Indigene Mädchen und Frauen in Brasilien Foto: imago/Sun Jianxin

Der 9. August ist der Internationale indigenen Völker. Tag der Seit Jahrzehnten kämpfen Ureinwohner um die Anerkennung ihrer Rechte, ihres Lebensstils und ihrer Identität.

Ottawa - Am 9. August 1982 ist in Genf erstmals die UN-Arbeitsgruppe für indigene Völker zusammengekommen, um über die Rechte und die Lage der Ureinwohnervölker zu beraten. Zwölf Jahre später, im Dezember 1994, erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 9. August zum „Internationalen Tag der indigenen Völker“. Er soll die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf die Rechte der Indigenen lenken. Zugleich soll er ihren Beitrag zum Umweltschutz und zur Ressourcenschonung sowie ihr traditionelles Wissen und ihre Widerstandsfähigkeit würdigen.

Geschätzt wird, dass weltweit in rund 90 Ländern etwa 476 Millionen Angehörige indigener Völker leben. Zu ihnen gehören zum Beispiel die Inuit der Nordpolarregion, die Aleuten auf der gleichnamigen Inselkette zwischen Alaska und Sibirien, viele Hundert indianische Völker in Kanada und den USA, Völker im Amazonasbecken, die Sami Nordeuropas, die Maori Neuseelands, die Aborigines in Australien, die Karen in Thailand und Myanmar und die San in Südafrika. Sie haben ihre sozialen und kulturellen Traditionen und ihre eigenen Sprachen, viele praktizieren einen Lebensstil, der von der dominanten Gesellschaft deutlich abweicht. Die Verbundenheit zu dem Land, auf dem sie leben und das sie nutzen, verbindet die Indigenen.

UN-Berechnungen zufolge stellen sie weniger als fünf Prozent der Weltbevölkerung, aber 15 Prozent der Ärmsten. Dies ist eine Folge davon, dass ihnen ihre traditionellen Territorien von der dominanten Gesellschaft weggenommen wurden und sie bis heute diskriminiert und marginalisiert werden. Ihre Rechte auf das von ihnen besiedelte Land, auf eine eigene Kultur und Sprache werden immer noch in vielen Ländern verletzt.

Laut einer UN-Schätzung sind 2680 Sprachen bedroht

Die Mehrheit der weltweit existierenden rund 7000 Sprachen sind indigene Sprachen, die UN schätzen, dass 2680 Sprachen vom Untergang bedroht sind. Sie hatten das Jahr 2019 zum „Jahr der indigenen Sprachen“ erklärt, ihm soll von 2022 bis 2032 das „Jahrzehnt der indigenen Sprachen“ folgen. „Mit dem Untergang ungeschriebener und undokumentierter Sprachen würden die Menschen nicht nur kulturellen Wohlstand verlieren, sondern auch die Kenntnisse, die in indigenen Sprachen verankert sind“, schreiben die UN. Ein Alarmsignal ist vor allem, wenn eine Sprache im Kontakt mit jüngeren Generationen nicht mehr gepflegt wird.

Als besonderer Erfolg der indigenen Völker und ihrer Unterstützer gilt die Verabschiedung der „UN-Deklaration über die Rechte indigener Völker“ im September 2007. Sie ist zwar rechtlich nicht bindend, gilt aber als richtungweisendes Rahmenwerk zum Schutz indigener Rechte, das seine eigene Dynamik bei der Gesetzgebung in Ländern mit Ureinwohnervölkern entwickelt. So legt die Deklaration fest, dass vor der wirtschaftlichen Nutzung von indigenem Gebiet die vorzeitige, auf Information und Freiwilligkeit beruhende Zustimmung der Indigenen eingeholt werden muss – eine Vorschrift, die beim Drang nach Ressourcenförderung jedoch immer noch häufig verletzt oder völlig missachtet wird.

Über Gerd Braune

Gerd Braune, geboren 1954, lebt seit 1997 in der kanadischen Hauptstadt Ottawa und schreibt für mehrere Zeitungen. Sein neues Buch „Indigene Völker in Kanada“ stellt Geschichte und Gegenwart der Menschen dar. Es erscheint am 9. September im Berliner Verlag Ch. Links.