Der Bauhof hat in der Straße Im Brandfeld Container aufgestellt, in die die betroffenen Anwohner das von den Wassermassen Zerstörte hineinwerfen dürfen. Foto: Malte Klein

Neben Filderstadt-Harthausen war auch der Stadtteil Sielmingen von Wassermassen betroffen. Deren Bewohner planen nun, wie sie ihre Häuser vor weiteren Überschwemmungen schützen können.

Filderstadt - Die Einfahrt zur Garage von Lieselotte Martin ist noch mit Sandsäcken zugestellt. Sicher ist sicher. Denn bei ihr an der Silcher-/Ecke Steingartenstraße in Sielmingen liefen am Donnerstag vergangener Woche die Garage und der Keller voll. Damit war neben Harthausen (wir berichteten) auch dieser Teil Filderstadts betroffen. Auch in der Nachbarschaft an der Steingarten- und der Sägmühlenstraße liefen Keller voll.

„Bei uns stand im ganzen Keller Wasser“, sagt Lieselotte Martin und zeigt den Grund: „Die Straße ist schief gebaut. Darum läuft das Wasser quer über die Straße und zu uns zur Garage.“ Denn die Einfahrt ist noch einmal tiefer gelegen. Der Schaden in der Garage und im Keller sei nicht so groß. „Wir hatten dort ausrangierte Stühle und andere Möbel stehen, die wir eh wegwerfen wollten.“ Allerdings sei eine Kühltruhe kaputt gegangen. „Da hat es durch das Wasser einen Kurzschluss gegeben.“ Wertsachen hatten sie dort nicht. Ihr Sohn, der als Handwerker arbeitet, hat den Keller getrocknet. „Bis drei Uhr nachts liefen die Pumpen.“ Allerdings war dort nicht nur Wasser, sondern auch Schlamm, der vom Weizenfeld oberhalb des Wohngebiets herunter kam. „Der war ganz schön zäh.“

Martin hat sich Gedanken darüber gemacht, wie sie solche Schäden vermeiden könnten. „Es wäre gut, wenn die Straße auf unserer Seite um drei Zentimeter erhöht wird, damit das Wasser nicht wieder in unsere Garage läuft.“ Dann wäre sie nicht mehr schief. Ob das möglich ist, muss sie noch mit der Stadt klären. „Wenn es jetzt regnet, mache ich mir schon Gedanken.“ Bisher sei Sielmingen von Überflutungen wegen Starkregen immer verschont geblieben – bis vergangene Woche.

Die Anwohner müssen nichts bezahlen

Einmal um die Ecke, an der Steingartenstraße, und auch Im Brandfeld in Harthausen stehen Container, in die Betroffene ihre aufgequollenen Möbel werfen dürfen. Der Bauhof hat sie dort hingestellt. „Die vom Hochwasser Betroffenen können dort ihren Unrat loswerden“, sagt Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub. Das ist eines der Ergebnisse des Gesprächs zwischen ihm und den Chefs des Ordnungs- und des Tiefbauamts am Montag. „Wir haben auch beschlossen, dass die Anwohner für die Feuerwehreinsätze nichts bezahlen müssen“, berichtet Traub.

Außerdem prüfen die Kommandanten der Feuerwehr, ob ihre Ausrüstung für Starkregen und Hochwasser gut geeignet ist und welches Equipment noch fehlt. Parallel dazu arbeite die Stadtverwaltung auf, was deren Mitarbeiter seit Hinweisen 2016 über unzureichenden Hochwasserschutz an der Straße Im Brandfeld getan haben. „Das machen wir parallel. Wir schauen jetzt vor allem nach vorne“, sagt Traub. Dazu gehört auch ein Treffen mit den Anwohnern, Vertretern der Feuerwehr sowie vom Ordnungs- und Tiefbauamt.

Der Keller stand unter Wasser

In Sichtweite des Containers am Ende der Steingartenstraße lebt Fabienne Baumann. Vom Feld oberhalb des Wohngebiets lief mit Erde vermischtes Wasser zu ihr herunter. „Bei uns lag dick Matsch auf dem Hof. Den haben wir weggeschippt“, sagt sie. Ihre Stiefschwester, die ein Haus weiter wohnt, hat es schlimmer erwischt. „Bei ihr stand der Keller unter Wasser und es sind Möbel kaputt gegangen.“ Sie habe lange ausräumen müssen. Baumann selbst lebt zwar noch nicht so lange dort. „Das war schon besonders viel Regen und Schlamm. Das hatten wir sonst nicht.“

In Harthausen haben sich Stephan und Nathalie Zantis ans Säubern und Aufräumen gemacht. Wo am Freitagmittag die Bodenfliesen und die Holztreppe im Keller noch mit Schlamm bedeckt waren, ist es jetzt wieder sauber. „Das ist jetzt ein ganz anderes Raumgefühl“, sagt Nathalie Zantis. Auf dem Flur steht ein Gerät, das die Feuchtigkeit aus der Luft filtert. Sie sammelt sich als Wasser in dessen Tank. „Nur die Feuchtigkeit da macht mir noch Sorgen“, sagt sie und zeigt auf die Treppenkante. Ihr Mann macht sich Gedanken, wie sie den Sicherungskasten vor Wasser schützen können. „Wir überlegen uns, wie wir unser Haus flutsicher machen“, sagt Stephan Zantis. Eine Möglichkeit wäre ein Spezialfenster für den Keller für 3000 Euro. Einen Raum weiter steht ein einfaches Metallregal. „Wir haben schon ein paar Vorräte wieder eingeräumt“, sagt Nathalie Zantis. Es sieht nach dem Hochwasser wieder nach etwas Normalität aus.