Erst wird die Miete aufgeschlagen, dann wird saniert und dann noch einmal die Miete aufgeschlagen. Der Vonovia-Konzern, Deutschlands größter Vermieter, sorgt in Konstanz für Ärger. Jetzt protestiert der Oberbürgermeister in einem Video gegen das Geschäftsgebaren.

Konstanz - Für seine Videobotschaft hat der Konstanzer Oberbürgermeister in seinem schwarzen Ledersessel Platz genommen. Am Revers trägt er das Stadtwappen. „Liebe Vonovia“, sagt er und blickt nachdenklich in die Handykamera. Was dann folgt und auf Youtube anzusehen ist, macht deutlich, dass Uli Burchardt (CDU) den in Bochum sitzenden Konzern keineswegs für besonders lieb hält.

Auch in Esslingen oder Stuttgart hat Deutschlands größter Wohnungsvermieter jüngst mit der Ankündigung von Sanierungen Ärger provoziert. In Konstanz, eingeklemmt von See und Schweiz, ist günstiger Wohnraum besonders knapp. Dort geht es um einen Straßenzug im Stadtteil Wollmatingen, wo Vonovia im Jahr 2015 nach der Übernahme eines anderen Immobilienkonzerns in den Besitz von 625 Wohneinheiten gekommen ist. Viele Alleinstehende mit kleinem Geldbeutel leben dort. Doch zum Jahresbeginn gab es eine kräftige Mieterhöhung. Man liege unter der örtlichen Vergleichsmiete, hieß es.

Wenige Wochen später folgte der zweite Schlag. Vonovia kündigte für 250 Wohnungen eine umfangreiche Modernisierung an. Tatsächlich herrscht Handlungsbedarf. Seit Jahren sind die Wasserleitungen von Legionellen befallen. Doch ein Austausch lässt sich nicht auf die Mieten umschlagen. Ob Vonovia deshalb auf die Idee kam, auch die erst 15 Jahre alten Fenster mitsamt der Fassade auszuwechseln, ist unklar.

Den Mietern winke eine Energieeinsparung von 11 Cent pro Quadratmeter, heißt es. Doch kaum einer will sich freuen, weil der Mietaufschlag gleichzeitig dreißig Mal so hoch ausfallen soll. Das Vorgehen sei „unangemessen“, ja „unanständig“, schimpft der OB in seiner Videobotschaft. Die städtische Wohnbaugesellschaft käme nie auf die Idee, schon nach 15 Jahren eine Sanierung zu wiederholen. Offenbar gehe es einzig um das „Herausmodernisieren von Mietern“. In Bochum hat man das Video gesehen. Man plane keine Luxussanierung, sondern richte sich nur nach der Energieeinsparverordnung, verteidigt eine Vonovia-Sprecherin ihr Unternehmen. Um Härtefälle wolle man sich kümmern. „Wir möchten, dass unsere Kunden in der Wohnanlage bleiben können.“ An den Plänen ändere sich aber nichts. Gegenwärtig wird die Baustelle eingerichtet.