Rechts neben der Mauer unterhalb der „Bahnhof-Gaststätte“ soll vor dem gerodeten Hang zu den Gleisen der neue, 13 Meter hohe Radturm entstehen. Foto: Patricia Sigerist

Weitere Verzögerung und steigende Kosten wegen erwünschter Zugangsapp für mobile Endgeräte. Je nach Witterung könne der endgültige Regelbetrieb im Automatik-Radhaus spätestens im Mai 2020 aufgenommen werden.

Fellbach - Der neckische Name „Radhaus“ fiel zwar auch in den Debatten um den angepeilten Fellbacher „Bahnhof der Zukunft“ immer mal wieder. Doch offiziell ist dieser Begriff nicht – anders als in der Kreishauptstadt, wo der blaue Würfel auf dem Bahnhofsparkplatz bereits steht und in großen Lettern unter einem Drahtesel-Symbol klar zu entziffern ist: „Radhaus Waiblingen“.

Aus dem einst genannten Starttermin Ende 2018 wurde der Herbst 2019

Dort soll denn in ein paar Wochen der Fahrradturm mit seinen zehn Metern Kantenlänge den Betrieb aufnehmen. 120 Räder können in dem vollautomatischen Waiblinger Hochregallager Unterschlupf finden. Nach der derzeitigen Testphase über den Jahreswechsel könne im Januar der Normalbetrieb starten, erklärte der Radhaus-Experte im Rathaus kürzlich gegenüber der Waiblinger Kreiszeitung.

Damit hat man in der Landkreis-Metropole gegenüber dem westlichen Nachbarn die Nase vorn – in der Kapazität wie auch zeitlich. Denn in Fellbach dauert’s wieder etwas länger, bis im Bike-Tower an der Ecke Eisenbahnstraße/Bahnhofstraße die maximal 76 Abstellplätze zur Verfügung stehen. Aus dem einst genannten Starttermin Ende 2018 wurde der Herbst 2019. Vor gut zwei Monaten dann erklärte Baudezernentin Beatrice Soltys im Verwaltungsausschuss, von der Herstellerfirma Klausner aus dem schweizerischen Luzern „liegt die Zusage vor, den Bike-Safe-Tower Ende 2019 betriebsfertig an die Stadt Fellbach zu übergeben“.

Der Vollbetrieb zumindest bis zum Frühsommer 2020 werde aber weiterhin angepeilt und sei auch realistisch

Dem folge eine Art „Light Modus“, um den elementaren Betrieb sicherzustellen; später würden die Freianlagen hergestellt. Je nach Witterung könne der endgültige Regelbetrieb im Automatik-Radhaus spätestens im Mai 2020 aufgenommen werden.

Beim aktuellen Blick auf den Platz ist allerdings lediglich das Fundament zu erkennen – kaum zu glauben, dass hier bis Silvester ein 13 Meter hoher Radturm stehen soll. Tatsächlich hat es zuletzt erneute Verzögerungen gegeben, heißt es aus gut unterrichteten Kreisen. Details hierzu und zum weiteren Zeitplan sollen die Stadträte im nichtöffentlichen Teil der Sitzung an diesem Dienstag erfahren. Der Vollbetrieb zumindest bis zum Frühsommer 2020 werde aber weiterhin angepeilt und sei auch realistisch.

Verzögerungen beim Projekt hatte es zuletzt vor allem dadurch gegeben, dass man das allgemein „hohe Tempo in der Digitalisierung“ auch bei der Fellbacher Drahtesel-Herberge noch einarbeiten müsse.

Zudem werden jährlich für die Systembereitstellung 3500 Euro fällig

Die bisher vorgesehene Bezahlung und Bedienung durch Münzpfandschlösser und durch die Polygo-Karte des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) sei „als nicht mehr zielführend zu bewerten“, hieß es im Ausschuss. Hersteller Klausner sei deshalb dran, für Bedienung und Bezahlung eine Zugangsapp für mobile Endgeräte zu entwickeln. Die Funktionsweise übers Smartphone sei „bewusst einfach gehalten“. Das Ganze bringe etliche Vorteile: Die Fahrradstellplätze ließen sich über die App reservieren oder direkt vor Ort spontan buchen. Etwaige Störungen wären einfach an den Betreiber zu übermitteln, zum Beispiel durch ein Foto der Fahrradboxen.

Zum Grundbetrag von 912 000 Euro – wobei hier knapp die Hälfte über Zuschüsse gedeckt ist – kommen nun mit dem Angebot von Klausner für die Smartphone-App weitere 88 480 Euro als Einmalbetrag – wobei dank weiterer Zuschüsse nur 50 000 Euro an der Stadtkasse hängenbleiben. Zudem werden jährlich für die Systembereitstellung 3500 Euro fällig.

Manche Stadträte wie Martin Oettinger (FW/FD) zeigten sich zwar „erschrocken über die Kosten“, letztlich wurde die Vorgabe der Verwaltung jedoch abgesegnet. „Das Projekt ist ja schon einige Zeit unterwegs“, monierte Ulrich Lenk (Freie Wähler/Freie Demokraten), und es habe „nicht immer nur erfreuliche Aspekte“ gegeben, weshalb das Rad-Parkhaus nun „auch mal Wirklichkeit werden sollte“. Andreas Möhlmann (SPD) sagte, „wir können zustimmen, auch wenn es eine extra Ausgabe ist“, bei diesem System handle es sich eben um „Neuland“. Agata Ilmurzynska (Grüne) betonte, „Zahlen mit Münzen ist von vorgestern, ich sehe keinen besseren Weg als die App“, alle „warten ungeduldig auf die Umsetzung“. Simone Lebherz (CDU) hatte noch andere Sorgen: „Wenn man kein Handy hat oder der Saft ausgeht – wie kriegt man dann das Fahrrad wieder raus?“