Wichtig für ein Kind ist, wie gut es mit seinem Fahrrad zurecht kommt. Nicht so wichtig ist daher, ob das Rad cool ist. Foto: dpa/Jan Woitas

Sportlich, leicht, cool – und vor allem natürlich sicher: Der Kauf eines Kinderfahrrads ist keine einfache Angelegenheit. Dabei ist nicht die Marke wichtig, sondern die Frage, ob das Kind mit dem Gefährt gut zurechtkommt.

Mit Kinderfahrrädern der österreichischen Marke Woom ist es ähnlich wie mit neuen Autos: Sie sind schwer zu bekommen, mitunter muss man lange Lieferzeiten in Kauf nehmen – und wenn man auf ein Gebrauchtfahrzeug ausweichen will, kostet es mitunter so viel wie ein Neues. Der Grund: Woom hat sich einen Namen gemacht in den letzten Jahren – die Räder gelten als besonders ergonomisch, besonders leicht und sollen Kindern ein schnelles Lernen und müheloses Fahren ermöglichen. Doch die Fahrradmarke sollte für Eltern nicht das ausschlaggebende Kaufkriterium sein. Vielmehr geht es darum, ob das Kind mit dem jeweiligen Fahrrad zurechtkommt und sicher darauf fahren kann. Dann kann es auf ein Woom-Fahrrad hinauslaufen – muss aber nicht. Welche Faktoren beim Kinderfahrradkauf wichtig sind – die wichtigsten Kauftipps für Eltern.

Was muss man bei der Anschaffung beachten?

Kaufentscheidend sind zwei Faktoren: die Maße des Kindes (Körpergröße und Innenbeinlänge) sowie das Fahrkönnen. Außerdem müssen Eltern vor dem Kauf mit dem Kind überlegen, was genau der Einsatzzweck des Rads sein soll. Denn die Entscheidung für ein Rad hängt entscheidend von der Nutzung ab. „Die Kinder wollen es sportlich, die Eltern lieber sicher. Am Ende trifft man sich in der Mitte: ein sportliches Rad mit Vollausstattung, das sich für den Schulweg und den Wochenendausflug eignet“, gibt Volker Dohrmann von Stevens Bikes als Tipp. Das Kindesalter sollte hingegen bei der Auswahl keine Rolle spielen, da jedes Kind sich anders entwickelt und Körpergrößen unterschiedlich ausfallen. In der Regel beginnen die Räder im Grundschulalter bei 20 Zoll, für größere Kinder kommen Laufradgrößen von 24 oder 26 Zoll in Betracht.

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Sollte man das Fahrrad lieber eine Nummer größer kaufen?

Wer den Geldbeutel im Auge hat, neigt vielleicht dazu, das Fahrrad lieber etwas zu groß zu kaufen. Denn dann braucht man nicht so schnell ein neues. Doch dieser Ansatz ist falsch. Denn zum einen sollten die Kinder im Alltag mit Freude und Stolz zum Rad greifen, was sie bei einem zu großen Rad nicht tun. Und zum anderen kann das Fahren mit einem zu großen Rad gefährlich sein: „Aspekte wie vom Sattel aus den Fuß absetzen zu können, die Bremsgriffe zu erreichen und den Lenker in Kurven unter Kontrolle zu behalten, sind zentral“, betont Guido Meitler vom Kinderfahrzeugspezialisten Puky. „Gerade wenn die Kinder noch wenig Erfahrung gemacht haben, ist ein kleineres Rad zu empfehlen.“ Die Einschätzung der Eltern sollte man beim Fachhändler durch eine Probefahrt untermauern. Der Experte erkennt in der Regel, ob sich das Kind das Fahren mit einem ausgewählten Rad zutraut.

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Warum ist ein Online-Kauf keine gute Wahl?

