Vibratoren sind beliebt – doch manche sind in puncto Schadstoffe nicht ganz unbedenklich. Foto: dpa

Der Markt von Sexspielzeugen boomt. Doch nicht alle Vibratoren oder Liebeskugeln sind unbedenklich, zeigt nun die Stiftung Warentest: Viele der Produkte sind mit Schadstoffen belastet. Auch von vernetzten Produkten raten die Experten ab.

Berlin/Stuttgart - Der Handel mit Sexspielzeugen boomt – und der Gebrauch von Vibratoren, Liebeskugeln und Co. gilt längst nicht mehr als anrüchig. Kein Wunder, dass der Markt der Sextoys immer vielfältiger wird, auch was die Materialien angeht. Im Netz stoße man auf viele Erfahrungsberichte zu den Produkten – was die Schadstoffe angehe, gebe es aber bislang kaum Erfahrungswerte, sagt Anne Kliem von der Stiftung Warentest. Die Prüfer haben daher exemplarisch einige Spielzeuge genauer untersucht. „Die Sexspielzeuge haben oft Schleimhautkontakt, deshalb gehören Schadstoffe da absolut nicht hin“, sagt Anne Kliem. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu im Überblick.

Was hat die Untersuchung der Stiftung Warentest ergeben?

Tatsächlich fanden sich im Labor in einigen untersuchten Spielzeugen problematische Stoffe: Vier der zwölf geprüften Vibratoren bekamen von den Prüfern eine „mangelhafte“ Schadstoff-Bilanz attestiert, Gleiches gilt für eine der drei getesteten Liebeskugeln. In den Produkten oder dem mitgelieferten Zubehör fanden sich zum Beispiel polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen, und der Weichmacher DEHP, der die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann.

Welche Sexspielzeuge waren besonders belastet?

Besonders mit als womöglich krebserregend geltenden PAK belastet waren im Test der weiße Kunststoff der Joydivision-Liebeskugeln sowie die gelbe Vibrator-Badeente von Big Teaze Toys. In der Maske, die als Zubehör zum Pipedream-Umschnallvibrator mitgeliefert wurde, fand sich der Weichmacher Diethylhexyphthalat (DEHP). Er darf eigentlich in Verbrauchsprodukten nicht verwendet werden, weil er die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und ein Kind im Mutterleib schädigen kann. Der Doc-Johnson-Vibrator im Test war demnach stark mit Phenol belastet, was unter anderem in Verdacht steht, genetische Defekte zu verursachen. Und bei dem We-Vibe Sync Couples-Vibrator für immerhin 90 Euro Einkaufspreis gab der Ladekontakt so viel Nickel ab, dass er laut Stiftung Warentest nicht hätte verkauft werden dürfen. „Es hat uns sehr überrascht, dass bei so sensiblen Produkten wie Sexspielzeugen die Mechanismen der Qualitätssicherung der Hersteller nicht bei allen gut funktionieren“, sagt Warentest-Expertin Anne Kliem.

Gibt es Grenzwerte für solche Produkte, die überschritten wurden?

Bislang existieren keinen Schadstoff-Grenzwerte speziell für Sexspielzeug – obwohl die Produkte engen Kontakt mit dem Körper und mit Schleimhäuten haben. Für ihre Untersuchung haben sich die Warentester nach eigenen Angaben an allgemeingültigen Grenzwerten oder Vorgaben für andere Produktgruppen orientiert, für Kinderspielzeug etwa. Das Ergebnis: Oft wurden diese deutlich überschritten, bei manchen Produkten sogar um das Hundertfache.

Welche Produkte sind unbedenklich?

Der Test der Stiftung Warentest zeigt: Es ist keine Frage des Preises, ob ein Spielzeug unbedenklich ist. Auch im teuersten geprüften Sextoy, dem Womanizer W500 pro für etwa 165 Euro, fanden sich giftige Substanzen ebenso wie im günstigen Penisring von Durex – wenn auch in unbedenklichen Mengen. Dagegen kostet einer der drei für „sehr gut“ befundenen Vibratoren nur etwa 15 Euro, ein anderer knapp 100. Die Stiftung Warentest rät: Die Vibratoren Fun Factory Ocean Mini, You2Toys Space Rider und Svakom Siime Camera seien im Hinblick auf Schadstoffe „sehr gut“, ebenso wie etwa die Penisringe von You2Toys und die Liebeskugeln von Lelo und You2Toys. Darunter sind teure ebenso wie billige Produkte.

Ein unangenehmer Kunststoffgeruch beim ersten Auspacken von Vibratoren und Co. ist übrigens kein zuverlässiger Indikator für eine Schadstoff-Belastung: Solch ein Geruch kam im Test zwar bei mehreren Produkten vor, einige davon erwiesen sich aber ansonsten als völlig unbedenklich. Inzwischen gibt es aber auch viele Hersteller, die auf natürliche und sogar ökologische Materialien setzen.

Worauf sollte man beim Kauf und Gebrauch noch achten?

„Ganz wichtig ist die Reinigung vor und nach jedem Gebrauch“, sagt Anne Kliem von der Stiftung Warentest. Auch die unbedenklichsten, saubersten Spielzeuge seien sonst anfällig für Keime. Aufpassen sollten Nutzer nach Ansicht der Verbraucherschützer außerdem mit ihren persönlichen Daten: „Die Digitalisierung stoppt nicht vor dem Schlafzimmer“, so Anne Kliem. Manche Vibratoren lassen sich inzwischen per App fernsteuern, andere haben eine Kamera eingebaut. „Wir raten insgesamt von der Nutzung vernetzter Sexspielzeuge ab.“

Haben vernetzte Sexspielzeuge tatsächlich Sicherheitsprobleme?

Zwar fanden sich beim aktuellen Test der Stiftung Warentest keine Sicherheitslücken bei der Datenübertragung und -speicherung. Doch in der Vergangenheit zeigten Sicherheitsexperten bereits Probleme auf. So zeigte ein IT-Experte, wie leicht er auf Bilder und intime Daten von Nutzerinnen und Nutzern eines vernetzten Vibrators zugreifen konnte. Auch das Fernsteuern des Geräts war demnach möglich gewesen. Die Firma We-Vibe musste in der Vergangenheit bereits eine Strafe in Millionenhöhe zahlen, weil die App für Vibratoren heimlich Nutzerdaten aufzeichnete. Auch die Firma Lovense stand schon wegen der unbemerkten Aufzeichnung von Audioaufnahmen in der Kritik. Und britische Sicherheitsprofis zeigten auf, wie leicht sie sich in die eingebaute Kamera eines Svakom-Vibrators einhacken konnten.

Sehen Sie im Video eine Reportage dazu, wie neue Sexspielzeuge entwickelt werden: