In der CDU wird auch über AKK diskutiert. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Konservative Unionspolitiker wollen die Kanzlerkandidatur per Urwahl klären. Das zielt gegen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, denn die Initiatoren der Werte-Union wollen Friedrich Merz im Kanzleramt sehen.

Berlin - Mit der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur Parteivorsitzenden sollte Ruhe in der CDU einkehren. Doch nach gut einem halben Jahr im Amt steht die 56-jährige Saarländerin nahezu wöchentlich im Zentrum immer neuer Debatten. Aktuell geht es um die Frage, ob sie die Richtige ist, um Angela Merkel nicht nur als Parteivorsitzende, sondern auch als Kanzlerin zu beerben.

Als CDU-Chefin gilt „AKK“ als erste Anwärterin auf die Kanzlerkandidatur. Doch in der Partei wuchsen nach dem schlechten Ergebnis bei der Europawahl und dem ungeschickten Umgang der Parteizentrale mit dem millionenfach angeklickten Kritik-Video des Youtubers Rezo Zweifel, ob die frühere saarländische Ministerpräsidentin der Aufgabe gewachsen wäre. Der CDU-Vizechef Armin Laschet erklärte die Kandidatenfrage am Wochenende ausdrücklich noch nicht für erledigt. Dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten werden eigene Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur nachgesagt.

Konservative wollen Mitglieder entscheiden lassen

Ausdrücklich auf die Seite Kramp-Karrenbauers stellte sich nun Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus, der sie als „unsere nächste Kanzlerkandidatin“ bezeichnete. Kramp-Karrenbauer habe „selbstverständlich“ das Erstzugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur, pflichtete der CDU-Vize und hessische Ministerpräsident Volker Bouffier bei. „Das war immer so und das bleibt auch so.“

Aufsehen erregte am Dienstag jedoch die Forderung der Werte-Union, die Mitglieder von CDU und CSU den nächsten Kanzlerkandidaten bestimmen zu lassen. Die „K-Frage“ dürfte nicht „im stillen Kämmerlein“ getroffen werden, sagte der Vorsitzende des Zusammenschlusses stramm konservativer Unionspolitiker, Alexander Mitsch. Eine im Internet gestartete Kampagne fand nach seinen Angaben in den ersten Stunden mehrere hundert Unterstützer. Mitsch verweist darauf, dass die Regionalkonferenzen, auf denen sich die Kandidaten für die Merkel Nachfolge der Basis vorstellten, die CDU regelrecht vitalisiert hätten.

Merz lehnt die Idee einer Urwahl ab

Der Werte-Union geht es mit ihrer Aktion jedoch nicht allein darum, die innerparteiliche Demokratie zu stärken. Der kleine, aber lautstarke Verbund favorisiert den im Rennen um den CDU-Vorsitz unterlegenen Friedrich Merz als Kanzlerkandidaten. Mitsch führt eine Umfrage aus der vergangenen Woche an, nach der Merz als Kanzlerkandidat mit 31 Prozent auf deutlich mehr Zuspruch in der Bevölkerung käme als Kramp-Karrenbauer mit 16 und Laschet mit elf Prozent. Merz selbst lehnt die Idee einer Urwahl jedoch ab. „Als Anhänger der repräsentativen Demokratie bin ich grundsätzlich eher skeptisch gegenüber Urwahlen“, sagte er gegenüber unserer Zeitung. „Delegierte und Vorstände erhalten von der Basis ein Mandat, sie sollten dann auch entscheiden dürfen.“

Andere Unionsvertreter kritisierten die Debatte als verfrüht. „Wir beschäftigen uns dann mit Themen, wenn Sie anstehen“, sagte der baden-württembergische CDU-Vorsitzende Thomas Strobl unserer Zeitung. Die Frage einer Urwahl gehöre derzeit nicht dazu, da die nächste Bundestagswahl planmäßig im Herbst 2021 stattfinde. Die Kandidatenfrage soll Ende 2020 auf einem CDU-Parteitag geklärt werden. Voraussetzung ist jedoch, dass die „GroKo“ nicht vorzeitig zerbricht. Die Menschen wollten „keine Diskussion darüber, wer in mehr als zwei Jahren vielleicht wie auf welchen Posten kommt“, sagte auch der Generalsekretär der Südwest-CDU, Manuel Hagel. Eine stärkere Beteiligung der Parteibasis kann Hagel sich jedoch vorstellen: Das Verfahren bei der Vorsitzendenwahl mit der Vorstellung der Kandidaten auf mehreren Regionalkonferenzen sei „sehr gelungen“ gewesen.

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