Der Plan war gut, aber das Land nicht bereit. Bezirksvorsteherin Susanne Korge erläutert Bürgermeister Werner Wölfle (direkt neben ihr), wie die JVA-Zufahrt hätte aussehen können. Foto: Chris Lederer

Bürgermeister Werner Wölfle war mit Bürgern und Bezirksbeiräten unterwegs und hat sich einen Eindruck von Stammheim verschafft. Dort ist nicht alles im Lot.

Stammheim - Mehrere Stationen hatte sich der Bezirksbeirat ausgesucht, die es am Dienstag mit dem Verwaltungsbürgermeister zu besuchen galt. Erste Station: die Schule am Fliegenweg. Dort warten Konrektor Otto Pfeifer und sein Kollegium noch auf eine Nachfolgerin von Rektorin Angelika Hillmann. Zwei Kandidaten, ein Mann und eine Frau, sind laut Bezirksvorsteherin Susanne Korge in der engeren Auswahl. Die Schule, die einen top sanierten, modern ausgestatteten Fachbau hat, leidet unter Schülermangel. Momentan gibt es keine fünfte Klasse (es hatten sich nur neun Schüler angemeldet). „Die sechste und siebte Klasse wird in den Kernfächern getrennt unterrichtet, ansonsten lernen die Klassen gemeinsam“, erklärte Konrektor Otto Pfeifer. Hoffnungen setzen die Stammheimer Politiker auf das geplante Neubaugebiet Langenäcker-Wiesert. Dort sollen sich Familien ansiedeln, deren Kinder die Schule besuchen. Die Bezirksbeiräte wünschen sich, dass Stammheim eine weiterführende Schule erhalten bleibt. Am liebsten in Form einer Gemeinschaftsschule, notfalls auch als Grund- und Realschule. „Wir sind für eine weiterführende Schule bestens ausgerüstet“, sagte Otto Pfeifer.

Auch Werner Wölfle lobte die guten Voraussetzungen, auch im Hinblick auf die angrenzende Kindertagesstätte, die bald ausgebaut werden soll: „Es gibt wenige Standorte in Stuttgart mit solchen Vernetzungsmöglichkeiten“, sagte der Bürgermeister. Das einst als problematisch angesehene Fehlen eines Zaunes am Schulhof ist momentan kein Thema mehr. In der Vergangenheit hatten sich Anwohner über lärmende Jugendliche, die sich dort in den Abendstunden getroffen hatten, beschwert. Momentan sei das Problem nicht akut, sagte Otto Pfeifer. Und Wölfle, der früher für die Mobile Jugendarbeit zuständig war und diese Art der Sozialarbeit aus eigener Erfahrung kennt, ergänzte: „Die Ansammlung von Jugendlichen ist an sich noch keine Bedrohung.“ Der Bezirksbeirat teilte die Ansicht und rückte von seinem Ansinnen ab, eine Umzäunung des Schulhofes weiterhin zu fordern. Weil jedoch viele Autofahrer am Fliegenweg zu schnell fahren, soll dort möglichst eine Fahrbahnmarkierung angebracht werden. Verzichtet werden soll dagegen darauf, das schuleigene Biotop jährlich auszubaggern. Der Aufwand sei zu hoch und das Geld an anderer Stelle besser aufgehoben.

„Wir als Stadt können nicht verhandeln, das muss der Investor machen“

Weiter zog die Karawane dann in Richtung Freihofplatz. „Ich schäme mich fast zu sagen, das ist unsere Ortsmitte“, bekannte Susanne Korge. Bekanntlich solle der Platz umgestaltet werden, was jedoch aufgrund der komplizierten Eigentumsverhältnisse schwierig sei. „Die umliegenden Gebäude sind in privater Hand“, sagte sie. Dennoch habe man eine Konzeption entwickelt, wie das Areal umgestaltet werden könnte, auch ein potenzieller Investor sei gefunden. Dieser müsse nun mit den Eigentümern Gespräche führen, erklärte Korge. „Wir als Stadt können nicht verhandeln, das muss der Investor machen.“ Das Thema soll am 23. Oktober im Bezirksbeirat behandelt werden. „Wenn gar nichts klappt, können wir immer noch den Platz als solchen verschönern.“ Immerhin habe sich eine Spenderin gefunden, damit der kaputte Brunnen repariert werden könne. In der kommenden Saison solle das Wasser wieder fließen.

Vorbei an der ehemaligen Endschleife, auf der vom kommenden Jahr an sechs neue Häuser (43 Wohnungen) gebaut werden sollen, führte der Weg zum Jugendtreff in der Asperger Straße 41A. „Stammheim fehlen jede Menge Kita-Plätze“, sagte Bezirksvorsteherin Korge. „Hier wünschen wir uns eine Kindertagesstätte, verbunden mit einem Jugendtreff.“ Jugendamt und Jugendhausverein befassten sich laut Korge mit einer Raumplanung für den Neubau. Eine Machbarkeitsstudie solle folgen, ebenso wie ein Verfahren zur Änderung des Planungsrechts. „Die Sache ist gut im Werden, allerdings wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis man hier Einweihung feiern kann.“ Zustimmendes Nicken des Bürgermeisters.

Die JVA-Zufahrt „ist gegessen“

Auf dem Weg entlang des Gefängniszaunes ließ Wölfle sich erläutern, dass die vom Bezirksbeirat geforderte neue Zufahrt nicht verwirklicht werde, weil sich das Land nicht an den Kosten beteiligen wolle. „Die Sache ist gegessen“, brachte es Susanne Korge auf den Punkt.

Nächster Halt: Poppenweilerstraße 29. Dort sind bereits 55 Flüchtlinge einquartiert, in Kürze sollen zunächst zehn weitere Flüchtlinge dazukommen. Die Gruppe um Wölfle verschaffte sich einen Eindruck von den Räumen, begleitet wurden sie von Mitarbeitern der Arbeiterwohlfahrt sowie vom stellvertretenden Leiter des Sozialamts, Stefan Spatz, der den Politikern bei der abschließenden Aussprache in der Schloss-Scheuer noch Rede und Antwort stand.

Die letzte Station vor dieser Aussprache führte ins Gemeindehaus an der Korntaler Straße. Das Gebäude mit dem großen Versammlungssaal darf wegen nicht ausreichender Brandschutzrichtlinien nur für Gruppen von maximal 30 Personen genutzt werden. „Dabei haben wir riesigen Bedarf an Räumen“, erklärte Susanne Korge. Außerdem sei der alte Bau eine „Energieschleuder hoch drei“. Anfang Oktober trifft sich der „Arbeitskreis Bürger- und Familienzentrum“, der Zukunftspläne für das Gemeindehaus schmieden soll. In absehbarer Zeit soll es dazu auch eine moderierte Planungswerkstatt geben, an der sich auch Bürger beteiligen können. Ein Zeitpunkt steht noch nicht fest, aber die Finanzierung hierfür ist zugesagt.