Der rot umrandete Bereich des KSK-Areals soll neu bebaut werden: mit Büros und Wohnungen. Rechts: der Schillerplatz. Foto: Google Earth

Die Ludwigsburger Kreissparkasse will einen ganzen Flügel ihres Hauptsitzes am Schillerplatz abreißen und für bis zu 40 Millionen Euro neu bauen. Unter anderem sollen dort Wohnungen entstehen. Doch es gibt Probleme mit der Genehmigung – und ein wildes Gerücht.

Ludwigsburg - Das Gerücht klingt unglaublich, aber es macht die Runde: Kann es passieren, dass die Ludwigsburger Kreissparkasse (KSK) der Stadt Ludwigsburg den Rücken kehrt und ihren Hauptsitz verlagert? Sogar die neue Adresse meinen manche zu kennen. Die Bank habe ihre Fühler nach Bietigheim-Bissingen ausgetreckt, heißt es, und auch die Dementis der KSK ändern daran nichts. Es sei bekannt, dass über dieses Thema gesprochen werde, sagt der CDU-Fraktionschef Klaus Herrmann. „Wir müssen alles tun, um das zu verhindern.“ Auch für Elfriede Steinwand von den Grünen liegt ein Wegzug der Bank – mit 1600 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber und Steuerzahler der Stadt – im Bereich des Möglichen. „Wenn die kein Grünes Licht kriegen, werden sie sich etwas überlegen, das ist klar.“

Auf Grüne Lichter wartet die Bank schon lange, und deshalb verweisen die Gerüchte wohl vor allem darauf, wie angespannt das Verhältnis zwischen Stadt und Kreissparkasse derzeit ist. Seit zwei Jahrzehnten will die KSK ihren Hauptsitz mitten in der City erweitern, stets gab es Widerstand. Vor zwei Jahren legte sie neue Pläne vor, erneut ist die Umsetzung ins Stocken geraten. In der Öffentlichkeit ist das Projekt bislang unbekannt, weil stets hinter verschlossen Türen gestritten wurde.

30 bis 40 Millionen Euro will das Unternehmen investieren. Ein aus drei Gebäuden bestehender Riegel entlang der Schillerstraße und weitere Einzelgebäude im Innern des Areals sollen abgerissen und neu gebaut werden, sie sind marode. Noch sind die unteren Geschosse an Einzelhändler vermietet, unter anderem an ein Matratzen- und ein Haushaltswarengeschäft. Entstehen sollen dort Büros für Mitarbeiter und bis zu 50 Wohnungen. Darüber hinaus soll das Hauptgebäude direkt am Schillerplatz einen neuen Haupteingang und neue Fassaden bekommen. Auch über Gastronomie wird nachgedacht.

Das Rathaus lehnte die ursprüngliche Planung ab

Der Vorstandschef Werner Schulte bekennt sich inzwischen offen zu dem Vorhaben: „Wir warten seit zwei Jahren auf die Genehmigung.“ Erklären könne er sich das nicht. An Verzögerungen ist die KSK gewohnt. Der geplante neue Haupteingang an der Ecke von Schiller- und Myliusstraße ist eine Notlösung und letztlich eine abgespeckte Version der zwanzig Jahre alten Pläne, das Gebäude in Richtung Schillerplatz zu erweitern und mit einer Ladenzeile zu ergänzen. Der Gemeinderat war stets dagegen. „Das würde den ganzen Platz kaputt machen“, sagt etwa Elfriede Steinwand.

Gegen die Fassadenmodernisierung hätten die Stadträte keine Einwände, und auch die Umstrukturierung der hinteren Gebäudeteile stößt in den Gremien weitgehend auf Wohlwollen. Diesmal ist es das Rathaus, das Probleme macht. Von „unterschiedlichen Vorstellungen“ spricht der Oberbürgermeister Werner Spec. In den ersten Entwürfen sei die Bebauung zu dicht gewesen, zeitweise habe die KSK gar ein Hochhaus geplant. „So etwas passt nicht an diese Stelle.“ Seither seien die Ideen mehrfach überarbeitet worden, so Spec, und dass ein solcher Prozess zwei Jahre in Anspruch nehme, sei nicht ungewöhnlich. „Wir haben beste Chancen, dass es in sehr absehbarer Zeit zu einer Lösung kommt.“

Wohin mit der Tiefgarage?

Offen ist, ob die Bank ihren eigenen Architekten beauftragen darf oder einen Wettbewerb ausschreiben muss. Was die Planung zusätzlich erschwert: Die Stadt möchte den von Straßen dominierten und unattraktiven Schillerplatz umgestalten. Unter anderem soll darunter eine Tiefgarage angelegt werden, aber das ist heftig umstritten – obwohl die KSK angeboten hat, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Allerdings muss die Bank, wenn sie unweit davon Wohnungen und Büros baut, auch dort unterirdische Parkplätze schaffen. Weshalb es Überlegungen gibt, die beiden Vorhaben zu verknüpfen. Wie das geschehen soll, ist indes völlig unklar.

Die KSK jedenfalls drängt auf eine schnelle Entscheidung. „Wir würden gerne so schnell wie möglich anfangen“, sagt Schulte. An den Gerüchten jedoch, dass im Falle weiterer Verzögerungen ein Umzug in Betracht komme, sei nichts dran. Wer auch immer Derartiges in Umlauf bringe: „Solche Überlegungen gibt es nicht.“