Bohnen treffen Mais. Foto: /Annegret Jacobs

In anderen Ländern ist schon lange bekannt, dass Mais und Bohnen auf dem Feld gut miteinander können. Ihre Kombination hat gleich mehrere Vorteile.

Hohenheim - Ein ganz normales Maisfeld unweit des Heidfeldhofes bei Plieningen im September. Drei Wochen etwa noch bis zur Ernte. Der Mais steht bereits gut. Wer sich jedoch die Mühe macht, einen Blick durch die äußeren Reihen zu werfen, der staunt: knallrote, gelbe und weiße Blüten, Bohnenschoten in vielen Farben und Formen umranken den Mais. Aber: Hier hat sich kein nett anzusehendes Wildkraut des Maises bemächtigt und lässt den Blutdruck der Landwirte in die Höhe schnellen.

Im Gegenteil. Bei diesem Anblick werden nüchterne Agrarfachleute fast poetisch: „Ist das nicht schön?“ Willmar Leiser, Leiter der Saatzuchtanstalt der Uni Hohenheim, ist begeistert und lädt ein zum Gang in den buntblühenden Maisfeldschungel. „Das müssen Sie sich hier drinnen ansehen“, klingt es dumpf aus dem Inneren des Feldes. Eine Mischkultur aus Mais und Stangenbohnen – das könnte die Zukunft des Futtermittelanbaus für Rinder und Milchkühe in Europa verändern.

Mais braucht weniger Dünger

Von nicht weniger ist Leiser überzeugt. „Die Mischung beider Pflanzen erhöht den Proteingehalt des Futtermittels enorm. Zudem wirken die Bohnen für den Mais wie ein natürlicher Dünger.“ Die Hülsenfrüchte ziehen Stickstoff aus der Lust und geben diesen in den Boden – wo der Mais profitiert und weniger Dünger benötigt. Dass diese Symbiose funktioniere, erkenne man bereits an der Blattfarbe des Maises. „Mit Bohnen sind die Blätter dunkelgrün, ohne Bohnen sind sie viel heller“, sagt Leiser und deutet auf die äußere Reihe der Maispflanzen zum Weg hin, die nicht von Bohnen umrankt sind.

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In Südamerika, woher Mais und Bohnen stammen, wussten die Menschen seit jeher, dass diese beiden Pflanzen harmonieren. Hierzulande war die Kombi unbekannt, bis ein findiger Saatguthändler aus der Agrarindustrie auf diese Symbiose stieß. Er begann auf eigene Faust, das Zusammenwirken von Mais- und Bohnenpflanzen zu erforschen. Als er in Rente ging, holte Willmar Leiser 2018 die Forschung an die Uni Hohenheim und testet nun, welche Bohnensorte sich am besten eignet. „Bislang sehen wir nur Vorteile“, zieht Leiser Bilanz.

Gut für Bienen und Hummeln

Und dann ist da noch der Artenschutzeffekt. Leiser deutet auf eine Bohnenranke, in deren Blüten es dezent summt. „Die Bohnenblüten sind für Bienen und Hummeln interessant.“ Somit können Maisfelder – in Sachen Biodiversität bislang Brachen – zu Blütentankstellen werden. Derzeit fördern drei nördliche Bundesländer das Plus an Diversität auf dem Maisfeld finanziell. „Aber wir haben da positive Rückmeldungen aus Stuttgart, dass da auch noch was kommen soll.“

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Das Interesse der Landwirte an der Mais-Bohnen-Kultur ist groß. Wurden 2018 in ganz Deutschland 400 Hektar angebaut, sind es dieses Jahr bereits 20 000 Hektar. Martin Maisch aus Gerlingen ist einer der Landwirte, die darauf setzen. Fünf Jahre lang hat der Milchbauer Sojabohnen angebaut – mit sehr wechselndem Erfolg. Zwei gute Jahre stehen drei schlechten gegenüber. „Das war mir dann zu blöd“, resümiert er.

Der Bauer geht auch ein Risiko ein

Schon länger verfolgte der Gerlinger in der Fachpresse die Ergebnisse zur Mais-Bohnen-Kultur. „Und dieses Jahr habe ich mir gesagt: Jetzt versuche ich es. Wenn es nichts wird, bleibt mir der Mais.“ Fünf seiner insgesamt 28 Hektar säte er im Frühjahr damit ein. Sein Risiko: zehn Prozent weniger Maisertrag. Und das Saatgut hat anderthalb mal so viel gekostet wie eine reine Maismischung. Bislang ist Maisch zufrieden: „Der Mais steht gut.“ Seinen Ertrag will er komplett an seine eigenen Kühe verfüttern. Ob den Kühen die Bohnenzulage schmecke, „dass sehe ich erst in drei Wochen“, sagt er.