Seit Januar Foto: Torsten Ströbele

An der Solitudestraße 121 sollen im kommenden Jahr zwei neue Unterkünfte für Flüchtlinge entstehen. Da die Stadt derzeit aber davon ausgeht, dass sie im Jahr 2015 etwa einen Bedarf von 515 zusätzlichen Plätzen für Flüchtlinge hat, sollen auch noch einige Wohnungen angemietet werden.

Weilimdorf - Das ehemalige Vereinsheim der Sportgemeinde (SG) Weilimdorf soll abgerissen werden. Eine Sanierung, wie sie zunächst vorgesehen war, gilt als zu teuer. Die Stadt geht davon aus, dass hierfür rund zwei Millionen Euro in das Gebäude an der Solitudestraße investiert werden müssten. Das sei unwirtschaftlich.

Erhebliche Mängel im Brandschutz und ein Wasserschaden

Erst zum Januar 2013 hatte die Stadt das rund 30 Jahre alte Gebäude der SG Weilimdorf abgekauft, um den Verein vor der drohenden Insolvenz zu retten. Das Amt für Liegenschaften und Wohnen ging nach mehreren Ortsbesichtigungen davon aus, dass das rund 800 Quadratmeter große Gebäude im Wesentlichen intakt sei. Die Stadt wollte den Weilimdorfer Vereinen und Institutionen eigentlich wieder die Chance geben, die Räume für ihre Treffen und Aktivitäten zu nutzen. Auch die Gaststätte sollte wieder in Betrieb genommen werden. Doch unter anderem die erheblichen Mängel beim Brandschutz, ein Wasserschaden und eine alte Linde, deren Wurzeln schon Teile der Fassade brüchig werden ließen, brachten die Verantwortlichen bei der Stadtverwaltung zum Umdenken.

Während die Weilimdorfer seit Jahren nach einem geeigneten Standort für ein Bürgerhaus suchen, verfolgt die Rathausspitze um Oberbürgermeister Fritz Kuhn andere Ziele. Unserer Redaktion liegt eine Drucksache an den Gemeinderat vor, die zwar bis Freitagmittag vom Stadtoberhaupt noch nicht unterschrieben war, an der sich allerdings laut Informationen unserer Zeitung bis zur Unterzeichnung inhaltlich nichts mehr ändern soll.

Keine Beeinträchtigung von Sportflächen und Parkplätzen

Die Vorlage befasst sich mit den neuen Unterkünften für Flüchtlinge, die im kommenden Jahr gebaut oder angemietet werden sollen. Dort heißt es: „Ausgehend von den weiterhin hohen Zugangszahlen an Flüchtlingen wurden weitere Standorte auf ihre Eignung für die Errichtung von Systembauten geprüft. Maßgebliche Kriterien waren die zeitliche Verfügbarkeit und die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit. Im Ergebnis verblieb lediglich der Standort an der Solitudestraße 121.“

Für fünf Jahre sollen dort nun zwei Bauten für insgesamt 156 Flüchtlinge entstehen. In der Vorlage heißt es, dass die Sportflächen und Parkplätze der SG Weilimdorf durch das Vorhaben ebenso wenig beeinträchtigt werden wie die neue Kindertagesstätte, die derzeit auf dem Gelände gebaut wird. Allerdings sieht der Bebauungsplan in diesem Teilabschnitt des Gebiets noch „öffentliche Grünfläche mit Stellplätzen“ vor. Wenn gebaut werden soll, muss eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden. Zudem vermutet die Stadtverwaltung, dass auf dem Gelände noch Altlasten im Boden schlummern, die beseitigt werden müssen.

Weitere Wohnungen sollen angemietet werden

Zum ersten Mal soll über das Vorhaben an der Solitudestraße in öffentlicher Sitzung am Freitag, 10. Oktober, im Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen gesprochen werden. Fünf Tage später steht die Vorlage auf der Tagesordnung des Weilimdorfer Bezirksbeirates.

Da die Stadt derzeit aber davon ausgeht, dass sie im Jahr 2015 etwa einen Bedarf von 515 zusätzlichen Plätzen für Flüchtlinge hat, sollen auch noch einige Wohnungen angemietet werden – zum Beispiel in Zuffenhausen. In der Unterkunft an der Gottfried-Keller-Straße 18-20 wohnen bereits 60 Flüchtlinge. Nun habe der Eigentümer der Immobilie der Stadt Stuttgart angeboten, das gesamte Wohnheim anzumieten, heißt es in der Vorlage. Somit stünden an diesem Standort zusätzliche 90 Plätze zur Verfügung. Der Mietvertrag soll am 1. November dieses Jahres in Kraft treten. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre mit einer fünfmaligen Option, um jeweils zwölf Monate zu verlängern. Der Zuffenhäuser Bezirksbeirat wird sich in seiner Sitzung am Dienstag, 21. Oktober, mit dem Thema befassen.

Zudem ist geplant, das Liebfrauenheim in Bad Cannstatt, Wildunger Straße 53, anzumieten. Dort sollen 122 Plätze geschaffen werden. Weitere Wohnungen für Flüchtlinge möchte die Stadtverwaltung an der Forststraße 71 in Stuttgart-West bereit stellen. Zu den bestehenden 60 Plätzen sollen noch einmal 60 hinzukommen. Und auch in Vaihingen-Dürrlewang werden 24 neue Plätze entstehen. An der Herschelstraße 30 gibt es derzeit schon 35 Plätze.