 000 Euro werden für die Weiterentwicklung kalkuliert.

OB Traub und die anderen Stadträte stellten sich jedoch gegen diese Idee. „Wir können viele Dinge, die die Stadt plagen, nicht lösen, wenn es keine Entscheidungsgrundlagen gibt“, sagte Traub. Ähnlich argumentierte Stadtrat Frank Schwemmle (SPD). „Wir brauchen jetzt Richtlinien für das praktische Handeln, aber keinen Plan für die Schublade“, sagte er.