Die Organisation Aias möchte über das Thema Blutkrebs informieren und Studenten dazu bewegen, sich bei der DKMS registrieren zu lassen. Foto: tmn

Damit Blutkrebs-Patienten geheilt werden können, müssen sich möglichst viele Menschen registrieren lassen. Eine studentische Organisation hat sich genau das zum Ziel gesetzt.

Vaihingen - Einer guten Freundin von Jan Gehringer wurde mit nur 16 Jahren Blutkrebs diagnostiziert. Die meist einzige Chance auf eine Heilung ist es, dass jemand Stammzellen spendet. Jeder zehnte Patient findet laut DKMS keinen Spender: Denn um in die Datenbank der Spender aufgenommen zu werden, muss man sich selbstständig registrieren – und das hat noch längst nicht jeder in Deutschland.

Deshalb hat es sich Jan Gehringer zur Aufgabe gemacht, über Blutkrebs aufzuklären: „Man kann den Menschen ein zweites Leben schenken.“ Er studiert an der Universität in Vaihingen Maschinenbau und möchte andere Studenten dazu bewegen, sich für die Datenbank zu registrieren. Er engagiert sich bei Aias, einem gemeinnützigen Verein von Studierenden.

Der Name erinnert an einen Helden aus der griechischen Mythologie

Am Standort Stuttgart klärt er gemeinsam mit 16 anderen Mitgliedern über Blutkrebs auf, außerdem ist er Vorstandsvorsitzender der Bundesgruppe. Auch Patricia Haremski arbeitet mit. Sie verlor ihren Großvater, weil dieser an Blutkrebs erkrankte. Schon vor der Krankheit ihres Opas hatte sie sich registrieren lassen: „Ich wusste aber nie wirklich, was das bedeutet.“ Weil es vielen Studenten so gehe, habe sie sich informiert und sei dabei auf Aias gestoßen. In ganz Deutschland klären Studierende über Blutkrebs auf und ermöglichen eine Registrierung direkt an der Uni. Der Name des Vereins rührt von einem Helden der griechischen Mythologie her: Denn die Studenten wollen Lebensretter sein.

Haremski entschied sich, in Stuttgart auch einen Standort aufzubauen – inzwischen engagieren sich hier Studenten aus der ganzen Stadt, vor allem aus Vaihingen. Über die Helfer haben sich 2700 Menschen registriert, 13 von ihnen spendeten schon und ermöglichten damit, dass Blutkrebspatienten geheilt werden. Darauf ist Haremski stolz: „Das bisschen, was wir gemacht haben, ermöglicht jemandem ein zweites Leben. Das ist unglaublich.“ Die Studenten von Aias wollen einerseits über Blutkrebs informieren. Dafür schenkten sie vergangenes Jahr zum Beispiel Glühwein aus und kamen so mit anderen Studenten ins Gespräch. „Viele registrieren sich zum Beispiel nicht, weil sie Angst vor dem Spenden haben. Doch diese Angst ist unbegründet“, sagt Patricia Haremski.

Das Ziel ist es, dass sich jeder Student registrieren lässt

Andererseits planen die Studenten von Aias Aktionen, bei denen sich die Studenten zwischen den Vorlesungen registrieren lassen können. Insgesamt machten über Aias fast 46 000 Studenten mit, 151 davon spendeten. „Das große Ziel ist es, dass sich jeder Studierende in Deutschland registrieren lässt“, sagt Haremski. Denn das Problem ist, dass nicht jeder jedem Stammzellen spenden kann. Die Suche nach dem passenden Spender ist mit der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen vergleichbar.

Für die Freundin von Jan Gehringer konnte ein Spender gefunden werden. Doch obwohl die Merkmale fast identisch waren, hat die Spende kaum angeschlagen. Deswegen spendete auch ihre Mutter Stammzellen. Letztendlich starb die Patientin. Der Blutkrebs ist deshalb so tückisch, weil er das Immunsystem schwächt. Die Freundin starb am Ende nicht am Blutkrebs selbst, sondern an Bakterien im Gehirn. Durch die Spende konnte sie noch ein paar Jahre länger leben, sagt Gehringer: „Die Krankheit wäre schlimmer verlaufen, hätte sie keine Spender gefunden.“

Wie jeder Einzelne helfen kann

Die Aias Stuttgart sucht Mitstreiter. Aber auch Unternehmen können den Studenten unter die Arme greifen, indem sie Aias finanziell oder mit Sachspenden unterstützen, zum Beispiel die Verpflegung bei Registrierungsaktionen stellen. Wer helfen möchte, kann sich per Mail an stuttgart@aias.de oder per Telefon unter 0151 -22 28 14 08 bei Jan Gehringer melden.

Um Stammzellen spenden zu können, muss man sich registrieren. Dies kann man bei verschiedenen Aktionen. Man kann aber auch ein Registrierungsset bei der DKMS, der deutschen Knochenmarkspenderdatei, anfordern. Dabei muss man mit einem Wattestäbchen einen Wangenabstrich machen und dann das Set zurückschicken. Nach der Registrierung analysiert ein Labor die Gewebemerkmale und nimmt den möglichen Spender in eine Kartei auf. Weltweit greifen Kliniken auf diese Kartei zu, in der lediglich die Gewebemerkmale ohne Namen vermerkt sind. Über die jeweilige Datei werden dann die Spender kontaktiert, falls sie in Frage kommen. Eine Stammzellenspende erfolgt in 80 Prozent der Fälle über eine Blutentnahme. Nur bei 20 Prozent der Spender muss man die Stammzellen direkt aus dem Knochenmark entnehmen, genauer gesagt aus dem Beckenkamm – und nicht aus der Wirbelsäule.