Stephansritt in der Gemeinde Argenbühl. Foto: Privat

In den dunkelsten Nächten des Jahres leben Riten aus grauer Vorzeit auf: Fackler und Rollenbuben vertreiben die Finsternis

Waldkirch - Schon lange vor Christi Geburt feierten unsere Vorfahren die Wiedergeburt der Sonne nach der längsten Nacht am 21. Dezember. Einige heidnische Riten zur Vertreibung von Dunkelheit und bösen Geistern hielten sich bis heute, andere wurden zu christlichen Bräuchen umgedeutet.

Schopfheim

„Besonders in den Raunächten, den zwölf heiligen Nächten, der geheimnisvollen Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig, wütet die heidnische Dämonenwelt“, heißt es in den Elztäler Sagen. Um die Raunächte, im Schwarzwald auch Lostage genannt, weil sie über das Los des nächsten Jahres entscheiden, ranken sich zahlreiche Sagen und Bräuche, wie das Ausräuchern böser Geister aus den Häusern oder Wettervorhersagen fürs kommende Jahr. Im Südschwarzwald entführt Schauspieler und Naturparkführer Klaus Millmeier als „wilder Wode“ in die magische Welt der Raunächte. In Bad Säckingen ist er am Sonntag, 27. Dezember, 19.30 Uhr, in Staufen am Montag, 28. Dezember, 19.30 Uhr und in Schopfheim am 29. Dezember, 19.30 Uhr.

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Hohenlohe

Ihre Gesichter sind rußgeschwärzt oder maskiert,  die  Körper verhüllt in lange weiße Hemden, die Köpfe zieren hohe, spitze Hüte. Ein ohrenbetäubendes Scheppern und Läuten begleitet sie: Die Rollenbuben im Hohenlohe können einen schon erschrecken. Doch das ist nicht ihr Job. Sie sollen dem Christkind in der Dämmerung des Heiligabend den Weg frei machen. Deshalb ziehen die Jungs (nur bei großem Bubenmangel auch mal von Mädchen unterstützt) durch das Dorf und schütteln dabei ihre mit Schellen und Kuhglocken bestückten Rollriemen, die sie kreuzweise über der Schulter tragen. Die „Rollebuawe“ gehen von Haus zu Haus und sammeln dabei Gutsle und Geld ein. Sie starten zu Einbruch der Dunkelheit und sind ausschließlich in den evangelischen Dörfern des ehemaligen Amts Ilshofen zu finden. Mit der Konfirmation endet das Teilnahmerecht der Dorfjungs.

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Altensteig

Dieser Brauch ist kaum zu übersehen: Mit bis zu fünf Meter langen Fackeln erleuchten die Altensteiger Fackler an Heiligabend die Hänge oberhalb des historischen Städtchens im oberen Nagoldtal. Entzündet werden sie an zwei riesigen Holzhaufen, die pünktlich mit dem Schlussläuten des Abendgottesdienstes entfacht werden und hell in den Himmel lodern. Einheimische und Gäste unterstützen die Fackler mit Hunderten von Handfackeln, die Stadtkapelle steuert die passende Musik bei. Mit dem Jahrhunderte alten Brauch feiern die Altensteiger sinnbildlich die Geburt Christi. Erst wenn die großen Holzstöße komplett niedergebrannt sind, geht man nach Hause zur Bescherung. Beginn ist um 18 Uhr in der Mitte des Hällesberges und beim Schloßberg.

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Bad Wildbad

Ein klobig gekleideter komplett in Stroh eingepackter Gesell zieht an Heilig Abend in Bad Wildbad durch die Gassen: der Pelzmärtle. Diese Figur verkörpert ein junger Mann, der über mehrere Stunden lang in Stroh eingewickelt wird. Begleitet wird das Pelzmärtle von lautstarken jungen Männern, die ihre Peitschen knallen lassen. „Kann das Pelzmärtle auch hopfe?“, rufen die Zuschauer. Der Brauch wird seit jeher von jungen unverheirateten Männern gestaltet. „Jedes Jahr ist ein anderen Mann dran, denn das Ganze ist ziemlich anstrengend“, erzählt Ortshistoriker Götz Bechtle.

Ganz in weiblicher Hand ist dagegen die Figur des Christkinds, das ebenfalls an Heilig Abend unterwegs ist. Verschleiert und in ein weißes, bodenlanges Gewand gehällt huscht das Christkind in Begleitung zweier junger Frauen durch die Straßen. Früher verteilte es Geschenke und der Pelzmärtle sollte unartige Kinder erschrecken. Inzwischen sammeln beide für einen guten Zwecke.

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Argenbühl

200 Pferde, eines schmucker als das andere, versammeln sich am Stephanstag, dem 26. Dezember, auf dem Dorfplatz von Argenbühl-Eisenharz. Auch ihre Reiter haben sich herausgeputzt für den großen Auftritt beim traditionellen Stephansritt. Angeführt vom Bürgermeister und dem Chef der Stephansreitergruppe und begleitet von zwei Musikkapellen trabt die Prozession durchs Dorf und hinaus zur Kapelle des Heiligen Stephan, dem Schutzpatron der Kutscher und Pferde. Wie schon in der Zeit der großen Pest, als dieser Brauch entstand, umrundet der ganze Zug die Kapelle und bittet um göttlichen Segen und Beistand. Fast wäre die Tradition mit dem Ersten Weltkrieg zu Ende gegangen, denn danach lehnte der amtierende Pfarrer den Ritt als „heidnisches Zeug“ ab. Doch die Verfechter setzten sich durch und so trabten sie seit 1927 alle Jahre wieder. Der Stephansritt startet um 13 Uhr in Eisenharz.

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