Beim MTV Stuttgart kommen sich Radler und Autofahrer Foto: Ayerle

Der Bezirksbeirat Stuttgart-West hat im Mobilitätsausschuss über kritische Ecken für Radfahrer diskutiert.

S-West - Ist ein verträgliches Auskommen zwischen Autofahrern und Radfahrern im Verkehrsalltag möglich? Braucht es strikte Trennungen oder nur ein besseres Miteinander? Zu diesen und weiteren Fragen nahm Carolin Spiesburger vom Stadtplanungsamt vor dem Bezirksbeirats-Fachausschuss „Zukunft der Mobilität in Stuttgart-West“ Stellung. Spiesburger präsentierte den aktuellen Arbeitsstand ihrer Behörde. Es ging um Fahrradachsen durch den Westen, die Verkehrsführung im Schwabtunnel und den Radweg an der Straße Am Kräherwald.

Über Nutzungsfreundlichkeit diskutiert

Das Ziel, den Autoverkehr in der Stadt um 20 Prozent zu reduzieren und die Bürger vermehrt zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zu bringen oder sie aufs Fahrrad zu setzen, steht über allem und muss in den einzelnen Stadtbezirken mit konkreten Maßnahmen umgesetzt werden. „Wir wollen die Forststraße in eine Fahrradstraße umwandeln“, kündigte Spiesburger an. Neben der vom Stadtplanungsamt favorisierten Lösung wurden eine ganze Reihe anderer Straßen und Verbindungsachsen in Bezug auf ihre Nutzungsfreundlichkeit für den Radverkehr diskutiert.

Dabei prallten verschiedene Ansichten aufeinander. „Ich halte nichts von reinen Fahrradschneisen, solche Strukturen sind nicht sinnvoll“, sagte Jochen Hammer (CDU). Dem hielten Vertreter anderer Fraktionen entgegen. „Um die Sicherheit zu steigern, braucht man eine Trennung, denn Appelle zur gegenseitigen Rücksichtnahme helfen nichts“, sagte Reiner Nitsche (Grüne). In die gleiche Kerbe schlug Paul Russmann (SÖS/Die Linke): „Wir müssen Schutz schaffen. Reine Fahrradwege werden schon genutzt, auch wenn es für den Einzelnen nicht immer der direkte Weg zu seinem Ziel ist.“

Für Tempo 30 im Schwabtunnel

Einig waren sich die Teilnehmer in ihrer kritischen Einschätzung der Verkehrssituation im Schwabtunnel. Weil die Verkehrsbehörde dort „keine verkehrssicherheitliche Begründung“ und „keinen Unfallschwerpunkt“ sieht, fand der aus dem Bezirksbeirat West im Februar 2019 gestellte Antrag auf die Einführung einer Tempo-30-Regelung (statt der aktuell erlaubten 40 km/h) noch keine Berücksichtigung. Auch das Stadtplanungsamt würde sich eine Geschwindigkeitsreduzierung wünschen. „Eine breite Mehrheit ist für Tempo 30 im Tunnel, der auch kein angenehmes Umfeld für Radfahrer darstellt. Da muss was passieren“, fasste Bezirksvorsteher Bernhard Mellert die Stimmung im Ausschuss zusammen.

Als „neuralgischen Punkt“ stuft man nicht nur im Stadtplanungsamt die Verkehrssituation bei der MTV-Einfahrt am Kräherwald ein. Linksabbiegende Autos, Radfahrer, Fußgänger, aber auch an der Bushaltestelle wartende Fahrgäste kommen sich häufiger in die Quere. Als „mögliche Sofortmaßnahme“ stellte Carolin Spiesburger die Einrichtung einer Radfurt samt Rotbelag vor.

Doch bei Berücksichtigung weiterer Interessen ist inzwischen ein großes Projekt daraus geworden, bei dem mehrere Ämter involviert seien. Auch die Fachleute des West-Bezirksbeirats halten „eine große Lösung“ für wünschenswert.