Bei einem Frontalzusammenstoß kam im Juli vergangenes Jahres ein 66 Jahre alter Mann auf der Straße von Döffingen nach Maichingen ums Leben. Foto: dpa/Dettenmeyer

Weil viele Menschen infolge der Coronapandemie von zu Hause aus arbeiten, geschehen in den Kreisen Böblingen und Ludwigsburg weniger Verkehrsunfälle. Allerdings verunglücken mehr Radfahrer und Pedelecs.

Böblingen - Rund 20 Prozent weniger Verkehrsunfälle verzeichnet das Polizeipräsidium Ludwigsburg, das für die Kreise Böblingen und Ludwigsburg zuständig ist. Zu einem Teil ist dieser Rückgang sicherlich auf die Pandemie zurückzuführen, die viele Menschen ins Homeoffice geschickt hat und etliche in die Kurzarbeit, wodurch der Verkehr dementsprechend weniger wurde. Die Straßen in den Kreisen Böblingen und Ludwigsburg waren gerade zu Beginn der Pandemie im vergangenen Frühjahr geradezu ausgestorben. Dennoch hat die Polizei auch ihren Teil dazu beigetragen, dass es weniger Unfälle gibt.

Der Polizeipräsident Roland Metzger sagt dazu: „Insbesondere die Bekämpfung schwerer Verkehrsunfälle steht weiterhin im Fokus der polizeilichen Verkehrsüberwachungs- und Präventionsmaßnahmen. Ich gehe davon aus, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind.“ Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Ludwigsburger Zuständigkeitsbereich sei deutlich gesunken: „Mit 15 Verkehrstoten im Jahr 2020 hat sich deren Zahl im Vergleich zu 34 im Jahr 2019 mehr als halbiert.“

Schwere Unfälle

Die meisten Verkehrsunfälle, bei denen Menschen zu Schaden kamen, wurden durch Verstöße gegen die Vorfahrt verursacht. An zweiter Stelle rangiert zu dichtes Auffahren. Und wie schon im Vorjahr ist überhöhte Geschwindigkeit die dritthäufigste Ursache.

Alkohol

Die Unfälle, bei denen der Alkohol eine Rolle spielte, gingen im Kreis Böblingen von 117 auf 102 Unfällen zurück, was einem Minus von 12,8 Prozent entspricht. Auf den Autobahnen der beiden Kreise Böblingen und Ludwigsburg verzeichnet die Polizei einen Rückgang von 38 auf 28  alkoholbedingte Unfälle, was zu einem Minus von 26,3 Prozent führt.

Drogen

Bei den Verkehrsunfällen unter Drogeneinfluss erkennt die Polizei zwar insgesamt eine rückläufige Tendenz, jedoch mit unterschiedlichen Entwicklungen in den Landkreisen: Im Kreis Böblingen ging deren Anzahl um 20 Prozent von 30 auf 24 Unfälle zurück, während die Polizei im Kreis Ludwigsburg eine Zunahme um 53,3 Prozent von 15 auf 23 registrierte.

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Auch auf den Autobahnen der beiden Landkreise wurde weniger unter Drogeneinfluss gefahren, hier gab es 28 Unfälle, im Vorjahr waren es noch 38 Fälle, was einem Minus von 26,3 Prozent entspricht.

Motorräder

Die Zahl der Motorradunfälle ist um knapp sieben Prozent auf 319 zurückgegangen. Besonders erfreulich für die Statistiker wie für die Biker ist es, dass im vergangenen Jahr kein Motorradfahrer gestorben ist. Die Zahl der schwer verletzten Opfer hat sich jedoch von 32 auf 34 leicht erhöht. Die meisten Unfälle von Motorrädern mit rund 32,6 Prozent waren wegen zu schnellem Fahren, gefolgt von 27 Prozent wegen Überholen. Die Zahl der Unfälle wegen Vorfahrtsverletzungen lag deutlich geringer bei etwa zwölf Prozent.

Pedelecs

Immer mehr Bürger legen sich Pedelecs zu und genießen die umweltschonende und gleichzeitig schnelle und flexible Fortbewegungsart. Doch hat die Beliebtheit der Elektro-Fahrräder naturgemäß auch zu mehr Schadensfällen geführt. Die Anzahl der Unfälle mit Pedelecs hat in beiden Kreisen um 18,8 Prozent von 202 auf 240 deutlich zugenommen.

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„Das zeigt uns, dass wir dieser Gruppe weiterhin besondere Aufmerksamkeit widmen müssen“, sagt dazu der Polizeipräsident Burkhard Metzger. Schließlich war im vergangenen Jahr ein Todesopfer zu beklagen, zudem zogen sich 57 Pedelecfahrende schwere Verletzungen zu. Die Pedelec-Fahrer hatten 18 Mal Vorfahrtsregeln verletzt, waren 15 Mal zu schnell gefahren und waren zehn Mal wegen mangelnder Verkehrstüchtigkeit ihrer Zweiräder in Unfälle verwickelt worden.

Fahrräder

Eine ähnliche Entwicklung wie bei den Pedelec-Fahrern zeigte sich im Jahr 2020 bei den Radfahrern. Insgesamt verstarben bei diesen Unfällen zwei Fahrradfahrer, 90 wurden schwer verletzt. 55 Radler hatten den Unfall selbst verursacht. Bei den Ursachen der selbst verschuldeten Unfällen rangiert bei den Radfahrern die Vorfahrtsverletzung mit 44 Fällen an erster Stelle, gefolgt von zu schnellem Fahren mit 27 Fällen und Fehlern beim Abbiegen mit 17 Fällen.