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Ein Gutachten der Verbraucherzentrale Bundesverband stellt der staatlich geförderten Riester-Rente ein schlechtes Zeugnis aus. Die Sozialverbände pflichten bei.

Stuttgart - Ein Gutachten der Verbraucherzentrale Bundesverband stellt der staatlich geförderten Riester-Rente ein schlechtes Zeugnis aus. Es hagelt weitere Kritik.

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher, sprach mit Blick auf die Riester-Rentenverträge gegenüber unserer Zeitung von "großer Unübersichtlichkeit". Es bestünden je nach Produkt und Anbieter erhebliche Unterschiede, sagte Mascher. "Das ist angesichts der Steuermittel, die zur Förderung der zusätzlichen Altervorsorge eingesetzt werden, ein richtiges Ärgernis." Unabhängige Beratung sei kaum zu erhalten. Mascher forderte, die Riester-Rente strenger zu regulieren, damit derjenige, der einen entsprechenden Vertrag abschließt, auch Klarheit habe, was er am Ende zu erwarten habe.

Der Präsident des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Adolf Bauer, erklärte, das Gutachten zeige, dass der Umgang mit der Riester-Rente den Verbrauchern noch immer große Schwierigkeiten bereite. Insbesondere die Frage nach einem individuell sinnvollen Riester-Produkt sei ein Problem. "Dies ist vor allem eine Folge mangelnder Transparenz vieler Riester-Produkte", so Bauer. Es sei nötig, dass eine vollständige Übersicht über die zu erwartenden Leistungen der Altersvorsorge gewährleistet werde. Der jährlichen Renteninformation können diese Informationen nicht entnommen werden. Die Riester-Rente sei zwingend in die Benachrichtigung einzubeziehen.

Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) hat ein Gutachten vorgestellt, aus dem hervorgeht, dass viele Interessenten große Schwierigkeiten haben, eine geeignete Riester-Rente zu finden. "Das gleicht einem Lotteriespiel", sagte VZBV-Vorstandsvorsitzender Gerd Billen.

Das Gutachten im Auftrag der VZBV zeige, dass nur rund die Hälfte der Förderberechtigten bisher einen Riester-Vertrag abgeschlossen hat - im September waren es knapp 13 Millionen. Nur rund 60 Prozent der Empfänger erhielten die maximale Zulage - "also das, was die Riester- Rente interessant macht", sagte Billen. Auch würden die Zulagen teilweise von den Vertragskosten aufgezehrt. "Die Verbraucher zahlen oft zu viel an Verwaltungs- und Abschlussgebühren und die steuerlichen Zulagen landen auf den Konten der Banken, Fonds und Versicherungen", sagte Billen. "Das ist dann keine Förderung der Altersvorsorge, sondern eine Förderung der Finanzbranche", sagte Billen. Er stellte vielen Riester-Produkten ein schlechtes Zeugnis aus: "Die Leute werden auf den Märkten veräppelt." Für das Gutachten hatten die Verbraucherschützer gut 70 Riester-Produkte untersucht und dabei festgestellt, dass nur knapp die Hälfte aller Anbieter nutzbare Informationen über die Kosten der Verträge bereitstellen. Viele Verbraucher seien bei der Wahl "schlicht überfordert".

Der Sprecher des VZBV, Christian Fronzcak, wies gegenüber unserer Zeitung darauf hin, dass ein Ausstieg aus einem Riester-Vertrag mit Verlusten verbunden sein kann. Besonders in den ersten Jahren schlage die Provision zu Buche. "Man muss prüfen, ob es sich lohnt, zeitnah auszusteigen."