Vom Werk in der Zeppelinstraße zogen zahlreiche Mitarbeiter zum Hauptsitz. Foto: IG Metall Esslingen

Nach einer weiteren Verhandlungsrunde ist die Geschäftsführung von Eberspächer in Esslingen auf den Betriebsrat zugegangen. Dieser hat jetzt mehr Zeit, ein Alternativkonzept zur Schließung der Produktion am Stammsitz zu präsentieren.

Esslingen - Mehr als 100 Beschäftigte haben sich am Freitagmorgen vor dem Tor des Werks 3 der Firma Eberspächer in der Zeppelinstraße eingefunden, um für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen. Wie berichtet, will das Esslinger Traditionsunternehmen das Werk schließen und die Produktion von Fahrzeugheizungen in die polnische Stadt Oława verlagern. Am Freitag haben sich der Betriebsrat und Vertreter der IG Metall zur sechsten Verhandlungsrunde mit der Geschäftsführung getroffen.

Zum Hintergrund: Wie Ende Mai dieses Jahres bekannt wurde, soll die Verlagerung nach Polen in zwei Wellen erfolgen. Die erste soll bis Mitte 2021, die komplette Schließung des Werkes bis 31. Dezember 2021 abgeschlossen sein. 300 von 1350 Arbeitsplätzen in Esslingen sind betroffen. Auch in den indirekten Bereichen, zum Beispiel Prozessplanung, Logistik, Qualität, Forschung und Vertrieb, sollen nach Angaben der Gewerkschaft Stellen wegfallen.

Gewerkschaft spricht von „unmöglichem Verhalten“

Man sei den Umständen entsprechend im Guten auseinandergegangen, sagte eine Unternehmenssprecherin im Anschluss an das mehrstündige Treffen. „Entscheidend ist, dass die Betriebsparteien sich auf ein weiteres Vorgehen geeinigt haben“, sagte sie. Demnach sind über den Sommer hinweg mehrere weitere Verhandlungsrunden angesetzt worden, in denen man versuchen werde, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Mitte September hofft man auf eine Einigung. Kommt es zu keiner Einigung, gelten die betrieblichen Verhandlungen als gescheitert und die Einigungsstelle muss eingeschaltet werden. Man setze vonseiten der Geschäftsführung weiterhin auf den direkten Dialog.

Die IG Metall sieht das anders. Als die versammelten Mitarbeiter, unter denen auch eine Delegation von Beschäftigten von Eberspächer Schwäbisch-Gmünd gewesen seien, zum Hauptsitz der Firma gelaufen waren, sei ihnen dort das Drehtor am Eingang versperrt worden. „Das war ein unmögliches Verhalten der Geschäftsleitung, ihre eigenen Leute auszusperren“, sagte ein Vertreter der Gewerkschaft nach den Verhandlungen. Auch im Anschluss an die Gespräche mit dem Betriebsrat habe es die Geschäftsleitung abgelehnt, vor die Belegschaft zu treten.

Keine Transfergesellschaft vorgesehen

Bei den Verhandlungen habe es wenig Neues gegeben. Die Geschäftsleitung habe bei dem Gespräch einen Entwurf für den Interessenausgleich und den Sozialplan vorgelegt. Darin ist geregelt, ob, wann und wie viele Arbeitsplätze abgebaut werden. Dort werden auch eventuelle Abfindungen und sonstige Ausgleiche für den Verlust des Arbeitsplatzes festgelegt. Allerdings hätten Gewerkschaft und Betriebsrat sich diese Ideen konkreter vorgestellt. Zahlen seien keine genannt worden. „Uns hat es außerdem überrascht, dass keine Transfergesellschaft vorgesehen ist“, so der IG Metall-Vertreter. „Bei uns in der Region ist das eigentlich üblich.“ Mit einer Transfergesellschaft bekommen von Arbeitslosigkeit bedrohte Mitarbeiter die Chance, sich über maximal ein Jahr in relativer Sicherheit einen neuen Job zu suchen und sich eventuell weiterzubilden.

Unter dem Strich sei der Verhandlungstag aber von einem Aufeinanderzugehen geprägt gewesen. Die Geschäftsleitung hat dem Betriebsrat mehr Zeit eingeräumt, ein Alternativkonzept zu entwickeln. Das sei ein positives Signal. „Es wird ein Kampf“, beschreibt der Gewerkschafter die kommenden Wochen.