Das Ergebnis der Hohenheimer Studie ist interessant für Imker. Foto: dpa/Patrick Seeger

Eine Forscherin der Universität in Stuttgart-Hohenheim hat erstmals wissenschaftlich belegt, dass eine bestimmte Zuckerart Honigbienen schadet. Die Wissenschaftlerin ist aber noch weiteren Fragen auf der Spur.

Hohenheim - Der Verbraucher, der sich ein Glas Waldhonig kauft, weiß davon nichts. Doch Imkern ist das Problem leidlich bekannt: heillos verklebte Waben, in denen der Honig wie Zement sitzt. Schuld daran, dass die süße Masse in der Wabe kristallisiert, ist ein hoher Gehalt einer Zuckerart: der Melezitose. Die Folgen sind nicht nur massive Ertragsverluste für Imker. Die sogenannte Waldtrachtkrankheit steht auch im Verdacht, ganze Bienenvölker zu bedrohen.

Einen Zusammenhang haben Labor-Experimente der Universität Hohenheim nun erstmals wissenschaftlich bestätigt. Die Biologin Victoria Seeburger hat an der Landesanstalt für Bienenkunde für ihre Doktorarbeit seit 2017 jährlich Fütterungsversuche gemacht. Zentrale Erkenntnis: Mit Melezitose gefütterte Honigbienen fraßen nicht nur deutlich mehr, sie wurden auch krank.

„Ich habe ziemlich viele Symptome gefunden“, sagt die Wissenschaftlerin und berichtet von einer Schädigung der Darmflora, von geschwollenen Hinterleibern, Haarausfall, Verhaltens- und Bewegungsstörungen, Lähmungen. Viele Insekten starben. Melezitose kann also die Waldtrachtkrankheit auslösen.

Die Tiere seien mangelernährt und deshalb anfälliger

Schuld an der Misere sind Läuse. Honigbienen fressen im Frühling in erster Linie Honig, den sie aus Blütennektar herstellen. Wenn im Sommer die Blüten weniger werden, steigen sie auf eine andere Nahrungsquelle um: Honigtau, das sind Ausscheidungen von Lausarten. Und darin wiederum ist die Melezitose enthalten, die den Bienen nicht bekommt. „Wir gehen deshalb davon aus, dass Melezitose von den Bienen nicht gut verdaut werden kann und sich im Darm ansammelt“, sagt die 30-Jährige. Die Tiere seien mangelernährt, geschwächt und so auch anfälliger für Krankheitserreger.

Laut Victoria Seeburger besteht das Problem vor allem in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Imkern rät die gebürtige Stuttgarterin, ihre Völker aus dem Wald umzusiedeln, wenn die Umweltbedingungen die Melezitoseproduktion begünstigen. Dies sei etwa bei Honigtau der von Imkern gefürchteten großen schwarzen Fichtenrindenlaus der Fall. Außerdem sollten Waben, die mit Melezitosehonig gefüllt sind, vor allem im Winter möglichst aus Stöcken entfernt werden, zudem könne man Blütenhonig zumischen.

Die Hohenheimerin will weiterforschen

Von einer Gefahr für Menschen geht die Forscherin aus Hohenheim indes nicht aus. Flüssiger Waldhonig habe nur einen niedrigen Melezitosegehalt, und damit sollte „das menschliche Verdauungssystem gut klarkommen“.

Die Bienen lassen Victoria Seeburger als Mitglied im Verein der Filderimker nicht los. Sie wird weiterforschen, dafür stehen Bundesmittel zur Verfügung. Welche Lausarten sind extra schädlich, welche Faktoren, etwa heiße Sommer, begünstigen die Melezitoseproduktion, welche Regionen sind besonders betroffen? „Unser Ziel ist, ein Warnsystem für Imker zu entwickeln.“