Das Osnabrücker Rathaus ist Ort des Westfälischen Friedens und eines der bedeutendsten Wahrzeichen der niedersächsischen Stadt. Foto: Heese/OMT

München, Köln oder Berlin – das sind Städte, die keine Werbung brauchen. Andere sind weniger bekannt, aber ebenfalls reizvoll und einen Besuch wert. In loser Folge stellen wir unterschätzte Orte vor.

Osnabrück - Die Friedensstadt – das mehr als 1200 Jahre alte Osnabrück will für Toleranz, Weltoffenheit und Nächstenliebe stehen. Hier und in Münster wurde 1648 der Westfälische Frieden geschlossen. Die Hansestadt am Rande des Teutoburger Waldes ist heute mit 168 000 Einwohnern die drittgrößte Metropole Niedersachsens. Eine junge, lebensfrohe Stadt mit kultureller Vielfalt, Museen, Läden und viel Grün.

Europa beginnt hier

Mittelpunkt der hübsch restaurierten Altstadt Osnabrücks ist der Marktplatz mit den prächtigen Bürgerhäusern. Hier steht ein wichtiges Bauwerk: das Rathaus des Westfälischen Friedens. Die Außenfassade des spätgotischen Prachtbaus von 1512 zieren Standbilder deutscher Kaiser. Im Friedenssaal erinnern 42 Ölporträts an das historische Ereignis. Fünf lange Jahre verhandelten die Gesandten der Schweden, des Kaisers und protestantischer Reichsstände, während draußen der Krieg und Hungersnöte weiter ganze Landstriche entvölkerten. Erst 1648 beendeten drei Verträge das 30-jährige Gemetzel, von der Freitreppe wurde der Westfälische Frieden verkündet. Das Rathaus, im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde 1948 wiederaufgebaut und trägt das Europäische Kulturerbe-Siegel. (Geöffnet Mo.–Fr. 9–20 Uhr, Sa. 9–16 Uhr, So. 10–16 Uhr. Eintritt frei.)

Museum Industriekultur

Wo vor 100 Jahren in der Steinkohlenzeche Piesberg das schwarze Gold gewonnen wurde, wird heute die Entwicklung Osnabrücks von der Ackerbürgerstadt des 18. Jahrhunderts bis zum modernen Industrie- und Wirtschaftsstandort gezeigt. Wer mag, kann 30 Meter im gläsernen Fahrstuhl unter Tage fahren und einen Bergwerksstollen durchwandern (Mi.–So. 10–18 Uhr, www.industriekulturmuseumos.de). Grandiose Ausblicke ins Osnabrücker Land bieten sich vom Piesberg, zuvor geht es 269 Stufen auf der Erdzeitalter Treppe nach oben.

Remarque und Nussbaum

Mit seinem Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“, dessen Verfilmung den Oscar gewann, wurde Erich Maria Remarque weltberühmt und hatte ausgesorgt. Im Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum (www.remarque.uniosnabrueck.de, Di.–Fr. 10–13 Uhr und 15–17 Uhr, Sa./So. 11–17 Uhr) erfährt man alles über den Schriftsteller, dessen Bücher von der NS-Diktatur verboten wurden. Auch das Felix-Nussbaum-Haus (www.museumsquartier-osnabrueck.de) zieht Besucher aus aller Welt an. Das Museum, entworfen von dem amerikanischen Architekten Daniel Libeskind, beherbergt die weltweit größte Sammlung des 1944 in Auschwitz ermordeten jüdischen Künstlers und Sohns der Stadt, Felix Nussbaum (Di.–Fr. 11–18 Uhr, Sa./So. 10–18 Uhr).

Barocke Pracht und Wasserspiele

Das ehemals fürstbischöfliche Osnabrücker Schloss ist eines der frühesten Barockschlösser in Deutschland und wurde von Ernst August I. und seiner Gemahlin Sophie von der Pfalz 1668 errichtet. Im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt und anschließend als modernes Gebäude in historischer Fassade wieder aufgebaut, wird es heute von der Universität genutzt. Sehenswert sind auch der stilvoll gestaltete Schlossgarten, die Schlossterrasse mit ihren Statuen sowie die Wasserspiele (http://www.hbol.de/heimat-und-kultur).

