In dem Reiheneckhaus an der Ecke Obertürkheimer Straße/Lerchenbergstraße ist am Montag eine Familie mit zwei kleinen Kindern ums Leben gekommen. Foto: SDMG

Die Polizei spricht von einem „furchtbaren und tragischen“ Unglück. Die Ursache der tödlichen Kohlenmonoxid-Konzentration in einem Haus im Stadtteil Mettingen ist noch unklar.

Stuttgart - Im Esslinger Stadtteil Mettingen ist am Montag das Leben einer vierköpfigen jungen Familie ausgelöscht worden. Nach den ersten Erkenntnissen der Polizei sind ein 29-jähriger Mann, seine gleichaltrige Ehefrau und ihre beiden kleinen Kinder – ein vierjähriger Junge und seine drei Jahre alte Schwester – an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben. Michael Schaal, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, geht von einem „furchtbaren und tragischen Unglück“ in dem neuen Reiheneckhaus in der Obertürkheimer Straße aus. Die Ursache sei zu einem so frühen Zeitpunkt noch ungeklärt, die Ermittlungen dauern an. Es gebe „keine Hinweise“ auf ein Verbrechen oder einen Suizid, so Schaal bei einer Pressekonferenz vor Ort.

Polizei löst Großeinsatz aus

Gegen 12 Uhr hatte ein Angehöriger das Unglück entdeckt, berichtet Schaal. Nachdem ihm auf sein Klingeln und Klopfen hin nicht geöffnet worden war, schaute er durch ein Fenster ins Wohnzimmer und sah dort zwei leblose, auf dem Boden liegende Personen. Er setzte daraufhin sofort einen Notruf bei der Polizei ab. Diese löste einen Großeinsatz aus, an dem neben der Polizei zahlreiche Rettungswagen und Feuerwehrleute beteiligt waren. Als die Rettungskräfte das Haus betraten, habe sofort deren Kohlenmonoxid-Melder angeschlagen. Aufgrund der deutlich überhöhten Werte habe die Feuerwehr das Haus an der Einmündung der Lerchenbergstraße nur mit Atemschutzausrüstung betreten können. Für die Bewohner kam jede Hilfe zu spät. Die Einsatzkräfte konnten nur noch den Tod der beiden 29 Jahre alten Eheleute und ihrer beiden kleinen Kinder feststellen. Die Kriminaltechniker der Polizei konnten den Neubau erst betreten, nachdem dieser von der Feuerwehr vollständig belüftet worden war. Sie sicherten Spuren, die Aufschlüsse über die genaue Ursache für das Unglück geben könnten.

Vor Ort war auch ein Mitarbeiter vom Gas-Notdienst der Stadtwerke Esslingen (SWE) im Einsatz. Dieser hat laut einem SWE-Sprecher Messungen in dem Gebäude vorgenommen, „aber keinen Gasaustritt festgestellt“. In solchen Fällen werde stets ein Einsatzfahrzeug der SWE angefordert, um beispielsweise undichte Gasleitungen stillzulegen. Das sei im konkreten Fall aber nicht vonnöten gewesen, erklärte der SWE-Sprecher auf Anfrage.

Vor dem Haus spielen sich dramatische Szenen ab

Im Umfeld des Unglückshauses waren Mutmaßungen zu vernehmen, es könne möglicherweise ein Defekt im Bereich der Heizung vorgelegen haben. Die Ermittlung der genauen Ursache wird laut einem Polizeisprecher aber wohl mehrere Tage in Anspruch nehmen. Es müssten zahlreiche Spuren und Ermittlungsergebnisse zusammengeführt werden: „Das Einzige, was wir im Moment haben, ist die deutlich überhöhte Konzentration von Kohlenmonoxid. Wo die herrührt, muss jetzt geklärt werden“, teilte der Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen auf Anfrage mit.

Vor dem Haus spielten sich am frühen Nachmittag dramatische Szenen ab. Immer mehr Angehörige und Freunde der Familie trafen in einem Zelt ein, welches der Rettungsdienst in der Lerchenbergstraße eigens für sie aufgebaut hatte. Ihre Schreie der Trauer und des Schmerzes waren weithin zu hören. Die Trauernden wurden vor Ort von den Rettungskräften, Notfallseelsorgern und von speziell dafür geschulten Polizeibeamten betreut.

Von außen deutete an dem schmucken Reihenhaus im Esslinger Stadtteil Mettingen kaum etwas auf das schreckliche Unglück hin, das sich nur wenige Stunden zuvor im Innern abgespielt hatte. Die Polizei hatte vor dem Wohnzimmerfenster im Erdgeschoss eine große Plane als Sichtschutz aufgehängt. Im Obergeschoss waren die Fenster weit geöffnet, um das Gebäude zu belüften.

Vor den Absperrbändern der Polizei versammelten sich viele Schaulustige, während die Kriminaltechniker in dem Reihenhaus mit Hochdruck Spuren sicherten. Weil der Platz für die Einsatzfahrzeuge an der Obertürkheimer Straße nicht ausreichte, wurde der Polizei gestattet, vorübergehend den Parkplatz des benachbarten Lidl-Discounters mitzubenutzen.