Ein gewohntes Bild während der Sommerferien: Der Verkehr staut sich auf den Autobahnen – wie hier auf der A8 bei Holzkirchen in Bayern. Foto:  

Stau auf der Autobahn. Die Nerven liegen blank. Statt Urlaubsgefühlen steigt der Stresspegel. Hier fünf Tipps, wie Sie sich inmitten der Blechlawine richtig verhalten und trotz heißer Temperaturen und Baustellen cool bleiben.

Stuttgart - Gerade in den Sommerferien wird die Geduld vieler Autofahrer auf die Probe gestellt. Beginnt oder endet die Urlaubsfahrt im Stau, steigt erfahrungsgemäß der Stresspegel. Vor allem die mehr als 630 Baustellen im deutschen Autobahnnetz zehren an den Nerven.

Das Unfallrisiko liegt hier deutlich höher als auf freier Strecke, wie die Unfallverständigen der Dekra in Stuttgart warnen. 2017 wurden bei Unfällen im Bereich von Autobahnbaustellen mehr als 2700 Menschen verletzt, 17 kamen ums Leben.

Die Situation kann sich zuspitzen, wenn einer der Fahrzeuginsassen plötzlich dringend auf die Toilette, sich die Beine vertreten oder sich übergeben muss. Wir erklären, wie Sie auf Autobahnen auch in brenzligen Situationen die Nerven behalten.

1. Aussteigen ist verboten

Während eines Staus auf der Autobahn aus dem Auto auszusteigen, ist strikt untersagt. „Das Betreten von Autobahnen ist generell verboten. Die Straßenverkehrsordnung macht hier keinerlei Ausnahmen“, sagt Verkehrsexperte Achmed Leser vom TÜV Thüringen. Egal, ob man sich nur sich im Stau die Beine vertreten, das Baby wickeln oder sich erleichtern muss: All das ist tabu und kann mit einem Bußgeld von zehn Euro geahndet werden.

Steht der Verkehr auf der Autobahn bei einer Vollsperrung für lange Zeit, wird die Polizei wahrscheinlich auf eine Anzeige verzichten, wenn man kurz aussteigt. Dabei darf man aber weder Rettungskräfte behindern, noch sich allzu weit vom Fahrzeug entfernen.

Ausnahme: Man darf die Fahrbahn betreten, wenn das Fahrzeug eine Panne hat oder um einen Unfall abzusichern. Hier sollte man in jedem Fall das Auto verlassen und möglichst hinter der Leitplanke Schutz suchen.

Wer sein Fahrzeug im Stau einfach stehen lässt, behindert den Nachfolgeverkehr, sollte in der Zwischenzeit die Blechlawine wieder ins Rollen geraten. Das kann als Halten auf der Autobahn gewertet werden und kann laut Bußgeldkatalog 30 Euro kosten. Auch wenn das Fahrzeug den Verkehr länger als drei Minuten blockiert, gilt das als Parken auf der Autobahn und wird mit einem Bußgeld von 70 Euro belegt.

2. Wenn man mal muss . . .

In Deutschland ist das Urinieren in der Öffentlichkeit grundsätzlich untersagt und wird von Städten und Kommunen unterschiedlich hart geahndet. Das trifft auch auf Fahrbahnränder zu. Eine Notdurft ist in aller Regel noch kein Notfall. In den meisten Fällen lösen sich Staus nach einer Weile wieder auf, sodass am nächsten Park- oder Rastplatz gehalten werden kann, erklären, ADAC, Dekra und TÜV.

Wer weiß, dass er eine schwache Blase hat, sollte für den Fall der Fälle über die Anschaffung sogenannter Notfall- oder Taschen-WC nachdenken.

3. Rückwärtsfahren und Standstreifen nutzen ist tabu

Rückwärtsfahren oder wenden ist auf der Autobahn grundsätzlich verboten – egal, ob Stau ist oder der Verkehr reibungslos läuft. Die Strafe: Eine Geldbuße bis zu 200 Euro, zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot. Ausnahme: Die Polizei fordert ausdrücklich dazu auf.

Egal, wie sehr es sich auch staut: Die Standspur ist tabu. Wer dennoch den Standstreifen nutzt, etwa um schneller zum Rastplatz oder zur Autobahnausfahrt zu gelangen, riskiert 75 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg. Einzige Ausnahme: Wenn Verkehrszeichen die Nutzung des Standstreifens erlauben.

4. Seien Sie beim Überholen an Baustellen besonders vorsichtig

Wenn Autos auf der linken Spur stehen oder nicht schneller als 60 Stundenkilometer fahren, darf man auch rechts überholen. Allerdings höchstens 20 Stundenkilometern schneller, als die Autos links rollen. Stehen die Autos, darf man mit höchstens mit einer Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde rechts vorbeifahren. Strafe: 100 Euro und ein Punkt in Flensburg.

Fahren Sie grundsätzlich hoch konzentriert und langsamer, wenn Sie ein Baustellenschild sehen. „An Autobahnbaustellen treffen viele Risikofaktoren aufeinander, das macht diese Bereiche so gefährlich“, erklärt Dekra-Unfallforscher Markus Egelhaaf. „Wir haben hier verengte Fahrstreifen und eine Flut an Reizen durch Warnschilder und Fahrbahnmarkierungen. Außerdem ist mit ungewohnten Verschwenkungen, unebenen Fahrbahnen, aber auch mit Schmutz oder starkem Staub zu rechnen.“

Da die Fahrstreifen an Baustellen schmaler sind, kommt es häufig zu Streifkollisionen mit anderen Fahrzeugen. Verzichten Sie deshalb möglichst auf Überholmanöver und fahren Sie versetzt zu ihrem Vordermann.

5. Bilden Sie eine Rettungsgasse

Autofahrer müssen im Notfall umgehend eine Rettungsgasse frei machen. Auf zweistreifigen Autobahnen wird die Gasse in der Mitte gebildet, bei drei Spuren zwischen der linken und der mittleren Spur. Strafe: Bei Nichtbeachtung droht laut ADAC ein Bußgeld von 200 bis 320 Euro.