Ein Ei soll den Sturz aus anderthalb Meter Höhe überstehen. Dies war eine der Aufgaben, die die Schüler der Pestalozzischule und der Steinbachschule lösen mussten. Foto: Engel

Schüler haben bei einem Planspiel Bewerbungsgespräche geführt und mit Eiern hantiert.

Vaihingen - Vor den Zimmertüren im Kinder- und Jugendhaus zittern die Schüler der Steinbach- und der Pestalozzischule: Trotz guter Vorbereitung durch die Lehrer sind die 14-jährige Melina und der 15-jährige Nikola nervös. Immerhin werden bei dem beruflichen Planspiel reelle Bewerbungssituationen nachgestellt.

Für Melina und ihre Gruppe ist die erste Station das Assessment-Center. Die Aufgabe lautet: ein Ei soll einen Sturz aus anderthalb Metern Höhe überstehen. Hilfsmittel sind Strohhalme und Klebeband. Melina fängt sofort an zu basteln und übernimmt zielstrebig die Gruppenführung. „Ziel des Projekts ist es, den Jugendlichen den Start in das Berufsleben zu erleichtern. Sie sollen sehen, wo sie stehen und wo es noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt“ sagt Jugendhausleiter Klaus Hausch.

Bereits seit 2007 kooperieren der Caritasverband, die Evangelische Gesellschaft und die Stuttgarter Jugendhäuser für das Projekt vertiefte Berufsorientierung, kurz VBO. Unterstützt werden sie dabei von der Agentur für Arbeit und dem Jugendamt. „Es sind reale Firmenvertreter, die eine fiktive Firma repräsentieren und mit den Schülern Bewerbungsgespräche führen. Dabei ist ein ehrliches Feedback äußerst wichtig“, erklärt Cornelia Brauswetter, die Verantwortliche des Projektbüros. Sie ergänzt: „Wenn die Schüler sich besonders gut präsentieren, werden im Anschluss fiktive Praktikumsverträge oder sogar Ausbildungsverträge verteilt.“

Schüler holen sich Tipps bei den Firmenvertretern

Melina, die nach ihrem Abschluss gern Reiseverkehrskauffrau werden will, hat zwischenzeitlich das Ei mit Unmengen von Klebeband bearbeitet. „Das geht so“, ist sie sich sicher. Das Konstrukt übersteht den Falltest. „Was wirklich gut war, ist, dass du gleich mit der Diskussion begonnen hast“, erklärt ihr Katrin Kohler. „Aber du hast die anderen zu wenig beteiligt. Sieh es als Chance: Versuch künftig einfach höflicher und teamfähiger zu sein“, sagt die Schulsozialarbeiterin der Steinbachschule. Schüler brauchen ehrliche Kritik.

Das zeigt sich bei den Bewerbungsgesprächen. Nikola hat sich auf eine Stelle als Elektroniker mit der Fachrichtung Gebäude und Energietechnik beworben und sitzt nun seinem künftigen Chef, gespielt von Antonios Labis, gegenüber. „Ich hab schon mal ein Praktikum gemacht und deshalb möchte ich hier eine Ausbildung machen. Ich will selbst was erreichen“, sagt der 15-Jährige. Seine Bewerbungsmappe und sein Auftreten bewertet der selbstständige Zahntechnikermeister Labis positiv: „Aber ich mag es nicht, wenn der Bewerber während des Gesprächs den Kopf auf dem Tisch abstützt“, sagt Labis. Und: „Manche Chefs haben teure Mahagonitische und die mögen das sicher auch nicht.“ Schließlich müsse der Bewerber immer versuchen, möglichst professionell zu wirken.

Nikola holt sich später Tipps bei Labis. Wie muss etwa das Bewerbungsbild aussehen und auf welches Papier druckt man seine Bewerbungen. Darum geht es auch bei dem Planspiel: sich Tipps für die richtigen Bewerbungen holen.

Zum Ende des Spieles vergleichen die Schüler ihre Bewertungen. Melina und Nikola haben ihre Chance genutzt und ihre Bewerbungsgespräche gut geführt, denn beide bekommen einen fiktiven Ausbildungsvertrag.