Der Angeklagte soll Goldmünzen aus einem Einbruch in Stuttgart angekauft haben. Foto: dpa/Armin Weigel

Vor drei Jahren hat eine Einbrecherbande in einer Stuttgarter Villa eine Beute von fast 800 000 Euro gemacht. Jetzt steht ein mutmaßlicher Hehler vor Gericht.

Stuttgart - Die Haupttäter sitzen seit zwei Jahren hinter Schloss und Riegel. Die sechs Männer hatten im August 2017 eine nicht dauerhaft bewohnte Villa nahe dem Bismarckturm im Stuttgarter Norden ausgeräumt und sage und schreibe knapp 800 000 Euro Beute gemacht. Jetzt steht ein Nachzügler wegen Hehlerei vor der 8. Strafkammer des Landgerichts. Der 34-jährige Goldhändler aus Pforzheim soll einen Teil der Beute aus dem spektakulären Coup angekauft haben – was er vehement bestreitet.

Der Fall hatte für einiges Aufsehen gesorgt. Gleich vier Tresore hatten die Täter im August 2017 in der Villa aufgeschnitten. Den Tipp für den lukrativen Fischzug hatten sie von dem Sohn des Lebensgefährten bekommen, der mit einer Frau aus der Erbengemeinschaft liiert war, der die Villa gehört. Die Täter drangen durch ein vorher manipuliertes Fenster in das Haus ein und machten sich mit einem Trennschleifer an einem der vier Tresore zu schaffen. Sie scheiterten. Also nahmen sie Kontakt zu drei albanischen Profis auf.

Kontakt zu Profi-Einbrechern

Die angereisten Profi-Einbrecher schnitten die Tresore auf. Im ersten befanden sich ausschließlich Waffen, in den anderen dagegen Goldbarren, Gold- und Silbermünzen im Wert von knapp 800 000 Euro. Ehe die Täter die Villa verließen, drehten sie die Wasserhähne auf und setzten so die Villa unter Wasser, um Spuren zu verwischen. Schaden: 13 000 Euro.

Wie die drei angereisten Profis entlohnt wurden, ist unklar. Die damals Angeklagten sollen ihnen jedoch vorgelogen haben, die Polizei sei ihnen auf der Spur, um sie loszuwerden. Also flüchteten die Profis nach Hause in den Kosovo.

Der jetzt Angeklagte soll am 12. August 2017 aus der Beute Gold und Silber für 60 000 Euro angekauft haben – im Wissen, dass es sich um Diebesgut handelte. Deshalb wirft ihm die Staatsanwältin gewerbsmäßige Hehlerei vor. Tatsächlich waren bei einer Hausdurchsuchung Münzen gleicher Art wie diejenigen aus der Villa sichergestellt worden.

Prozess geht schnell zu Ende

Eine Kripobeamtin berichtet im Zeugenstand, die Frau eines damals Verurteilten habe umfangreiche Angaben bei der Polizei gemacht. Unter anderem habe sie ausgesagt, Teile der Beute seien einem Pforzheimer Goldhändler verkauft worden. Der Angeklagte will davon nichts wissen. Es seien zwar Münzen bei ihm gefunden worden. Die hätten aber in einer Box gelegen, die mit dem Namen seiner Schwester gekennzeichnet gewesen sei. Er sei ein ehrenwerter Geschäftsmann, so der 34-Jährige.

Der Vorsitzende Richter regt eine schnelle Erledigung des Verfahrens an. Offenbar schätzt er die Beweiskette der Staatsanwaltschaft als nicht sonderlich stark ein. Auch der Verteidiger schwenkt ein. Stur auf einen Freispruch zu bestehen, scheint ihm wohl zu riskant.

Während also die Einbrecher Mitte 2018 zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt worden waren und der Tippgeber bereits nach Brasilien abgeschoben ist, wird das Verfahren gegen den Goldhändler wegen Geringfügigkeit eingestellt – ohne Auflagen.