Kirill Serebrennikow mit Mundschutz im Gerichtssaal. Das Verfahren gegen den Regisseur steht international als Schauprozess gegen die liberale Kunstszene in Russland in der Kritik. In unserer Bildergalerie finden Sie mehr zu seiner künstlerischen Arbeit. Foto: dpa/Uncredited

Unvergessen sind seine Arbeiten für die Stuttgarter Oper. In dem umstrittenen Strafverfahren gegen Russlands bekanntesten Regisseur Kirill Serebrennikow hat das Gericht ihn nun verurteilt.

Moskau - Im umstrittenen Strafverfahren gegen Russlands bekanntesten Regisseur Kirill Serebrennikow hat das Gericht ein Urteil gefällt. Der 50-Jährige wurde schuldig gesprochen, Fördergelder für seine Theaterprojekte veruntreut zu haben. Das Strafmaß blieb zunächst noch unklar. Der Regisseur hat die Vorwürfe bestritten. Das Verfahren steht international als Schauprozess gegen die liberale Kunstszene in Russland in der Kritik. Die Staatsanwaltschaft hat sechs Jahre Gefängnis gegen den Filme- und Theatermacher Russland beantragt. Die Verteidigung hatte einen Freispruch verlangt.

Internationale Solidarität

Auch Kanzlerin Angela Merkel sowie internationale Stars hatten sich für den Filme- und Theatermacher eingesetzt. Serebrennikow leitet in Moskau das anerkannte Gogol-Zentrum, inszenierte aber auch in Stuttgart, Berlin und Hamburg. Die Ermittlungen gegen Serebrennikow und mehrere seiner Mitarbeiter laufen seit Sommer 2017. Im vergangenen Jahr kam der Regisseur nach mehr als anderthalb Jahren im Hausarrest mit Einschränkungen auf freien Fuß.

Zahlreiche russische Künstler veröffentlichten im Vorfeld der Urteilsverkündung Videos, in denen sie ein ungerechtes Justizsystem beklagten. Viele Schauspieler, Sänger und Kulturschaffende erschienen am Freitag vor dem Gerichtsgebäude in Moskau. Sie empfingen Serebrennikow mit Beifall. Viele trugen T-Shirts mit der Aufschrift „Free Kirill!“, insgesamt seien etwa 400 Menschen dort, wie ein Reporter berichtete. In einer Videoschalte des Senders Echo Moskwy, der über die Urteilsverkündung live im Internet berichtete, sagte der wegen der schwierigen Lage für die Kultur in Russland ausgewanderte Kunstexperte Marat Gelman, dass sich Serebrennikow Feinde im Kreml gemacht habe. Serebrennikow habe sich aber niemals bereichert, betonte er. Der Theatermacher soll 129 Millionen Rubel (1,6 Millionen Euro) unterschlagen haben.

Der Starregisseur übt in seinen Filmen und Theateraufführungen immer wieder auch Gesellschaftskritik. Serebrennikow hatte in seinem Schlusswort am Montag seine Unschuld beteuert und hervorgehoben, dass in dem Verfahren keine Beweise vorgelegt worden seien. Zugleich räumte er ein, dass die Buchhaltung seines Theaters schrecklich organisiert gewesen sei. Er verstehe aber nichts von Buchhaltung und Finanzen, sagte er. Deshalb gebe es Experten dafür. Eine Buchhalterin hatte Serebrennikow belastet. Ihr Fall wird in einem getrennten Verfahren behandelt.