Konsumenten haben mit ihrer Nachfrage großen Einfluss auf das Angebot von Unternehmen. Abseits der klassischen Bio-Branche entwickeln auch herkömmliche Konzerne grüne Angebote und Lösungen.

Sie ist der globale Shooting-Star des Jahres 2019: Die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg hat in kürzester Zeit eine ganze Generation - und eine zunehmende Zahl an Wissenschaftlern - hinter sich versammelt. Ihre einhellige Sichtweise: Wir müssen den CO2-Ausstoß so schnell wie möglich stoppen, wenn wir die prognostizierten Klima-Katastrophen noch verhindern wollen.

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Menschen, die sich mit den Ausmaßen des Treibhauseffekts beschäftigen, wissen: Der weltweite Warenverkehr, vor allem der Schiffsverkehr, belastet unseren Planeten ungemein. Die großen Güterschleusen, den Panamakanal in Panama, und den Suezkanal in Ägypten, passieren täglich abertausende von Containern. Wer in Mitteleuropa Turnschuhe aus Fernost oder den USA kaufen will, kann das oft nicht vermeiden. Anders sieht es bei Lebensmitteln aus. Hier haben Konsumenten mehr Einfluss, als sie häufig glauben.

Regional, bio oder beides?

Die Biovariante eines Produkts ist nicht automatisch die bessere Lösung für das große Ganze. Wer im Supermarkt zu Bio-Tomaten greift, die quer durch Europa transportiert wurden, sollte sich die Frage stellen, ob es nicht sinnvollere Alternativen gibt - auch, wenn es sich dabei nicht um ein Bioprodukt handelt. Denn häufig existieren regionale Optionen, die dann zwar möglicherweise kein Bio-Siegel vorweisen, dafür sind die Transportwege minimal und Käufer können sich oft ein genaueres Bild von den Produktionsbedingungen machen.

Unternehmen denken um

Dass die veränderte Nachfrage bei den Unternehmen Wirkung zeigt, beweist etwa das Vorgehen der Lieken AG. Deren Logistiktochter hat deutschlandweit rund 17.000 Märkte direkt mit Backwaren beliefert. Bis Ende März 2020 vollzieht das Unternehmen einen radikalen Wandel: Keine einzige der bislang belieferten Filialen bekommt die Produkte mehr direkt, sondern über die Zentrallager des Handels, denn der Handel beliefert seine Märkte so ohnehin täglich.

Der Schritt weg von der sogenannten Streckenlogistik hin zur Zentrallagerlogistik spart im Jahr über 4 Millonen LKW-Fahrten und rund 50 Millionen Lkw-Diesel-Kilometer in den Städten und Wohngegenden. "Unsere Handelspartner sind oft überrascht von diesen Zahlen. Und dann überzeugt von der Maßnahme", erklärte Vorstand Andreas Utasch in einem Interview mit dem Branchenportal "Lebensmittel Praxis". Dass dieser Lieferweg genauso frisch und schnell ist, beweist die Frischmilch. Sie wird bereits seit über 20 Jahren via Zentrallagerlogistik in die Märkte geliefert. Einige Lebensmittelhändler verzichten bereits komplett auf zusätzliche Direktbelieferungen ihrer Märkte durch die Industrie.

Auch der Lieferbranchen-Riese Amazon hat das Problem erkannt, weshalb der "Amazon Day" auch nach Deutschland kommen wird. In den USA ist die Umstellung bereits vollzogen: Kunden bekommen dann nicht mehr einzelne Pakete beispielsweise am Montag, Donnerstag und Freitag, sondern sie geben an, welcher Wochentag der von ihnen bevorzugte ist. Anschließend liefert der Paketdienst an diesem Tag alle Bestellungen gemeinsam. Das spart nicht nur Transportkilometer, sondern auch Nerven und den Weg zur Postfiliale, falls man bei einer Lieferung nicht zuhause war.

Eine andere Herangehensweise verfolgt Edeka. Laut einem Bericht der Fachzeitschrift "Werben und Verkaufen" plant die Supermarktkette, künftig Kräuter und Gemüse direkt unter speziellen Lampen in den Filialen anzubauen. Im Großraum Berlin und in Minden-Hannover sind die dazugehörigen Pilotprojekte bereits erfolgreich abgeschlossen. Initiator Andreas Berg berichtet, dass die vertikalen Anbauanlagen gut ankamen und schaut in die Zukunft: "Der nächste Schritt ist, Salat im Supermarkt anzubauen."

Unterstützen Sie klimafreundliche Lieferanten

Auch die Lieferbranche ist im Umbruch. Weil sich ein CO2-Ausstoß bislang nicht vermeiden lässt, ist Klimaneutralität nur über Kompensation zu erreichen, will heißen: Für jedes ausgestoßene Kilogramm CO2 wird eine bestimmte Fläche an Wald aufgeforstet.

Die verschiedenen Anbieter sind dabei bislang unterschiedlich weit: Der Paketdienst DPD zum Beispiel hat sich selbst eine Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Titel "Driving Change" verordnet. Das Resultat: Schon heute liefert der Konzern klimaneutral, ohne dass Kunden dafür etwas tun müssen. Etwas anders ist es bei DHL: Während Lieferungen innerhalb Deutschlands ebenfalls klimaneutral sind, ohne dass Kunden dafür gesondert aktiv werden müssen, gilt das für Lieferungen ins Ausland nur, wenn man das zusätzliche Paket "GoGreen" bucht. GLS gibt ebenfalls an, innerhalb Deutschlands klimaneutral zu liefern.

Am anderen Ende des Spektrums befinden sich UPS und Hermes: Während man beim amerikanischen Lieferkonzern UPS immerhin das Paket "Carbon Neutral" hinzu buchen kann, stellt das Nachhaltigkeitsportal "utopia.de" nüchtern fest: "Klimaneutralen Versand für Privatkunden gibt es bei Hermes nicht."

Mitdenken beim Konsum

Wenn sich Konsumenten auf all diese Herangehensweisen und Firmenphilosophien besinnen und beim Griff ins Regal oder der Buchung des Lieferdienstes diejenigen bevorzugen, die umdenken, statt zu bremsen, kann sich die Nachfrage weiter verändern - zum Wohle der Umwelt und natürlich auch der Menschen, die sie bevölkern.