Klarheit bei Calcio: der Torjäger Sascha Häcker geht. Foto: Archiv Yavuz Dural

Nachdem der Trainer Francesco Di Frisco seinen Vertrag verlängert hat, muss der Echterdinger Verbandsligist von anderer Stelle eine bittere Absage hinnehmen. Unter den Einsteigern befinden sich derweil trotz gekürztem Etat zwei ehemalige Profis.

Echterdingen - Es hätte ein entspannter Heimatbesuch werden können. Schließlich haben der Kaderplaner Marijo Marinovic und dessen Mitstreiter bei den Verbandsliga-Fußballern von Calcio Leinfelden-Echterdingen in den vergangenen Tagen ganze Arbeit geleistet. Trotz Corona-Krise und notgedrungen reduziertem Etat stehen inzwischen acht Neuzugänge fest, darunter mal eben zwei Ex-Profis. Mehr: mit dem bisherigen kickenden Personal sind diverse Verhandlungsgespräche geführt – auch von dieser Seite her ergeben sich immer klarere Konturen. Und nicht zuletzt ist nun auch die Trainerfrage geklärt: Francesco Di Frisco bleibt, so wie vom Verein erhofft. Der Coach, seit Januar 2017 im Amt, hat in den Goldäckern nach einigem Zögern für eine weitere Saison zugesagt.

Häcker schlägt Angebot aus

Also alles paletti, sollte man meinen. Warum sich dann nicht zwischendurch wohlgemut für ein paar Tage gen Kroatien ausklinken? Das hat sich wohl auch Marinovic gedacht. Bis diese eine Nachricht kam, die auch ihn kalt erwischt hat – eine, die den gefühlten Wein schlagartig nach Essig schmecken lässt: Der Torjäger Sascha Häcker geht. Der 29-Jährige hat sich entschieden, das Echterdinger Angebot zur Vertragsverlängerung nicht anzunehmen. Er wechselt stattdessen zum Staffelrivalen VfB Neckarrems. „Das ist sehr schmerzhaft für uns“, sagt Di Frisco. „Der Verlust, der am meisten weh tut. Wir hätten ihn liebend gern behalten“, ergänzt Marinovic. Wie gerade alle Vereine habe man finanziell „etwas kürzen müssen“. Dennoch hatten die Calcio-Verantwortlichen nach einem ersten Austausch eigentlich mit einem Ja Häckers gerechnet.

In ihm verliert der Filderclub nach dem Keeper Henning Bortel (FSV 08 Bissingen), Bastian Joas (1. FC Normannia Gmünd) und Gökhan Gümüssu (Türkspor Neckarsulm) einen vierten Leistungsträger. Somit tut sich eine neue Baustelle auf – neue Arbeit für Marinovic und Co. Einfach dürfte es nicht werden, die Lücke zu schließen, wenngleich Häcker streckenweise auch bisher schon als Sorgenkind galt. Mal verletzt, mal gesperrt. Doch wenn er auf dem Rasen stand, sprachen die Zahlen für sich: In 47 Punktspielen für Calcio erzielte er 32 Treffer. Eine Quote, wie man sie auf dieser Leistungsebene selten findet.

Zwei Ex-Profis neu dabei

In den Echterdinger Gesamtplanungen drängt diese Personalie die sonstigen Transfers für den Moment in den Hintergrund. Wie gesagt: acht Neuzugänge. Endgültig ist mittlerweile die Rückkehr von Shkemb Miftari (26, Angriff, zuletzt SV Fellbach). Über das sich abzeichnende Calcio-Comeback des vormaligen Drittliga-Kickers (Stuttgarter Kickers) hatten wir bereits vor drei Wochen berichtet. Ein zweiter Ex-Profi kommt vom TSV Plattenhardt: Ali Parhizi. Der 37-Jährige, einst in Heidenheim, Trier und in der ersten Liga Zyperns unterwegs, soll zum einen im Mittelfeld seine Routine einbringen, zum anderen aber auch unterstützend im Trainerteam mitwirken. Den Kontakt knüpfte Marinovic, der mit Parhizi einst zusammen in der C-Jugend beim VfB Stuttgart kickte.

Youngster-Duell um Bortel-Nachfolge

Ebenfalls fürs Mittelfeld sind zwei weiterer Echterdinger Wiedereinsteiger vorgesehen: Wie Miftari zieht es auch Volkan Candan (30, TSV Oberensingen) und Daniel Juric (22, TV Oeffingen) an ihre alte Wirkungsstätte zurück. Juric wiederum passt ins gleiche Raster wie alle weiteren sicheren Neuen: jung, hungrig, talentiert. Mit ihnen setzt der Verein den unter Di Frisco eingeschlagenen Weg der Verjüngung fort. So haben die Calcio-Macher beschlossen, in der Bortel-Nachfolge zwischen den Pfosten auf zwei Youngsters zu setzen: Bleron Berisha (19, FSV 08 Bissingen, zuvor Junioren-Bundesliga in Magdeburg) und Marko Gavric (23, KSV Zrinski Waiblingen) sollen um die Einserposition wetteifern. Außerdem künftig dabei sind Valon Dodaj (19, Angriff, VfL Pfullingen) und Fabio Di Frisco (19, Mittelfeld, TSV Höfingen). Letzterer ist ein Cousin des Echterdinger Trainers.

Rechnet man hinzu, dass vom aktuellen Kader in Ugur Capar und Valentino Stepcic mittlerweile zwei weitere Akteure definitiv auch im nächsten Spieljahr das Calcio-Trikot tragen, sind 19 von maximal 25 Kaderplätzen besetzt. 23 bis 25, mit dieser Zahl hat Di Frisco sich intern durchgesetzt. Der Verein hatte aus Kostengründen eigentlich eine Verringerung auf 20 vorgesehen. „Das kann aber nicht reichen“, sagt der Coach. Schließlich sei von einer Mammutsaison auszugehen. Gehen die Verbandspläne wie erwartet durch, spielt die Verbandsliga 2020/2021 mit 20 Mannschaften, vier mehr als normal. Heißt: auch acht Spieltage mehr.

Offei nach Bonlanden

Unverändert offen sind vom Jetzt-Personal die Fälle Timo Bäuerle, Erdem Akcan, Roberto Forzano, Athanasios Raptis, Aaron Nkansah (Normannia Gmünd?) und Marcel Bahm (SSV Reutlingen?). Bei den beiden Letztgenannten dürfte es nur noch um die Ablösemodalitäten gehen – ihr Ausstieg gilt als sicher. Offenbar fündig geworden ist Terry Offei: Der Weg des Angreifers dürfte in die Landesliga zum SV Bonlanden führen.

Mehr Fakten vielleicht schon in den nächsten Tagen, hofft Marinovic, der einstweilen auch in Kroatien nur schwer vom Smartphone lassen kann. Erst recht nach der Häcker-Geschichte. Klar ist allen Echterdinger Beteiligten: vor allem im Sturmzentrum besteht nun noch Handlungsbedarf – sofern es beim bereits formulierten hohen Ziel bleiben soll, in der kommenden Runde in der Tabelle ganz vorn mitmischen zu wollen. Während Marinovic dieses unverblümt benennt, bevorzugt Di Frisco ein eher vorsichtiges: „Mal schauen.“