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Der FDP-Wirtschaftsminister erwartet in seinem Energiekonzept 2020 zusätzliche Standorte in Baden-Württemberg

Stuttgart - Wo die Landesregierung energiepolitisch hinwill, steht seit Monaten fest. In ihrem Energiekonzept 2020, das im Herbst vom Landtag verabschiedet wurde, legt sie dar, was in den nächsten zehn Jahren beim Klimaschutz geschehen soll: Der Primärenergieverbrauch soll sinken, der Anteil der erneuerbaren Energie an Strom- und Wärmeerzeugung soll steigen.

Doch schon jetzt ist dem Wirtschaftsminister klar, dass das Ausbautempo nicht reicht, um die selbst gesteckten Ziele, die Umweltverbände ohnehin als zu niedrig kritisieren, zu erreichen: "Wir müssen an allen Fronten zulegen." Zu diesem Urteil trägt nicht zuletzt das Stuttgarter Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) bei, das die Umsetzung des Energiekonzepts 2020 kontrollieren soll.

Dessen Chef Frithjof Staiß bescheinigte Pfister am Montag zwar, auf einem vernünftigen Weg zu sein, sparte aber nicht mit Kritik. "Unser Sorgenkind ist die Windenergie", sagte der ZSW-Chef mit Blick darauf, dass im vergangenen Jahr gerade mal zwölf neue Anlagen gebaut wurden: "Das ist zu wenig." Mehr Anstrengungen seien auch beim Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung nötig, also bei Stromgeneratoren, deren Abwärme genutzt wird.

Auch der Wirtschaftsminister räumte ein, dass das Land bei der Windenergienutzung einen erheblichen Nachholbedarf hat: Der angestrebte Anteil von 20 Prozent erneuerbarer Energie an der Stromerzeugung könne nur erreicht werden, wenn die Potenziale aller regenerativen Energien genutzt werden. Pfister: "Wir können nicht abstrakt den Ausbau der erneuerbaren Energiequellen fordern, und dann bei den Windkraftanlagen vor Ort kneifen." Deshalb müssten landesweit Regionen, Kommunen, Privathaushalte und Firmen mitziehen.

Dreh-und-Angel-Punkt des Windkraftausbaus ist die Frage, wo solche Anlagen überhaupt entstehen dürfen. Die Regionalverbände legen dafür sogenannte Vorrangflächen fest, bestimmen aber auch, wo Windräder auf keinen Fall geduldet sind. Pfister will darauf hinwirken, dass diese Pläne auf den Prüfstand kommen und den Zielen des Energiekonzepts angepasst werden. Mit der Ausweisung von Vorrangflächen ist der FDP-Politiker jedenfalls nicht zufrieden.

ZSW-Chef Staiß formulierte den "dringenden Wunsch, Vorrangflächen auch an jenen Standorten auszuweisen, wo eine vernünftige Stromproduktion möglich ist". Da solche Projekte mit der Akzeptanz der örtlichen Bevölkerung stehen und fallen, hat der Minister eine "Kommunikationskampagne" eingeläutet, die für die Ansiedlung von neuen Windrädern wirbt.

"Wir kleben keine Plakate, sondern versuchen, auf einer sachlichen Basis Lösungen zu finden", sagte Klaus Amler von der Agentur Oekonsult, die die 100.000 Euro teure Kampagne umsetzt. Mit Wasserkraft allein, so räumt Pfister ein, lassen sich die energiepolitischen Ziele der Landesregierung jedenfalls nicht erreichen.

Ein gelungenes Beispiel, wie man die Bürger mit ins Boot holt, sind für den Minister die sogenannten Bioenergiedörfer. Diese sind in der Lage, sich autark mit Energie aus regenerativen Quellen zu versorgen. 16 solcher Gemeinden gibt es bereits im Südwesten - die jüngste davon ist St. Peter im Hochschwarzwald.

Die Initiative "Bürger Energie St. Peter" plant, über einen Hackschnitzelkessel und eine Heißluftturbine gleichzeitig Strom und Wärme aus Holz zu erzeugen. Der Brennstoff stammt von Waldbesitzern aus der Region. Damit will die Gemeinde hoch über Freiburg 770.000 Liter Heizöl jährlich einsparen und 2650 Tonnen Kohlendioxid weniger ausstoßen. "Anfangs wollten sich nur 80 Familien an das Fernwärmenetz anschließen, jetzt sind es schon 150", sagte der Bürgermeister von St. Peter, Rudolf Schuler, bei der Übergabe des Bewilligungsbescheids durch Pfister.

Das Land gewährt Zuschüsse von bis zu 20 Prozent der förderfähigen Investitionskosten, maximal aber 100.000 Euro pro Vorhaben. Die vorhandenen Fördermittel werden im Rahmen eines Wettbewerbs ausgeschrieben. Der nächste Termin für die Abgabe von Anträgen ist der 29. Januar 2010.

Nicht überall wird allerdings Fernwärme angeboten. Deshalb sieht ZSW-Chef Staiß eine entscheidende Aufgabe darin, die 2,3 Millionen Wohngebäude nachzurüsten. Er lobt deshalb das Landeswärmegesetz als vorbildhaft. Dieses schreibt vor, dass auch Altbauten zehn Prozent ihres Wärmebedarfs aus regenerativen Quellen beziehen. Die Umrüstung wird fällig, wenn die Heizungsanlage ohnehin ausgetauscht wird.