Die Donzdorfer Stäära Gugga boten den Zuschauern nicht nur fetzige Musik, sondern auch originelle Masken und Kostüme. Foto: Horst Rudel

Knapp 80 Gruppen haben sich am Samstag am traditionellen Umzug durch die Wernauer Altstadt beteiligt. Alles lief prächtig – nur an einem Punkt müssen die Narren noch arbeiten.

Wernau - Hästräger gegen Gewalt! Für das Brauchtum“: Ein dickes Plakat grüßt am Samstag den närrischen Lindwurm, der zum alljährlichen Höhepunkt der Wernauer Fasnet durch die Neckarstadt zieht. Vieles soll noch besser und familienfreundlicher werden – das ist das Signal der Narren, die nicht frei von Nachwuchssorgen sind. Auch die Entscheidung, in Wernau auf den Verkauf von hochprozentigen Getränken rund um den traditionellen Umzug zu verzichten, leistet einen wichtigen Beitrag, um dieses Ziel zu erreichen. Tatsächlich sieht man an diesem Nachmittag nur vergleichsweise wenige übertrieben alkoholisierte Narren.

Verbal müssen die Narren noch abrüsten

Allein: Warum ausgerechnet in dem Moment, in dem der Wernauer Büttel und der Wernauer Till, zwei wirklich originelle Traditionsfiguren der Wernauer Fasnet, an der Spitze des Narrenzugs am Quadrium und an der Moderatorin und Fasnetslegende Rita Zink vorbeizogen, aus den Lautsprechern „Wir versaufen unser Geld in den Kneipen dieser Welt“ erklingen musste, das wirft schon die Frage auf, ob die Narren es wirklich ernst meinen mit ihrer Kampagne: An der verbalen Abrüstung lässt sich im kommenden Jahr also durchaus noch etwas feilen. Ansonsten gibt es wenig zu mäkeln: Das Wetter hat trotz einiger dunkler Wolken aber auch mit etlichen wärmenden Sonnenstrahlen wunderbar mitgespielt – wobei die Narren in diesem Jahr wohl eher unterwegs waren, um den bereits eingezogenen Frühling zu verteidigen und nicht, um, wie in den meisten Jahren zuvor, den Winter zu vertreiben. Die 80 Gruppen aus ganz Baden-Württemberg zogen in farbenprächtigen Kostümen an den wieder zu Tausenden erschienenen Zuschauern vorbei und trieben vor allem mit vorwiegend weiblichen und sehr jungen Besucherinnen ihren Schabernack.

Starkes Team aus Neuhausen

Die Kreishauptstadt war mit der Guggamusik Burgfäger, den Karnevalsfreunden Esslingen und der 1. Freien Narrenzunft Hexenmeister stark vertreten. Auch mit einem starken Team angereist waren die Narrenfreunde aus Neuhausen, die am Sonntag um 13.33 Uhr ihrerseits zum großen Umzug auf die Fildern einluden. „Auf die Pauke haut’se – Bauze, Bauze“ tönte es dabei unzählige Male durch die Gemeinde. Mit 90 Gruppen und 3400 Teilnehmern, die aus Süddeutschland und den benachbarten Gemeinden angereist waren, ging es durch den Ort. An zehn Stationen kommentierten Sprecher das Geschehen für die Hästräger und Tausende Besucher.

Auf der Ehrentribüne leitete der Vorsitzende des Narrenbundes Neuhausen, Ronald Witt, das Geschehen. Um das 570-jährige Fasnets-Brauchtum kam auch der Rathauschef Ingo Hacker nicht herum und wohnte dem Umzug von Spielmannszügen, Gardetänzerinnen, Hästrägern, Hexen und Guggenmusikern bei. Im Gegensatz zu Wernau gab es in Neuhausen kein Verbot von Hochprozentigem. Laut Witt habe man aufgrund des Sonntagstermins weniger mit Übergriffen und übermäßigem Alkoholkonsum zu kämpfen.