Viel befahrenes Nadelöhr: Zwischen Korntal-Münchingen und Vaihingen/Enz sind täglich bis zu 36 000 Autos unterwegs. Foto: factum//Simon Granville

Im Gespräch sind zwei zusätzliche Fahrstreifen für die B 10 im Kreis Ludwigsburg schon lange. Aber bis die Bauarbeiten beginnen, wird noch viel Zeit vergehen. Was ist beschlossen, worüber wird noch gestritten? Ein Überblick.

Kreis Ludwigsburg - Kaum eine Woche geht ins Land ohne dass die Polizei einen Unfall oder gleich eine Vollsperrung zwischen Vaihingen an der Enz und Korntal-Münchingen (Kreis Ludwigsburg) meldet. Bis zu 36 000 Autos und Lastwagen rollen durchschnittlich pro Tag über die B 10 im Kreis Ludwigsburg. Deshalb soll sie ausgebaut werden. Damit hängen weitere Straßenbauprojekte zusammen.

Der vierspurige Ausbau

Die schiere Masse an Autos, die täglich auf diesem Stück der Bundesstraße unterwegs sind, ist der Hauptgrund für das Regierungspräsidium (RP), die Strecke auf rund zwölf Kilometern Länge um zwei Fahrstreifen zu erweitern. Ein autobahnähnlicher Ausbau liege allein schon „aus Gründen der Leistungsfähigkeit“ nahe. Die Vorplanungen haben vor Kurzem begonnen und sollen Ende 2020 abgeschlossen sein. Das RP verweist zudem auf das Fernstraßenausbaugesetz. Der Bundestag hatte Ende 2016 entschieden, dass der Ausbau der B 10 zwischen Enzweihingen und der Autobahnauffahrt Stuttgart-Zuffenhausen besonders dringend ist.

Die Kritik

Kritik am vierspurigen Ausbau gibt es immer wieder: Vorne dran ist Markus Rössler (Grüne), Landtagsabgeordneter aus Gerlingen. Der 58-Jährige nennt das Projekt „unsinnig und unverantwortlich“, weil es gleich vier zentralen gesellschaftlichen Zielen widerspreche: „Erstens beim Flächenverbrauch, zweitens dem Ziel, regionale Lebensmittel zu fördern, drittens dem Klimaschutz und viertens dem Artenschutz.“ Schätzungsweise würden dem Ausbau etwa 60 Hektar Agrarflächen zum Opfer fallen, hinzu kommen sogenannte Ausgleichsmaßnahmen. „Für die Landwirtschaft ist die Situation schwierig genug – gleich mehrere Betriebe wären in ihrer Existenz gefährdet“, sagt Rösler. Er geht davon aus, dass es zwischen fünf und zehn Jahren dauern könnte, ehe tatsächlich gebaut wird.

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Der Vorsitzende des Kreisbauernverbands, Eberhard Zucker, sieht es nicht ganz so dramatisch. Aber auch er plädiert dafür, möglichst wenig Flächen zu opfern. Für die Landwirte sei bei einem autobahnähnlichen Ausbau vor allem das Problem, dass sie die Straße mit ihren Traktoren und Landmaschinen wahrscheinlich nicht mehr benutzen dürften. „Und die Feldwege daneben reichen nicht aus“, so Zucker.

Aus Sicht des Regierungspräsidiums genügt eine Umweltverträglichkeitsstudie, die ein Fachbüro erstellt, aus, um die Bedenken auszuräumen. Die Ergebnisse zu den Aspekten Klima- und Artenschutz fließen in die Planung mit ein.

Die Ortsumfahrung Enzweihingen

Die B 10 soll um den Vaihinger Stadtteil Enzweihingen herumgeführt werden, am sogenannten Vaihinger Eck entsteht eine vergleichsweise große Kreuzung – mit ausladenden Auf- und Abfahrten. Lange wurde über die Straßenmeisterei gestritten. Sie weicht der Kreuzung und wird für rund acht Millionen Euro am Pulverdinger Hof wieder aufgebaut. Für die Ortsumfahrung läuft derzeit das Planfeststellungsverfahren. Führende Umweltverbände haben Einwände erhoben – unter anderem seien seltene Pflanzen- und Tierarten durch die neue Straße gefährdet. „Derzeit werden diese Stellungnahmen bearbeitet. Im Anschluss wird ein Erörterungstermin festgesetzt“, heißt es aus dem RP.

Die Auffahrt in Korntal-Münchingen

Eigentlich hätte der Gemeinderat von Korntal-Münchingen vor Weihnachten beschließen sollen, wie das städtische Straßennetz an die B 10 angebunden wird, wenn die Auffahrt Müllerheim ein Stück nach Westen verlegt ist. Denn das ist beschlossene Sache – und auch das hängt mit dem Ausbau der B 10 zusammen.

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Müllerheim liegt zu nahe an der Autobahnausfahrt Zuffenhausen, außerdem fehlen Ein- und Ausfädelspuren. Der Gemeinderat muss nun am 13. Februar eine Entscheidung fällen. Das RP hat schon mehrfach damit gedroht, dass die Gemeinde von der B 10 abgeschnitten werden könnte.

Die Pulverdinger Kreuzung

Zumindest in einem Punkt sind sich fast alle einig: Die beiden Einmündungen der Landstraßen aus Richtung Eberdingen-Hochdorf und Markgröningen sollen zu einer Kreuzung zusammengelegt werden. Zurzeit münden die beiden Straßen circa 350 Meter voneinander entfernt auf die B 10. An beiden Stellen staut es sich – und auch in den Städten wirkt sich das auf den Verkehr aus. Selbst Eberhard Zucker befürwortet die Zusammenlegung. Und Markus Rösler sagt: „Ich bin ausdrücklich dafür, Hochdorf und Markgröningen besser anzubinden.“ Der Landtagsabgeordnete stört sich aber an der Art und Weise, wie das geschehen soll – nämlich mit einer sogenannten teilplanfreien Anschlussstelle.

In dieser Variante würde die B 10 unter der Landstraße, die dann Hochdorf und Markgröningen verbindet, hindurchführen. Eine Voraussetzung: die B 10 ist vierspurig. Rösler und Zucker plädieren für Einfädelspuren.