Bild aus einer anderen Zeit: Studierende der Uni Hohenheim präsentieren ihre Forschungsergebnisse von Humboldt reloaded im Schloss – ohne Maske, ohne Abstand und ganz unvirtuell. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Uni Hohenheim will weiter in die Unterstützung von Studienanfängern investieren. Doch ihr Vorzeigeprojekt Humboldt reloaded muss sie abspecken, die Forderung nach einer campusweiten Tempo-30-Zone erfüllt sich bisher nicht – und Corona wirft zusätzliche Probleme auf.

Stuttgart - Erst die Klimakrise, dann die Corona-Pandemie: in beiden Fällen fühle sich die Uni Hohenheim verpflichtet, gesellschaftliche Probleme zu lösen, erklärte der Hohenheimer Unirektor Stephan Dabbert in seinem Jahresbericht vor Senat und Unirat. Erstmals fand die Veranstaltung via Zoom rein digital statt. „Wir sind stolz darauf, zur Lösung von Krisen auszubilden“, so Dabbert. Dass die Uni hierfür neben dem passenden Themenspektrum – etwa der Schwerpunkt Bioökonomie – auch gute Studienbedingungen biete, belege die Platzierung unter die Top Ten Universitäten in Deutschland beim Times Higher Education Europe Teaching Ranking. Als nützlich habe sich neben Vorkursen zur Matheauffrischung auch die Einführungswoche für Studienanfänger erwiesen, die im vergangenen Jahr ihre Premiere hatte. Sie solle beibehalten werden. Bis Ende dieses Jahres investiere die Uni 1,1 Millionen Euro, um Lehre und Betreuung auszubauen. Auch das Qualitätsmanagementsystem habe sie ausgebaut.

Rektor: Die finanziellen Ressourcen werden knapp bleiben

Weniger gut läuft es für Hohenheims Markenzeichen Humboldt reloaded. Denn für dieses Projekt, das die frühzeitige und fakultätsübergreifende Einbindung von Studierenden ins forschende Lernen ermöglicht, läuft die Finanzierung in diesem Jahr aus. Ziel sei zwar, aus dem Projekt ein Dauerangebot zu machen. „Aber wir müssen es vom Umfang her deutlich zurückfahren“, bedauert Dabbert. Und dies, obwohl es gelungen sei, mit der Landesregierung eine neue Vereinbarung zur Hochschulfinanzierung auszuhandeln – nach einigen Demos übrigens, an denen auch der Rektor beteiligt war. Somit sei für die nächsten fünf Jahre der jährliche Inflationsausgleich von drei Prozent zwar „ein wichtiger Erfolg“, aber die Erhöhung des Grundhaushalts für zusätzliche Aufgaben habe man nur teilweise erreicht. „Die finanziellen Ressourcen werden knapp bleiben“, kündigte Dabbert an.

Für den Umgang mit der Corona-Pandemie spendete er Lob: „Die Situation wurde von allen Uniangehörigen bravourös gemeistert.“ Das gelte auch für die Lehre: „90 Prozent des Studienbetriebs lief irgendwie digital.“ Zudem biete die Uni ihren Studierenden 140 Zusatzkurse für digitale Schlüssel- und Zusatzqualifikationen.

Freude über Solidarität in schwierigen Zeiten

Zu den Herausforderungen gehörten allerdings die Prüfungen, die in Corona-Zeiten extrem aufwendig seien und viel mehr Räume und Personal erforderten. Prüfungen via Internet betrachtet Dabbert wegen des Schummelrisikos eher mit Skepsis. Erfreulich sei, dass in sozialen Notlagen bei Studierenden und Mitarbeitern eine „erhebliche Solidarität“ zu spüren sei, etwa durch die Einrichtung von Notfallfonds. Zugleich zeige die Corona-Krise, wie verletzlich die Gesellschaft, aber auch, wie bedeutsam die Rolle der Unis sei. Auch Hohenheim liefere durch seine Expertise und Forschungsaktivitäten seinen Beitrag. Und könne vielleicht ein Missverständnis aufklären: „Wir können Lösungsvorschläge machen, aber die Wissenschaft hat keinen Zugriff auf die endgültige Wahrheit.“

Ganz real kämpft die Uni weiterhin um Verbesserungen beim Thema Mobilität. Erfolge seien zwar die direkte Buslinie zum Flughafen, neue Wohnheime mit mehr als 300 Plätzen und ein 150 000 Euro schwerer Wettbewerbssieg. Aber noch offen seien die zentrale Mobilitätsstation, eine campusweite Tempo-30-Zone und ein direktes Gleis via Möhringen in die Innenstadt.