Unter dem Motto „Rettet die Bienen“ läuft seit vergangenem Dienstag in Baden-Württemberg eine Unterschriftenaktion. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Experten der Stuttgarter Universität Hohenheim kritisieren das vor einer Woche gestartete Bienen-Volksbegehren. Die geforderte starke Reduzierung von Pestiziden erachten die Wissenschaftler als unrealistisch.

Stuttgart - Experten der Stuttgarter Universität Hohenheim kritisieren das vor einer Woche gestartete Bienen-Volksbegehren. „Es sei sehr gut gemeint, aber schlecht gemacht“, teilte die Uni am Mittwoch mit. Vor allem die geforderte starke Reduzierung von Pestiziden erachten die Wissenschaftler als unrealistisch.

Unter dem Motto „Rettet die Bienen“ läuft seit vergangenem Dienstag in Baden-Württemberg eine Unterschriftenaktion. Sollten bis März 770.000 Unterschriften für einen Gesetzentwurf zusammenkommen, muss der Landtag den Gesetzentwurf den Angaben zufolge annehmen. Zu den Forderungen gehören unter anderem die Halbierung des mit Pestiziden belasteten Flächenanteils bis 2025 sowie ein Verbot von Artenvielfalt gefährdenden Pestiziden in Naturschutzgebieten. Initiiert wurde das Volksbegehren von 13 Umweltverbänden und Unternehmen.

Verzicht auf Pflanzenschutzmittel in der Kritik

Die Wissenschaftler verweisen darauf, dass es im Obst- und Weinbau keine alternativen Strategien zur Schädlingsbekämpfung gibt. „Zwar kommen keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, dafür aber Kupfer, pflanzliche Präparate oder biologische Mittel, wie Insekten tötende Viren“, erklärt Sabine Zikeli, Leiterin des Zentrums für ökologischen Landbau. Dies wäre gemäß den Forderungen des Volksbegehrens jedoch auch nicht mehr erlaubt. Weinbau wäre im Südwesten nicht mehr möglich.

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Der Direktor des Stuttgarter Instituts für Phytomedizin (Pflanzenkrankheiten), Ralf Vögele, verweist darauf, dass die Weltbevölkerung bei einem völligen Verzicht auf Pflanzenschutzmittel nicht mehr zu ernähren wäre. Statt mit pauschalen Reduzierungen und Verboten zu arbeiten, wäre es besser, mittels digitaler Technologien Pestizide gezielter auszubringen. Zudem müsse auch die Sicht des Verbrauchers stärker beachtet werden: „Solange im Supermarkt nur optisch makelloses Obst und Gemüse nachgefragt wird, wird die Reduktion von Pflanzenschutzmittel nur schwer gelingen“, betont er.

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Der Ökologe Johannes Steidle hält gar die gesamte Fokussierung auf Pestizide für falsch. „Monokulturen mit Nutzpflanzen sind für Insekten in etwa so attraktiv wie eine geteerte Fläche. Ob da Pestizide ausgebracht werden oder nicht, spielt letztlich keine so große Rolle mehr“, schreibt er. Besser wäre es, etwas gegen die Strukturarmut der Landschaft zu unternehmen, das könnten beispielsweise verpflichtende Grünstreifen am Rande großer Äcker sein.

Auch Bauernverbände stehen dem Volksbegehren kritisch gegenüber. Sie hatten am Dienstag angekündigt, eigene Vorschläge vorzulegen, um gemeinsam den Artenschutz voranzutreiben.