Am vergangenen Wochenende noch Siegtorschütze, nun Wackelkandidat: Niko Zalac ist angeschlagen. Foto: Archiv Yavuz Dural

Dem Verbandsligisten Calcio droht für das Heimspiel an diesem Freitagabend gegen den Tabellenführer Freiberg fast eine komplette Stammformation auszufallen.

Echterdingen - Im Training dieser Woche hat Michael Alber sicherheitshalber noch einmal nachgezählt. Doch man konnte es drehen und wenden, wie man will: Der Abteilungschef kam stets auf das gleiche mulmig stimmende Resultat. Zehn. Nur noch zehn. Das ist die Zahl der Feldspieler des Kaders, die dem Fußball-Verbandsligisten Calcio Leinfelden-Echterdingen nach jetzigem Stand zur Verfügung steht. Zehn von eigentlich zwanzig. Und damit ist dann auch schon gesagt, unter welchen Vorzeichen das Heimspiel an diesem Freitagabend gegen den Tabellenführer und turmhohen Titelfavoriten SGV Freiberg stattfindet.

Ein Verein funkt SOS. Notstand in den Goldäckern. „Wir kommen auf dem Zahnfleisch daher“, sagt Alber, für den sich zugleich ein verbales Muskelspiel wie beim Hinrundenduell verbietet. Zur Erinnerung: seinerzeit hatte der damals noch im Amt befindliche Coach Cataldo Diletto eine kesse Lippe riskiert – worauf die Echterdinger tatsächlich ihre bis heute wohl beste Saisonleistung ablieferten und beim 0:0 zuletzt am Auswärtscoup schnupperten. Diesmal aber? „Wir müssen schauen, dass wir nicht den Arsch vollkriegen“, sagt Alber. Und das nicht nur, weil für ihn selbst ein Große-Töne-Spucken eh nie in Betracht käme. Seine Vorgabe lautet: „Backen zusammenkneifen und versuchen, den schwierigen Voraussetzungen zum Trotz eine gute Partie zu zeigen.“ Zu was auch immer das dann reichen wird.

Drei weitere Spieler auf der Kippe

Definitiv ersetzen muss Calcio die nach ihren Platzverweisen der vergangenen Spiele gesperrten Gökhan Gümüssu, Faton Sylaj, Volkan Candan und Gentian Lekaj – welchen Bärendienst sie ihrem Verein mit ihren Vergehen erwiesen haben, wird erst jetzt im vollen Ausmaß klar. Darüber hinaus fehlen der Kapitän Giuseppe Ricciardi (wie berichtet verletzt und ausstiegswillig) und Christopher Paurevic (Kreuzbandriss) ohnehin. Und nun sind obendrein die Namen Niko Zalac (Knieprobleme), Shkemb Miftari (Knöchelblessur) und Marco Di Biccari (Leistenbeschwerden) mit Fragezeichen zu versehen. Sollten auch sie ausfallen, wären die Gastgeber nahezu ohne eine komplette Stammformation unterwegs. Klar ist bereits, dass das Trainergespann Di Frisco/Guerra sein Aufgebot mit Aushilfen aus der zweiten Mannschaft auffüllt.

Doch nicht nur deshalb ist die aktuelle Begegnung eine besondere. Hinzu kommen zwei weitere Komponenten. Zum einen kann man die Echterdinger mittlerweile mit Fug und Recht als Freiberger Filiale bezeichnen. Allein sechs ihrer Kicker haben einst das Trikot des Gegners getragen. Für einen von ihnen, den Keeper Henning Bortel, wird es sogar ein Familienduell – der 25-Jährige trifft auf seinen älteren Bruder Sebastian.

Freiberg zuletzt auf Formsuche

Zum anderen, wie erwähnt, sind die Gäste der Spitzenreiter. Quasi der FC Bayern der Liga. Die vermeintliche Übermacht – welche in den vergangenen Wochen allerdings vermehrt auf ein irdisches Normalmaß zurechtgestutzt worden ist. Seine vormals meisterliche Topform hat der Oberliga-Absteiger seit der Winterpause noch nicht wieder gefunden. Eingefangen hat er sich in diesem Zeitraum seine beiden bislang einzigen Saisonniederlagen (0:2 in Löchgau, 1:2 in Backnang) und kam auch zuletzt gegen den Abstiegskandidaten TSV Berg nicht über ein 1:1 hinaus.

Ein Hoffnungsschimmer für das Häuflein der verbliebenen einsatzfähigen Echterdinger? „Vielleicht erwischt der Gegner ja einen schlechten Tag“, merkt Alber vorsichtig an. Zu sehen wäre es bei Tageslicht. In Absprache mit Verband und Kontrahent hat Calcio die Begegnung kurzfristig von 19.30 auf 18.45 Uhr vorverlegt. Der Grund: die zurzeit schwächelnde Flutlichtanlage am heimischen Kunstrasen.

Irgendwie passt es ja: auch jene befindet sich im angeschlagenen Zustand.