Die akademische Freiheit sehen nicht nur die CEU-Studenten in Ungarn Foto: picture alliance/dpa

In Ungarn hat die rechtsnationale Fidesz-Partei von Ministerpräsident Orbán die Europawahl klar für sich entschieden. Eines ihrer Feindbilder ist die von US-Milliardär George Soros gegründete Eliteuniversität CEU – deren Tage in Ungarn gezählt sind.

Budapest - Tibor Rácz steht vor dem Gebäude der Zentraleuropäischen Universität (CEU) in Budapests fünftem Bezirk, als ein Fahrradfahrer vor ihm anhält. Der Mann beginnt ihn zu beschimpfen: Söldner, Soros-Sklave, Feind Ungarns, ab mit ihm ins Ausland. Rácz flieht vor den Beleidigungen ins Innere des Gebäudes. Eszter Szedlacsek hat einmal vergessen, ihre Privatsphäre-Einstellungen auf Facebook anzupassen. Sofort erschien der Kommentar: „Soros-Sklavin“ unter dem Post. Die beiden Studenten treffen sich am Eingang der Universität an der Nádor-Straße. Die Glas-Beton-Architektur des Campusanbaus wirkt, als sei ein Raumschiff in der k. u. k Zeit gelandet. In einigen Metern Höhe erheben sich die drei Buchstaben „CEU – Central European University“. Die Eliteuniversität, 1991 von dem Hedgefonds-Manager, politischen Aktivisten und Philanthrop George Soros gegründet, zählt mit einem Stiftungsvermögen von 880 Millionen US-Dollar zu den vermögendsten in Europa.