Bei Gajas Festival gibt es verschiedene Workshops – zum Beispiel Yoga. Foto: Gottfried Stoppel

Das Restaurant Gajas Welt veranstaltet im Rems-Murr-Kreis ein Sommerfest, bei dem sich alles um vegane Lebensweise, Tier- und Umweltschutz sowie Spiritualität dreht. Der Weg dahin war für Restaurant-Besitzerin Claudia Bihlmaier nicht einfach.

Kaisersbach/Ebni - Einen Augenblick lang hört man nur das Rauschen der Blätter im Wind und die Klänge eines Windspiels. Frauen und Männer jeden Alters stehen in einem großen Kreis und halten sich an den Händen. „Verbindet euch über eure Füße mit Mutter Erde, die uns liebt und uns ernährt“, fordert Claudia Bihlmaier die Besucher auf. „Gajas Festival“ beginnt mit einer Friedensmeditation. Tatsächlich kehrt kurz Ruhe ein im weitläufigen Garten hinter dem veganen Restaurant Gajas Welt in Kaisersbach. Zumindest für die Organisatoren des Festivals ist diese Ruhe allerdings nur von kurzer Dauer.

Kaum zehn Minuten vergehen, ohne dass Nora Martetschläger von irgendjemandem gebraucht wird. Mal fehlt ein Sonnenschirm, mal muss der nächste Programmpunkt angekündigt werden. Die 28-Jährige trägt es mit Fassung und einem Lächeln. Gemeinsam mit ihrer 26 Jahre alten Schwester Lea und vielen freiwilligen Helfern unterstützt sie ihre Mutter Claudia Bihlmaier, der das vegane Restaurant gehört, in dem auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichtet wird.

Viele Menschen betrachten Veganismus als Spinnerei

Zum dritten Mal veranstaltet Gajas Welt ein Sommerfest. „Dieses Jahr haben wir schon viel mehr Routine, es läuft ruhiger“, sagt Martetschläger. Die Vorbereitungen für die zweitägige Veranstaltung haben im Januar begonnen. Verschiedene Anbieter veganer und ökologischer Produkte sind an den Ständen im Garten vertreten, man kann sich über energetisches Heilen oder Ökostrom informieren. Auch die Tierschutzpartei hat einen Stand. Zusätzlich dazu gibt es ein Programm mit Vorträgen, – etwa über veganes Leben und alternative Heilmethoden – Musikdarbietungen sowie Workshops für Yoga oder Pilates.

„Vergangenes Jahr sind knapp 600 Leute gekommen, ich hoffe, dass es dieses Mal um die 1000 werden“, sagt Nora Martetschläger. Die meisten Besucher kämen aus der Region, viele von ihnen Restaurantgäste, aber es seien auch ganz neue Gesichter dabei. „Das Publikum ist bunt gemischt. Die einen interessieren sich für veganes Leben, die anderen sind einfach neugierig“, sagt die junge Frau. Sie weiß, dass viele Menschen Veganismus als Spinnerei abtun. „Dabei haben die sich häufig gar nicht richtig damit auseinander gesetzt. Die vegane Küche ist so vielfältig“, erklärt sie.

Gegen viele Widerstände dem Herzen gefolgt

„Unsere Welt braucht ein paar Verrückte – seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben“, zitiert Claudia Bihlmaier den irischen Dramatiker George Bernard Shaw. „Viele haben mich für verrückt erklärt, als ich aus dem Schwobastüble ein veganes Restaurant machen wollte“, erzählt die gelernte Köchin. Schon seit vier Generationen bewirtet ihre Familie Gäste. Bevor es das Schwobastüble gab, betrieben ihre Vorfahren eine Pension. Nach einer Weiterbildung zur Gesundheitsberaterin fand Bihlmaier Gefallen an veganer Lebensweise. 2012 war dann der Punkt erreicht, an dem sie den „Spagat zwischen Lebenseinstellung und Job“ nicht mehr weiterführen wollte. So stellte sie die Speisekarte nach und nach auf vegan um.

Einfach war das nicht. Die alten Stammgäste konnten mit veganen Maultaschen nichts anfangen, auch im persönlichen Umfeld erntete Bihlmaier viel Unverständnis. Sie erinnert sich an viele schlaflose Nächte. Dennoch: „Es war eine Herzensentscheidung“, betont die 55-Jährige. „Mit Massentierhaltung werden wir den Planeten ruinieren. Ich möchte meinen Teil zu einer lebenswerten Zukunft beitragen.“

Bereut hat sie ihre Entscheidung nicht: „Mit den neuen Gästen hat sich ein tolles Miteinander entwickelt.“ Auch Tochter Nora freut sich über die gute Atmosphäre: „Das ist das Schöne hier, dass jeder was Positives mitbringt.“