Der Schießlärm vom Schießstand des US-Militärs bei der Böblinger Panzerkaserne sorgt seit Jahren für Ärger. Foto: Friedrich Stampe

Seit Jahren klagen die Nachbarn der Böblinger Panzerkaserne über den Schießlärm. Mit dem geplanten Abzug der US-Spezialkräfte zeichnet sich eine Lösung ab – aber erst in einigen Jahren.

Stuttgart/Böblingen - Deutsche Politiker reagierten auf die Ankündigung des US-Militärs, ihre Spezialkräfte aus der Böblinger Panzerkaserne ins rheinland-pfälzische Baumholder zu verlegen, überrascht und erfreut. „Mir ist die geplante Verlegung neu“, sagt Wolfgang Pfeiffer, Sprecher des Böblinger Oberbürgermeisters Stefan Belz (Grüne). „Wir finden diese Ankündigung sehr positiv.“ Sie zeige, dass die Amerikaner die deutschen Bemühungen um einen verbesserten Lärmschutz ernst nehmen.

Auch der Böblinger CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz wusste vorab nichts von den jetzt bekannt gewordenen US-Plänen. Zwar sei in den vergangenen Jahren immer mal wieder über die Verlegung gesprochen worden. Aber: „In letzter Zeit schien diese Möglichkeit eher in weite Ferne gerückt zu sein“, sagt der CDU-Politiker. Mit Blick auf die Belastungen durch den Schießlärm sei der Wegzug „die beste Lösung für die Bürger in Böblingen und den umliegenden Gemeinden“, so der Abgeordnete.

Im Juli tritt Army im Böblinger Gemeinderat auf

Biadacz hatte Ende April einen Lärmschutzgipfel im Verteidigungsministerium initiiert, bei dem die Amerikaner weitere Bemühungen um Lärmschutz zusagten. Demnach sollten die lautesten Schießübungen der Spezialeinheiten auf die Übungsgelände nach Grafenwöhr oder auch nach Baumholder verlagert werden. Böblingen und die Army einigten sich darüber hinaus auf einen verbesserten Lärmschutz mit Hilfe einer Holzverschalung. Davon übernimmt die Stadt ein Drittel der Kosten von bis zu 300 000 Euro. Das US-Heer zahlt den Rest. Dieses Konzept soll die Army Mitte Juli im Böblinger Gemeinderat vorstellen.

„Das ist immer noch geplant“, bestätigt ein Sprecher der US-Spezialkräfte in Stuttgart. Aber unter gänzlich anderen Vorzeichen. Dann wird das US-Militär sicher auch die Ankündigung des Kommandeurs der US-Spezialkräfte, General Tony Thomas, vom Abzug der Spezialkräfte zu erläutern haben. Der Viersterne-General mit Dienstsitz in Tampa, Florida, sagte am Dienstag bei einem Kommandowechsel in Stuttgart, es sei geplant, die „taktischen US-Spezialkräfte aus der zunehmend überfüllten und beeinträchtigten Militäreinrichtung der Panzerkaserne zu dem offeneren Übungsgelände in Baumholder zu verlegen“. Einen Zeitplan für den Abzug der mehreren Hundert Spezialkräfte – das Erste Bataillon der 10. Spezialkräfte-Gruppe, die Army Rangers, und die Spezialkräfte der Marine Einheit Zwei, die Navy Seals – nannte er nicht. „Das wird wahrscheinlich noch einige Jahre dauern“, präzisiert der Stuttgarter Sprecher der Spezialkräfte. Er verweist auf vorgeschaltete Gespräche mit deutschen Stellen und möglichen Bauarbeiten in Baumholder.

Hauptquartier der Spezialkräfte bleibt in Stuttgart

Das US-Afrika-Kommando (Africom) hat bereits Elitesoldaten in Baumholder – unter anderem für eine Krisenreaktionstruppe. Die US-Spezialkräfte in Europa konzentrierten sich zuletzt verstärkt auf das wieder aggressivere Russland. Zuvor waren sie viel im Irak und Afghanistan aktiv. Vom Abzug der US-Elitesoldaten nach Baumholder unberührt soll ihr Hauptquartier in Stuttgart aber bleiben. Es gibt sogar Pläne, dort bald ein neues Operationszentrum zu bauen.

Ob der US-Abzug zum Freiwerden von Wohn- oder Gewerbeflächen führt, ist unklar. Das US-Militär schweigt sich aus. Die Böblinger Stadtverwaltung kann zu einer möglichen Entlastung des Wohnungsmarktes noch nichts sagen. Der Abgeordnete Biadacz aber hofft: „Ein mögliches Freiwerden von Flächen wäre sehr positiv.“