Weizen wird in Europa bevorzugt in der Monokultur angebaut. Dabei birgt dieses Verfahren viele Nachteile. Foto: dpa

Der Professor Roland Gerhards wirbt dafür, althergebrachte Anbaumethoden neu zu entdecken.

Stuttgart-Plieningen - Moderne Satelliten-Ortungstechnologie könnte es ermöglichen, dass in Zukunft in der Landwirtschaft wieder so angebaut wird, wie es Selbstversorger von alters her getan haben. „Precision Farming könnte das Ernten beim Mischanbau ermöglichen“, sagte Roland Gerhards. „Das ist die Herausforderung.“ Gerhards weiß, wovon er spricht. Er ist Professor an der Universität Hohenheim, er leitet das Fachgebiet Herbologie. Und am vergangenen Donnerstag hielt er vor interessierten Nicht-Studenten einen Vortrag im Rahmen des Studium generale. Der Thema des Abends: „Warum Pflanzen besser zusammen wachsen.“

Nun ist es keine neue Erkenntnis, dass Pflanzen, oder besser die Böden, auf denen sie wachsen, Abwechslung brauchen. Die Dreifelderwirtschaft brachte im Mittelalter eine ungeahnte Ertragssteigerung mit sich, was das damalige Bevölkerungswachstum erst ermöglichte. Dennoch wird heute nicht mehr so angebaut. „Es gibt aber keine Früchte, die selbstverträglich sind“, sagte Gerhards. „Sie leiden alle unter der Monokultur.“ Krankheiten und Unkräuter, die mit Vorliebe einer bestimmte Sorte zusetzen, haben es unter solchen Umständen leichter. „Das schafft Probleme“, sagte Gerhards. Die Erträge sinken, und gleichzeitig müssen mehr Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.

Dennoch entscheiden sich heute viele Landwirte für die Monokultur. In Asien ist es vor allem der Reis, im mittleren Westen der USA der Mais und in Europa der Winterweizen, der angebaut wird. „Fruchtfolgen wären besser, aber wir halten uns nicht daran“, sagte Gerhards. Die Gründe dafür sind ökonomischer Natur. Wer auf dem Markt bestand haben will, muss konkurrenzfähig produzieren können. Das setzt großes Wissen schon dann voraus, wenn nur wenige Sorten angebaut werden. Wer also Mehrfelderwirtschaft betreiben will, benötigt auch mehr Know-how. Und zudem mehr Maschinen.

„Pflanzen sind in der Lage zu kommunizieren“

Gerhards schätzte, dass durch Unkraut weltweit 40 Prozent des Ertrags verloren geht. „Es ist also gar keine Frage, dass wir Unkraut bekämpfen müssen“, sagte er. Aber richtig eingesetzt kann auch die Vielfalt durch eigentlich unerwünschte Pflanzen vorteilhaft sein. Denn „Pflanzen sind in der Lage zu kommunizieren. Ich behaupte, sie können das.“

So werden Pflanzen schon als Keime dazu angeregt, in die Höhe zu wachsen oder breite Wurzeln zu bilden, je nachdem, wie viel Schatten ihre Konkurrenten werfen. „Und Pflanzen kommunizieren auch über die Ausscheidungen an den Wurzeln“, sagte Gerhards. Manche hemmen das Wachstum ihrer Konkurrenten. „Das kann aber auch einen fördernden Effekt haben.“

Die komplexen Zusammenhänge könnten am besten beim Mischanbau ausgenutzt werden. So haben Hohenheimer Wissenschaftler schon 2010 in einem deutsch-chinesischen Projekt nachgewiesen, dass bei einem gemeinsamen Anbau von Mais und Erdnuss der Acker um 30 Prozent besser genutzt wird. Dabei nicht aus der Spur zu geraten, sei eben die Herausforderung. Mit GPS lassen sich Traktoren computergesteuert auf den Zentimeter genau über die Anbaufläche bewegen.