Die Skulptur füllt für zunächst ein Jahr die Lücke, die der Abriss des Gasthauses Hirsch hinterlassen hat. Foto: Frank Eppler

Durch den Abriss des Gasthofs Hirsch ist neben dem Urbacher Rathaus eine große Lücke entstanden. Die Skulptur „Dialog“ des Bildhauers Martin Schöneich füllt sie vorerst – bis entschieden ist, was mit der Freifläche geschehen soll.

Urbach - Dialog“ hat der Bildhauer Martin Schöneich die Skulptur genannt, die vor kurzem ihren Standort gewechselt hat – von der Urbacher Mitte auf den Hirschplatz beim Rathaus in Urbach. Der Umzug des Kunstwerks aus Cortenstahl ist jetzt gefeiert worden. „Ein Jahr bleibt das Kunstwerk hier, dann entscheidet sich, wer am Ort der Platzhirsch ist“, fasste die Kunsthistorikerin Beatrice Büchsel bei der Feier die Situation in einem Satz zusammen.

Über Jahrhunderte war diese Rolle dem zuletzt maroden Gasthaus Hirsch zugekommen, das jedoch vor knapp zwei Jahren abgerissen wurde. „Es ist ungeklärt, wie es mit dem Platz weitergeht. Das ist eine Eins-a-Lage, und noch ist alles offen“, bestätigte die Bürgermeisterin Martina Fehrlen am Freitagabend: „Wir werden die Bürger befragen, was sie an dieser Stelle gerne hätten.“

Der Hirsch war nicht für die Ewigkeit gebaut

Dass ein ganz leerer Platz wohl nicht im Sinne der meisten Urbacher ist, hat eine Aktion im vergangenen Frühjahr gezeigt. Damals war am Vorabend des 1. Mai plötzlich eine rund fünf Meter große, aus Paletten und Gartenzaunresten zusammengezimmerte Hirschskulptur vor dem Rathaus aufgetaucht. Der Maischerz kam in Urbach gut an: „Der Hirsch blieb die ganze Gartenschau über, er war aber nicht für die Ewigkeit“, sagt Martina Fehrlen. Deshalb habe man ihn bei einem Fest im Herbst aus Sicherheitsgründen wieder abgebaut und Teile davon für einen guten Zweck versteigert.

Nun herrschte also wieder Leere auf dem Hirschplatz bis die Gemeinde den Mitgliedern des anlässlich der Remstal Gartenschau entstandenen Arbeitskreises Kunst einen Wunsch erfüllte. Sie hatten nach der Gartenschau einen Kassensturz gemacht und angeregt, nicht verwendetes Geld in Kunst im Ort zu investieren. So darf Martin Schöneichs Skulptur „Dialog“, die während der Gartenschauzeit als ein Teil der aus acht Kunstwerken bestehenden „Urbacher Skulpturenachse“-Ausstellung in der Flutmulde in der Urbacher Mitte gestanden hat, als Dauerleihgabe etwas länger als Hingucker im Remstal bleiben.

„Dialog“ – das passe gut zum Rathaus und zu Urbach insgesamt, denn dessen beide Ortsteile, die vor 50 Jahren zusammengeführt worden seien, müssten auch einen Dialog führen, befand die Bürgermeisterin. Wegen Dauerregens habe man die Skulptur längere Zeit nicht von ihrem letzten Standort in der Flutmulde versetzen können – die Anfahrt mit einem Hebekran in die Senke in der Urbacher Mitte sei nicht möglich gewesen.

Abstrakte Körper aus Cortenstahl

Die im Jahr 2004 entstandene Skulptur besteht aus zwei Teilen, abstrakte Körper, die aus Cortenstahl geschweißt sind. Obwohl sie einiges auf die Waage bringen, wirken sie nicht so schwer. „Die Skulptur steht für Leichtigkeit und ein Abheben“, sagt Martin Schöneich über sein Kunstwerk. Im Rems-Murr-Kreis ist er auch durch das Mahnmal „Gebrochener Ring“ bekannt, das zum Gedenken an den Amoklauf in Winnenden geschaffen hat und das dort seit Jahren vor der Hermann-Schwab-Halle steht.

„Den meisten Menschen erscheint Abstraktes als eher schwierig“, stellte Beatrice Büchsel in ihrer Einführung fest. Der Name der Skulptur sei natürlich nicht unmittelbar zu verstehen: „Cortenstahl redet nicht.“ Das Kunstwerk zeige zwei Teile, die sich begegneten, einen Dialog von Formen. Und es eröffne dem Betrachter, der sich um die beiden Elemente herumbewege, immer wieder neue Blickwinkel.