Der Weingärtner haben Anzeige gegen unbekannt erstattet. Foto: privat

Die Freunde des Schimmelhüttenwegs in Stuttgart-Degerloch wollen es Weinwanderern so schön wie möglich machen. Umso größer ist ihre Wut auf jene, die das Wengerter-Häuschen, das gerade erst hergerichtet worden ist, beschmiert haben.

Degerloch - Es ist eher Enttäuschung als Verärgerung, die man bei Thomas Hund heraushört. Der zweite Vorsitzende der Vereinigung der Weingärtner und Freunde des Schimmelhüttenwegs hat vor Kurzem erfahren, dass das Vereinsgebäude, die Schimmelhütte, verunstaltet worden ist. Wieder einmal haben in Degerloch Graffiti-Sprayer zugeschlagen.

Künstlerisch ambitioniert sind die Sprühereien nicht, die auf dem Fachwerkhäuschen prangen, sondern plump und hässlich. Das Gebäude dient dem Verein als Ausgangspunkt für die traditionelle „Wandernde Weinprobe“, als Gerätehaus, als Lager. Die Ehrenamtlichen haben es in den vergangenen Jahrzehnten in Schuss gehalten.

30 Freiwillige haben im Sommer angepackt

Erst im Sommer sind 30 Mitglieder zusammengekommen und haben das Häuschen und seine Umgebung auf Vordermann gebracht, die Wände gereinigt, die Bäume gestutzt. Das alles mit großem Arbeitsaufwand, wie Thomas Hund betont. Kinder und Senioren seien dabei gewesen, und auch Vereinsmitglieder und ihre Familien, die selbst keinen Weinbau betreiben. „Das war eine tolle Aktion“, sagt Hund.

Und nun das: Wüste Schmierereien, durchgeführt im Schutz der Dunkelheit in einer Nacht-und-Nebel-Aktion. In Degerloch leider keine Seltenheit: Auf der Waldau treiben sich regelmäßig Sprayer herum. An der Rubensstraße machten sich im Sommer Möchtegern-Künstler an Wohnhäusern zu schaffen. Auch am Schimmelhüttenweg ist Vandalismus keine Seltenheit. „Immer wieder gab es derartige Beschädigungen an dem Gebäude und zum Teil auch an den denkmalgeschützten Weinbergmauern am Haigst, aber die jetzigen Schmierereien haben ein bisher ungekanntes Ausmaß erreicht“, sagt Thomas Hund.

Schöne Kulisse für Ausflüge – und jetzt das

Dabei seien die meisten Menschen friedlich, die auf dem Schimmelhüttenweg vorbeikämen. „Sie setzen sich setzen sich auf die Treppen am Schimmelhüttenweg, lesen ein Buch und nehmen ihren Müll wieder mit“, sagt Hund. Der Verein sehe seine Aufgabe gerade darin, es den Wanderern, den Ausflüglern so angenehm wie möglich zu machen, ihnen den Schimmelhüttenweg schmackhaft zu machen. Besonders ärgerlich sei es deshalb, dass Wenige es schafften, all das kaputt zu machen. Der Zusammenhang mit der Corona-Krise sei unübersehbar, glaubt der zweite Vorsitzende. „Man stolpert im Wengert nun häufiger über Glasflaschen oder über leere Pizzaschachteln, Unrat bleibt liegen – das hat klar zugenommen seit Corona“, sagt er.

Dazu komme, dass in den kalten Monaten ohnehin wenig los sei und es früh dunkel werde. Zur mangelnden sozialen Kontrolle kommt die Lage der Schimmelhütte in einer Senke – für Zerstörungswütige ein regelrechter Freifahrtschein. Trotzdem hat der erste Vorsitzende Thomas Wolfrum Anzeige gegen unbekannt erstattet. Im Laufe der Woche trifft er sich mit Degerlochs Bezirksvorsteher Marco-Oliver Luz, um den Schaden vor Ort unter die Lupe zu nehmen. Die Kosten dürften erheblich sein, die Farbe ist ins Mauerwerk eingezogen. Und Spezialisten, die Graffiti beseitigen können, sind teuer.