Siegesjubel bei Calcio – zum ersten Mal in dieser Saison. Links im Bild: Tahir Bahadir, der Schütze des Führungstors. Foto: Yavuz Dural

Calcio Leinfelen-Echterdingen feiert mit einem 4:2 gegen Rutesheim den herbeigesehnten ersten Saisonsieg.

Echterdingen - Es gibt bisweilen Dinge im Fußball, die lassen sich nicht mit Logik erklären. In der 57. Spielminute am Sonntag im Sportpark Goldäcker war so ein Moment. Jubelnd ballte der Trainer Francesco Di Frisco die Faust – und schüttelte zugleich ungläubig den Kopf. Nach einer Ecke seines Spielers Shaban Ismaili war der Ball durch den gegnerischen Strafraum gesegelt. Der lauernde Diamant Avdiu hatte die Kugel ins Visier genommen. Ein strammer Volleyschuss, und das Spielgerät schlug wie an der Schnur gezogen im Tornetz der Gäste ein.

Keine Frage: ein Treffer Marke „Tor des Monats“. Haltungsnote eins für den Schützen. Freilich: das allein war noch nicht das Bemerkenswerte. Gerade mal eine Woche ist es her, und Avdiu sowie jeder andere seiner Teamkollegen hätte sich bei einem solchen Schussversuch mutmaßlich das Bein ausgerenkt. Oder aber der Ball wäre zumindest übers Fangnetz in Richtung B 27 geflogen. Diesmal nicht. Diesmal war schlagartig alles anders für die Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen – vor allem auch das Ergebnis. Mit einem 4:2 gegen den Aufsteiger SKV Rutesheim hat der Filderclub im fünften Anlauf endlich seinen ersten Saisonsieg geschafft. Drei Punkte und vier Tore gegen die Flaute der vergangenen Spieltage und gegen die bereits aufgekommene Krisenstimmung im und rund um den Verein. „Die Erleichterung“, sagte Di Frisco, „ist riesengroß.“

„Knüppelharte Trainingsabende“

Wie ist es möglich, dass eine Mannschaft, die gerade noch das viel zitierte Scheunentor nicht getroffen hat, plötzlich kaltschnäuzig zuschlägt? Eine wirkliche Erklärung dafür wusste auch Di Frisco nicht. Aber vielleicht hat es ja ein Stück weit zur Konzentration und Fokussierung beigetragen, dass der Coach und sein Partner Francesco Guerra den eigenen Kickern im Vorfeld ordentlich Feuer unter dem Hintern gemacht hatten. Auf das jüngste 0:2 im Kellerduell in Schwäbisch Hall waren laut Di Frisco „zwei knüppelharte Trainingsabende“ gefolgt. Der Hauptprogrammpunkt: Steigerungsläufe und Sprungübungen. Rennen und hüpfen, bis die Lunge brennt. Das roch nach Strafarbeit.

In jedem Fall geholfen hat beim Durchbruch aber der Verlauf der gestrigen Partie. Damit kein Missverständnis aufkommt: es ist bei weitem nicht so, dass die Echterdinger von Beginn an ein fußballerisches Feuerwerk abgebrannt hätten. Vielmehr ergab sich gegen einen mit Fünferabwehrkette verteidigenden Gegner zunächst ein recht mühsames Tun. Aber: diesmal waren dann gleich die beiden ersten Torchancen drin. Zwei Abstauber von Tahir Bahadir und Ismaili wirkten als Befreiungsschlag (23./33.). Der eine Akteur war nach einem Pranjic-Kopfball zur Stelle, der andere nach einem energischen Vorstoß von Gentian Lekaj.

Ismaili und Avdiu als Antreiber

Damit fiel von den Calcio-Kickern eine Last ab. Zwischenzeitlich drehten sie auf. Eben Ismaili, der anstelle des verletzten Gökhan Gümüssu die Kapitänsbinde trug, fungierte als Lenker und Antreiber. Letzteres galt nicht minder für den erwähnten Avdiu. Jener feierte nach seinem Handbruch ein starkes Startelf-Comeback, gekrönt durch einen Doppelschlag nach der Pause zum 4:0 (51./57). Außer seinem eingangs geschilderten Traumtor stand der 26-Jährige auch noch nach einem Querpass von Dimitrios Vidic am richtigen Platz. „Dia“, lobte Di Frisco, „hat gezeigt, was er kann. Er war gegen und mit dem Ball immer präsent.“ Überhaupt habe die Mannschaft „70 Minuten lang ein Superspiel gemacht“, die diesmal zur Dreierreihe reduzierte Abwehr inklusive.

Rote Karte für Weber

Allerdings nur rund 70 Minuten. Die restlichen 20 waren gegen einen lange harmlosen Gegner schließlich verantwortlich dafür, dass bei Calcio keinem gleich wieder zu wohl wird. Sie offenbarten, dass für Di Frisco und Guerra weiter einiges an Arbeit bleibt. Beispiel Nachlässigkeiten im Gefühl des sicheren Siegs – so ermöglichte Calcio den Rutesheimer Gästen zuletzt noch eine Reihe Offensivaktionen und zwei Treffer durch Christopher Baake sowie Gianluca Crepaldi. Beispiel rote Karte für Max Weber – der Youngster flog kurz vor dem Abpfiff für eine Notbremse vom Platz. Folglich wird er am nächsten Wochenende im schweren Auswärtsspiel beim Spitzenreiter Hollenbach fehlen.

Von der Tabelle her fahren die Echterdinger ins Hohenlohische nach wie vor als klarer Außenseiter. Logisch wäre eine glatte Niederlage. Doch wie es mit der Logik so sein kann, hat sich ja ermutigenderweise gerade erst gezeigt.

Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Bortel – Ege, Scheuring, Weber – Vidic, Pranjic, Juric (46. Joas), Avdiu (71. Candan) – Ismaili, Bahadir (90.+1 Armbruster) – Lekaj (75. Häcker).

SKV Rutesheim:
Milcic – Schwenker, Trefz, Haug, Wellert, Vaihinger (46. Weiß) – Elfadli (63. Gebbert) – Hertenstein, Bake, Crepaldi – Lubenskiy (51. Lenhardt).