Beim Online-Kauf kann man Geld sparen, das gilt definitiv auch bei Kinderfahrrädern. Gerade hier ist die Bestellung im Netz allerdings nicht die beste Wahl. „Was man im Internet nicht kaufen kann und gerade beim Fahrrad von großer Bedeutung ist, ist eine gute Beratung“, erklärt Thomas Bayer, Geschäftsführer beim Allgäuer Unternehmen Die Sattelkompetenz. Grundsätzlich wichtig ist, dass sich das Kind mit dem Fahrrad wohlfühlt, denn nur dann fährt es auch gerne damit. Deshalb ist eine gute Beratung beim Fachhändler wichtig. „Fahrräder sind komplexe Objekte, die Einstellungen sollten optimal passen“, so Bayer. Wer im Internet bestelle, bekomme das Fahrrad meist vormontiert im Karton, die Einstellungen etwa beim Sattel und beim Lenker müsse man selbst vornehmen. Das kann, wenn man es nicht richtig macht, nicht nur die Freude am neuen Gefährt trüben, sondern auch Einfluss auf die Sicherheit haben.

Rücktritt- oder Handbremsen?

Für das Mehr an Sicherheit setzen Eltern gerne auf eine Rücktrittbremse. Im Notfall kann das Kind damit intuitiv bremsen und auch beim Abbiegen muss keine Hand von der Bremse genommen werden. Doch der Rücktritt hat Nachteile: Die Nabe ist schwerer, was sich auf das Gesamtgewicht auswirkt. Außerdem lässt sich eine Rücktrittbremse schlechter dosieren und erschwert das Anfahren, da die Pedale nicht im Stand verstellt werden können. Viele Hersteller setzen bei Kinderrädern deshalb bereits nur auf Handbremsen. „Kinder sollten bereits in jungen Jahren den richtigen Umgang mit Bremshebeln lernen“, sagt Svenja Kohnke, verantwortlich für die Marke Early Rider beim Online-Händler Bike Components. Der Grund: „An Erwachsenenrädern gibt es nur noch sehr selten Rücktritt. Die Kinder müssen sich eh irgendwann umstellen.“

Welche Rolle spielt der Preis?

Der Neukauf eines guten Kinderfahrrads kann ins Geld gehen. Hochwertige Modelle haben ihren Preis. Die Anschaffung eines passenden Kinderrads sollte nicht am Preis scheitern. Zumal die Räder einen hohen Wiederverkaufswert haben und sich über mehrere Generationen fahren lassen. Der Hersteller Puky wirbt mit einer Fünf-Jahres-Garantie, die sich beim Weiterverkauf übertragen lässt. Im Internet, im Freundeskreis oder klassisch auf Flohmärkten wird man die teuren Gefährte zu ansprechenden Preisen wieder los, wenn die Kinder rausgewachsen sind. Das relativiert die hohen Anschaffungskosten. Deshalb gilt: lieber ein paar Euro mehr investieren und dafür ein Fahrrad bekommen, mit dem der Nachwuchs gerne fährt und sicher unterwegs ist.

Kinderfahrradhelme: Gut geht auch günstig

Test
  ADAC und Stiftung Warentest haben jüngst 18 Kinderfahrradhelme auf Sicherheit, Handhabung, Hitzebeständigkeit und Schadstoffgehalt getestet – mit einem durchwachsenen Ergebnis: Fünf Helme sind im Gesamturteil „gut“, nur zwei Helme bieten einen guten Unfallschutz, und ein Exemplar fällt sogar mit einem „Mangelhaft“ durch.

Sieger
 Testsieger ist der Kinderhelm von Abus mit der Note 2,2. Er punktet bei Unfallschutz und Handhabung sowie in der Hitze- und Schadstoffprüfung. Der Kaufpreis liegt mit 50 Euro im mittleren Bereich des Testfelds. Dass gut günstig sein kann, beweist der Helm Crivit vom Discounter Lidl für zwölf Euro: Er erreicht Spitzenwerte bei der Handhabung und in Teilen beim Unfallschutz, weil er durch ein festes Kinnband sicher sitzt und sich nicht leicht abstreifen lässt. Der Helm landet auf Platz 2. (czy)