Ranklotzen im Akkord: Den Festleshelfern wird viel abverlangt. Die Vereine spüren den gesellschaftlichen Wandel.Gut besuchter Auftakt: Der MV Ditzingen feiert noch bis Sonntag. Foto: factum/Granville

Auflagen, Überalterung und Gesellschaftswandel machen es vielen Vereinen zunehmend schwer, Helfer für ihre Feste zu rekrutieren, deren Erlöse sie aber für ihre Arbeit brauchen.

Kreis Ludwigsburg - Hand angelegt haben die Helfer schon am Freitag vergangener Woche. Zelt aufbauen, Boden verlegen, Elektro- und Wasserinstallationen tätigen, Toilettenwagen anschließen: „Sowas geht nur durch den Einsatz von Menschen, die bereit sind, Urlaub oder ihre Gleitzeit einzubringen“, sagt Christian Eisenhardt vom Musikverein Ditzingen. Der Verein stemmt seit Donnerstag mal wieder vier Tage lang sein Musikfest; rund 150 Helfer packen an. „Zum Glück kriegen wir die immer noch ganz gut zusammen“, meint der Vereinssprecher. Neben Mitgliedern ließen sich zumeist Eltern von Jungmusikern oder Freunde zum Helfen einspannen.

Eine Erfahrung, die der MV Ditzingen mit dem Musikverein Freiberg teilt, der seit Himmelfahrt ebenfalls vier Tage lang Besucher bewirtet und mit Musik beglückt. „Bei uns haben sich sogar Cliquen von jungen Leuten gemeldet, die mal eine Schicht beim Rettichfest übernehmen wollen, obwohl sie gar nicht im Verein sind“, erzählt Vorsitzender Bernd Kroll. Das Rettichfest habe eben einen gewissen Kultstatus, zudem sei es das letzte verbliebene Traditions-Zeltfest im Freiberger Jahresturnus.

Für das Vereinsleben sind die Zusatzeinnahmen notwendig

„Ein Knochenjob ist’s trotzdem“, sagt Kroll. Gerade mancher Ältere könne nicht mehr tagelang schuften und dann womöglich auch noch musikalisch im Einsatz sein. Wachsende Auflagen und bürokratische Vorgaben machten es überdies nicht gerade leichter, seufzt Kroll: „Wenn ein Verein einen siebenseitigen Antrag stellen muss, um eine Straßensperrung beim Landratsamt zu beantragen, oder, weil man einmal eine gewisse Umsatzzahl überschritten hat, seinem Kassier beibringen soll, dass man nun monatlich Umsatzsteuer zahlen muss, kann man nur sagen: Wer sowas erfindet, hat keine Ahnung vom Ehrenamt.“