Surfer im Kaufhaus

Selbst in internationalen Medien sorgte die „Hasewelle“ für Schlagzeilen. Seit dem Frühjahr kann im L&T, dem größten inhabergeführten Modehaus Norddeutschlands, gesurft werden. Als Attraktion der Sportabteilung wurde eine – in einem Kaufhaus weltweit einmalige – Anlage zum Wellenreiten mitsamt großer Tribüne für Zuschauer eingerichtet. Surflehrer zeigen ihr Können. Wer mag, kann selbst aufs Brett steigen und sein Talent beweisen (www.l-t.de).

Geopark und Dom von oben

In der evangelischen Pfarr- und Marktkirche St. Marien begann 1543 die Reformation in Osnabrück. Knapp 200 Stufen führen hinauf in den Turm (So. 11.30–13 Uhr). Die Mühe lohnt: Man hat eine tolle Aussicht auf die Stadt mit ihren 13 Hügeln und den Unesco-Geopark Terra Vita (www.geopark-terravita.de), der sie umgibt. Zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge liegt Osnabrück im Flusstal der Hase. Von oben zeigt sich auch die religiöse Bedeutung der Stadt: im Westen der Dom Sankt Peter, Kathedralkirche des Bistums Osnabrück und Meisterwerk spätromanischer Baukunst, im Süden Katharinen- und Johanniskirche. Bis 1803 wechselten katholische und evangelische Fürstbischöfe friedlich in der Amtsfolge – deutschlandweit einmalig.

Top-Kaffeeröster und Edel-Küche

In den weitläufigen Fußgängerzonen Osnabrücks kann man im Sommer schön draußen sitzen. Das gemütliche Barösta (www.baroesta.de) zählt das Magazin „Feinschmecker“ zu den besten Kaffee-Röstereien Deutschlands, außerdem gibt es leckeren hausgebackenen Kuchen. Gutes Bier und deftige Regionalkost in historischem Gemäuer bietet die Hausbrauerei Rampendahl (www.rampendahl.de), lukullische Vielfalt wie in der Großstadt in der großen Markthalle (www.lt.de/markthalle). Gehobene Küche wird im Lokal mit dem ungewöhnlichen Namen Tatort Engels aufgetischt mit täglich wechselnden Menüs (www.tatortengels.de). Auch zu empfehlen: das erst 2017 eröffnete Restaurant Iko (www.ikorestaurant.de).

Figurentheater und Kabarett

In der Alten Fuhrhalterei (www.figurentheater-osnabrueck.de) mitten in der Altstadt lassen verschiedene Theatergruppen die Puppen tanzen. Das Figurentheater ist in dieser Form einzigartig in Deutschland. Jährlich locken zudem das Kabarettfestival und das Unabhängige Filmfestival Fans in die Stadt. In der Osnabrück-Halle finden jährlich rund 280 Veranstaltungen mit mehr als 150 000 Besuchern statt, darunter viele Rock- und Popkonzerte. Das Theater Osnabrück – ein Jugendstilhaus aus dem Jahr 1909 – ist ein Vier-Sparten-Theater. Außer Musik, Schauspiel und Tanz bieten die Städtischen Bühnen Theater für Kinder und Jugendliche mit Oskar, dem Jungen Theater Stadt und Land Osnabrück (www.theaterosnabrueck.de).

Hinkommen, Unterkommen, Rumkommen

Anreise

Osnabrück ist gut mit dem Zug erreichbar (www.bahn.de). Vom Bahnhof ist es nur ein kurzer Spaziergang an der Haseufer-Promenade entlang bis zur Fußgängerzone in der Altstadt. Mit der Citycard kann man kostenlos Bus fahren, sieben Museen besuchen und weitere Rabatte erhalten (8 Euro für einen Tag, 11 Euro für zwei Tage, www.osnabrueck.de).

Unterkunft

Das moderne Arcona Living Osnabrück liegt recht zentral am Innenstadtring. (DZ ab 99 Euro, www.osnabrueck.arcona.de) Ebenfalls empfehlenswert: das Steigenberger Hotel Remarque am Rißmüllerplatz (DZ ab 135 Euro, www.steigenberger.com) und das Romantik Hotel Walhalla (DZ ab 144 Euro, www.hotel-walhalla.de) in der Fußgängerzone der Altstadt, in bester Lage um die Ecke vom Rathaus.

Allgemeine Informationen

Osnabrück Tourismus, Tel. 05 41 /3 23 22 02, www.osnabrück.de. Weitere Insider-Tipps im Netz unter:

www.osnabruecker-land.de/blog