Unten viel Glas, oben viel Beton: der Neubau an der Mensa wirkt transparent und ansprechend. Er lädt ein zum Essen und zum Lernen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Elegant, heimelig und funktional: Der Neubau für die Mensa-Erweiterung an der Uni Hohenheim kam spät, wird jetzt aber begeistert aufgenommen. Beim Festakt der Übergabe war die alte Fehde zwischen Uni und Stadt Stuttgart fast vergessen.

Stuttgart - „Dieser Bau schafft Entlastung.“ Mit diesem Satz hat Ulrich Steinbach, Amtschef im Wissenschaftsministerium, den Nagel auf den Kopf getroffen. Am Montag wurde der 4,8 Millionen Euro teure Mensaanbau im Herzen des Hohenheimer Unicampus offiziell eingeweiht. Ein schmuckes Gebäude, das die Zahl der Essplätze von bisher 550 um weitere 318 erhöht. Somit kann nun die Zahl der täglich ausgegebenen Essen von 1260 auf 1970 gesteigert werden. Diese Erweiterung der Infrastruktur war dringend nötig gewesen, da die Zahl der Studierenden auf knapp 10 000 gewachsen ist und auch die mehr als 2000 Hochschulmitarbeiter versorgt werden müssen. Außerhalb der Essenszeiten kann der Raum auch als Lernarbeitsplatz genutzt werden.

Die Entstehungsgeschichte für den Anbau hatte sich schwierig gestaltet. „Es war über die Jahre hinweg ein zähes Ringen“, sagte Oliver Schill, Geschäftsführer des Studierendenwerks Tübingen-Hohenheim. „Dass die bestehende Mensa zu klein ist, wissen wir seit mehr als zehn Jahren.“ Wer dort essen wollte, musste täglich lange Schlangen an Ausgabetheken und Kassen in Kauf nehmen, Sitzplätze waren rar.

Weil die Stadt Stuttgart die Pläne ausbremste, musste alles umgeplant werden

Ursprünglich sollte der Mensaanbau deshalb bereits 2013 fertig sein. Doch die Stadt Stuttgart bremste die Pläne des Bauamts der Uni aus. Die Stadt bestand damals auf einem Grünstreifen zur Garbenstraße. So musste komplett neu geplant werden. 2015 erhielt die Hochschule dann die Baugenehmigung, im Mai 2016 schließlich konnte mit dem Bau begonnen werden.

Mit dem Ergebnis zeigten sich alle zufrieden. „Die Mensa ist das soziale Herz des Campus – hier trifft man sich“, sagte Finanzstaatssekretärin Gisela Splett. „Das ist von größerer Bedeutung, als man zunächst denkt.“ Im Nachhinein habe sich der Streit sogar als fruchtbar erwiesen: „Dieses Projekt war der Auslöser für den Masterplan für den gesamten Campus – der kam gerade rechtzeitig.“ In diesem Masterplan verständigten sich Universität, Stadt und Unibauamt unter anderem darauf, welche Stellen auf dem Campus bebaut werden dürfen. Den Disput habe man „gemeinsam gut gelöst“, so Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne).

Unirektor Dabbert findet das Gebäude „sehr transparent, offen, wohnlich“

Den Mensaanbau plante Wolfgang Roth von Wolfgang Roth Architekten als eingeschossiges, stützenfreies Gebäude, das Stil und Form der 1984 gebauten und von Michael Held geplanten „alten“ Mensa aufgreift, aber neu interpretiert. Das Dach des Anbaus zitiert in der Formensprache die früher hier gewesenen Gewächshäuser und die Mansarddächer des Schlosses – innen hingegen wirkt die Betonkonstruktion mit den mikadoartig angeordneten LED-Lichtbalken ungewöhnlich leicht. Rektor Stephan Dabbert lobte das Gebäude als „sehr transparent, offen, wohnlich“. Die 4,8 Millionen Euro Baukosten übernahmen je zu einem Viertel das Wissenschaftsministerium und das Studierendenwerk, die andere Hälfte stammt aus dem Bauhaushalt des Landtags.

Der wird auch künftig von den Hohenheimern strapaziert werden. Unter anderem, weil für die „alte“ Mensa eine Generalsanierung ansteht. „Jeden Tag verarbeiten wir hier eine Tonne Lebensmittel – wir werden ein Provisorium brauchen“, kündigte Schill an, möglicherweise auf einem Parkplatz. „Das wird ein Großprojekt werden.“ Schill geht von rund 20 Millionen Euro Kosten und einem Planungsvorlauf von rund fünf Jahren aus.