Pete Buttigieg schießt sich auf seinen Konkurrenten Bernie Sanders ein. Foto: AP/Susan Walsh

Dass Bernie Sanders bei den Vorwahlen der US-Demokraten von Erfolg zu Erfolg eilt, macht seine Konkurrenten nervös. Der gemäßigte Kandidat Pete Buttigieg stellt nun sogar seine Platzierung in Frage.

Las Vegas - Die Vorwahlerfolge von Bernie Sanders sorgen bei gemäßigten US-Demokraten für zunehmende Nervosität. Am Wochenende verschärften die moderaten Präsidentschaftsbewerber nach dessen Sieg im Staat Nevada noch einmal die verbalen Angriffe auf den linken Senator von Vermont. Und unter den Strategen des Partei-Establishments geht die Sorge um, dass der selbsterklärte demokratische Sozialist den Demokraten im Falle seiner Nominierung eine krachende Niederlage bei der Hauptwahl im November bescheren könnte.

Ex-Vizepräsident Joe Biden warnte die Partei vor Sanders und rückte dessen Anhänger in die Nähe von Unterstützern von Amtsinhaber Donald Trump. Einige Sanders-Fans würden „Trump-artiges Zeug“ machen, sagte Biden am Sonntag dem Sender CBS. Er verwies auf die Besetzung seines Wahlkampfbüros im Staat Iowa und „frauenfeindliche“ Angriffe auf die Führung der einflussreichen Gastgewerbegewerkschaft in Nevada. Sanders sollte solches Verhalten öffentlich verurteilen, forderte Biden. So etwas sei bisher in demokratischen Vorwahlen nicht vorgekommen.

Sanders selbst hat angedeutet, dass giftige Attacken, die angeblich aus seinem Umfeld kommen, aus Russland stammen könnten, das ihm nach Geheimdienstinformationen angeblich zum Sieg bei den demokratischen Vorwahlen verhelfen will. Biden sagte, er sei skeptisch, ob das wirklich so sei. Er wolle mehr Informationen darüber von den US-Geheimdiensten.

Bei den Caucus genannten Wahlversammlungen in Nevada gelang Biden mit einem zweiten Platz nach seinen schwachen Ergebnissen bei den ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire ein Achtungserfolg.

Buttigieg übt scharfe Kritik an Sanders

Auf Rang drei landete in Nevada der ebenfalls moderate Bewerber Pete Buttigieg, der sich auch auf Sanders einschoss. Die Partei sollte jemanden nominieren, der „die amerikanische Mehrheit mobilisiert, nicht polarisiert“, erklärte Buttigieg bei einem Wahlkampfauftritt in Arlington im Staat Virginia. „Politik ist manchmal knallhart, aber sie ist nicht nur Kampf“, ergänzte der Ex-Bürgermeister der Stadt South Bend im Staat Indiana auch mit Blick auf die scharfe Rhetorik im Internet, die Sanders-Anhängern zugeschrieben wird.

Buttigieg meldete zudem Zweifel an den Ergebnissen der Vorwahl in Nevada an und stellte seine Platzierung in Frage. Buttigiegs Wahlkampfteam habe die Demokratische Partei in Nevada am Sonntag in einem Brief wegen festgestellter „Unregelmäßigkeiten“ zur Veröffentlichung bestimmter Abstimmungsdaten und der Berichtigung von angeblichen Fehlern aufgefordert, berichteten mehrere US-Medien. Aus dem Brief geht den Berichten zufolge hervor, dass Buttigieg nach Auffassung des Wahlkampfteams deswegen den dritten, nicht den zweiten Platz erreicht hat.

Laut dem Sender CNN steht Buttigieg nach Auszählung von mehr als 85 Prozent der Wahlbezirke mit rund 13 Prozent klar an dritter Stelle. Vor ihm liegen demnach der frühere US-Vizepräsident Joe Biden mit rund 21 Prozent und der linke Senator Bernie Sanders als eindeutiger Sieger mit rund 47 Prozent.

„Aufgrund von Unregelmäßigkeiten und einer Reihe ungeklärter Fragen, die wir der Demokratischen Partei in Nevada gestellt haben, ist unklar, wie die finalen Ergebnisse aussehen werden“, wurde Buttigiegs stellvertretender Wahlkampfmanager Hari Sevugan zitiert.

Vor Nevada hatte Sanders die Vorwahl in New Hampshire gewonnen, bei der ersten Vorwahl in Iowa waren er und Buttigieg praktisch gleichauf. Nevada war aber ein besonderer Erfolg, weil der Staat weitaus repräsentativer für das gesamte Land ist als Iowa und New Hampshire, wo überwiegend Weiße leben.

Sanders nimmt „Super Tuesday“ ins Visier

Nun richtet Sanders den Blick auf die Vorwahl in South Carolina am Samstag - und den sogenannten „Super Tuesday“ am 3. März, wenn gleich in 14 Staaten gewählt wird. Dies könnte bereits eine Vorentscheidung bringen, zumal an jenem Dienstag ein Drittel der Delegiertenstimmen vergeben werden, die beim Parteitag im Sommer für die Kandidatenkür ausschlaggebend sind.

Die Aussicht auf einen Kandidaten namens Sanders könnte aus Sicht moderater Parteigrößen abschreckend auf Wähler wirken. Das gelte nicht nur für die direkte Konfrontation mit Präsident Trump, sondern auch für den nächsten US-Kongress, über dessen Zusammensetzung im November auch entschieden werde, sagte der demokratische Abgeordnete Jim Clyburn, Mehrheitsbeschaffer seiner Partei im Repräsentantenhaus.

Konsequenzen könne eine mögliche Sanders-Kandidatur vor allem für die Rennen um jene Wahlbezirke haben, die bei den Zwischenwahlen 2018 von den Republikanern erobert worden seien. In diesen Bezirken werde es schwierig werden, die Mandate zu halten, „wenn man für die Akzeptanz eines selbsterklärten demokratischen Sozialisten werben muss“, ergänzte Clyburn mit Blick auf Sanders, der nichts weniger als eine politische „Revolution“ angekündigt hat.

Die Führung der Demokraten scheut ein offenes Eintreten für einen bestimmten Kandidaten. Zu groß ist Beobachtern zufolge die Sorge, Sanders-Anhänger zu entrüsten und die Spaltung der Partei zu vertiefen. Zudem scheinen die Bedenkenträger unter den Parteigranden keine Strategie zu haben, wie sich der Senator von Vermont aufhalten ließe. Breite Unterstützung für einen bestimmten moderaten Bewerber ist auch nicht in Sicht.

Sanders’ Griff nach der Nominierung sei wahrscheinlich kaum mehr zu lockern, wenn kein Kandidat vor dem „Super Tuesday“ aussteige und die Gemäßigten die Delegiertenstimmen dann weiter unter sich aufteilten, sagte Dan Pfeiffer, Ex-Berater des früheren Präsidenten Barack Obama. „Das ist einfach simple Mathematik.“