Tim Weirich (l.) und Armin Bozenhardt aus dem RP an der Brücke, die aktuell keine ist Foto: Caroline Holowiecki

Dass der Überweg an der Mittleren Filderstraße bei Stuttgart-Sillenbuch so lange gesperrt ist, ist für viele eine Last. Seit Mitte Oktober 2019 ist hier kein Durchkommen mehr. Und das wird wohl noch eine ganze Weile so bleiben. Wir erklären, warum.

Sillenbuch/Degerloch - Schranken, Schilder, Absperrbänder, Holzlatten – nein, hier ist wirklich kein Durchkommen. Seit 1990 verbindet das Vesperbrückle im Silberwald nahe dem Fernsehturm Sillenbuch mit Degerloch, aktuell jedoch verbindet es gar nichts, sondern endet im Nirgendwo. Der Mittelteil, das Stück genau über der Mittleren Filderstraße, fehlt. Die Brücke hat ein gewaltiges Loch.

Im September 2019 waren bei der Jahresuntersuchung der Holzkonstruktion Fäulnis, Pilz- und Schädlingsbefall festgestellt worden. Aus Sicherheitsgründen war der Steg gesperrt worden. Ende Oktober dann wurde das Zwischenelement mit schwerem Gerät ausgehoben, um zu checken, wie tiefgreifend die Schäden tatsächlich sind. Ergebnis: Das Holz ist hinüber. Dort, wo der ausgehobene Teil mit den verbliebenen verbunden war, sieht man schwarze Stellen. 60 bis 80 Zentimeter habe der Befall dort ins Holz hineingeragt. „Man hat das Material mit dem Schraubenzieher rausholen können“, erklärt Armin Bozenhardt aus der Abteilung Ingenieurbau beim Regierungspräsidium Stuttgart (RP), das für die Brücke über der Landesstraße zuständig ist.

Die neue Brücke soll ähnlich aussehen wie die alte

Seither ist sichtbar nichts mehr passiert. Hinter den Kulissen laufen die Arbeiten indes. „Es geht mit Hochdruck weiter“, versichert Armin Bozenhardt. Eine Kostengegenüberstellung hat ergeben, dass sich eine Instandsetzung nicht rentiert. Eine neue Brücke muss her. Aktuell werden die Konzeption, statische Berechnungen und Pläne erstellt. Als Grundlage dienen die Daten von vor 30 Jahren. Idealerweise könnten die Beton-Widerlager und die Holzstützen samt der Fundamente erhalten werden, sagt Tim Weirich aus dem RP-Baureferat West.

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Die neue Brücke soll ähnlich aussehen wie die alte, und sie soll an derselben Stelle sitzen, um die Eingriffe in die Natur so gering wie möglich zu halten. „Das ist eine relativ einfache Sache, es wird eins zu eins ausgetauscht“, sagt Armin Bozenhardt. Dennoch: Das Ganze dauert. „Im März wollen wir die Planung abgeschlossen haben, im Juni ausschreiben und im Herbst beginnen“, sagt Tim Weirich. Beginnen heißt: die verbliebenen Brückenelemente erst mal abbauen. Parallel würden die neuen Teile von einem Brückenbauer hergestellt und schließlich als Fertigteile angeliefert und eingehoben. Das könnte, so die aktuellen Planungen, im Frühjahr 2021 sein. Tim Weirich schätzt, dass das Projekt einen niedrigen bis mittleren sechsstelligen Betrag kosten wird.

Viele Wanderer stolpern lieber die steilen Hänge hinab

Dass der Waldsteg unpassierbar ist, ist vielen eine Last. Laut RP-Mitarbeitern gibt es etliche Anrufe, etwa von Wandervereinen. Auch im Sillenbucher Bezirksbeirat sorgt die Sperrung für Unmut. Mehrere Anträge und Anfragen sind im Gremium bereits aufgeschlagen, die zum Ziel haben, das Ganze irgendwie zu beschleunigen. Doch die Brücke, die aktuell keine mehr ist, wird gesperrt bleiben müssen. Die Umleitung für Fußgänger und Radler ist ausgeschildert, Trampelpfade legen indes nahe, dass mancher lieber die steilen Hänge hinabstolpert und die vielbefahrene Straße überquert. Tim Weirich erklärt, dass der Umweg außenrum ohne Alternative ist. „Es gab die Idee, dass wir eine Querung einrichten, aber für Ampeln gibt es keinen Strom.“